Stuttgart. Ungarn hat Schottland im Stuttgarter Stadion mit 1:0 besiegt. Zuvor bangten die Zuschauerinnen und Zuschauer um den Ungar Barnabás Varga.
Die Minuten vergingen langsam, sie zogen und zogen sich. Auf dem Rasen hatten Helfer mit Decken einen Sichtschutz um den Ungar Barnabás Varga gebaut. Dieser lag auf dem Boden, wurde behandelt, nachdem er zuvor mit Torhüter Angus Gunn bei einem versuchten Kopfball zusammengeprallt und auf den Boden geklatscht war. Ein Schockmoment, der das Spiel überlagerte und die Bedeutung des Ergebnisses in den Hintergrund drückte. Als Varga vom Platz getragen wurde, applaudierten alle 54.272 Fans im Stuttgarter Stadion.
Und dieses Spiel sollte nach den bangen Minuten noch einen Höhepunkt erleben, mit dem niemand mehr gerechnet hatte. Nach einem schottischen Eckball stürmten die Ungarn nach vorne, konterten, am Ende drückte Kevin Csoboth den Ball in der zehnten Minute der Nachspielzeit über die Linie. Ekstase. So gewann Ungarn 1:0 gegen Schottland und hat mit drei Punkten noch die Hoffnung auf das Achtelfinale. Schottland scheidet hingegen aus.
Zuvor schien Ausgangslage die Spieler am Sonntagabend zu lähmen. Es mangelte an Tempo, an Präzision, Bälle versprangen, Pässe gingen schief. Meist spielte sich das Geschehen um die Mittellinie herum ab. Die Begegnung erinnerte dabei mehr an eine Schulhof-Keilerei. Callum Styles räumte den Schotten John McGinn grätschend aus dem Weg (18.). Gelb. Sechs Minuten später klatschte McGinn erneut auf den Boden, diesmal hatte ihn Willi Orban umgekloppt. Wieder Gelb.
Ungarns Willi Orban köpft an die Oberlatte
Dann aber, als sich das Spiel schon der Halbzeitpause näherte, streichelte Ungarns Star und Kapitän Dominik Szoboszlai einen Freistoß in den schottischen Sechzehnmeterraum, dort lauerte Orban, dessen Kopfball kitzelte die obere Latte (41.). Die Ungarn näherten sich dem gegnerischen Tor nun an, wirkten gefährlicher. Szoboszlai versuchte es noch einmal aus 20 Metern – zu hoch (45.+1). Dazwischen sprang Ungarns Andras Schäfer in die Beine von Jack Hendry und sah, natürlich, Gelb. Da war sie wieder, die Keilerei.
Den Schotten fehlte ein Plan gegen die tiefstehende Mannschaft von Trainer Marco Rossi, selbst der normalerweise lautstarke Anhang kam diesmal verhaltener daher. Es wollte keine Zuversicht aufkommen, wie den Bravehearts ein Tor gelingen könnte. In Halbzeit zwei musste daher etwas passieren, damit es für beide Mannschaften nicht die letzten 45 Minuten bei dieser EM werden würden.
Roland Sallai, bekannt vom Bundesligisten SC Freiburg, drehte sich um die eigene Achse, schoss aber zu lasch, um Torhüter Angus Gunn ernsthafte Probleme zu bereiten (49.). Auf der anderen Seite drehte Ché Adams den Ball am rechten Winkel vorbei (53.). Diese Aktion aber küsste die schottischen Fans wach, ihr Gesang erfüllte das Stuttgarter Stadion wieder. Und ihre Elf versuchte es mit vielen hohen Bälle und Flanken, in der Hoffnung, dass sich so mit etwas Glück Chancen ergeben würden.
Ungarn trifft kurz vor Schluss den linken Pfosten
Und die Ungarn? Marton Dardais Kopfball geriet zu ungenau. Rossis Auswahl schien die Kraft auszugehen. Symptomatisch: Ein Diagonalball von Ádám Nagy, der ins Nichts segelte. Dann folgte der bittere Unfall von Barnabás Varga. Nach der Unterbrechung kam Stuart Armstrong im ungarischen Sechzehnmeterraum zu Fall, Willi Orban hatte ihn berührt (78.). Ein Elfmeterpfiff aber blieb aus. Die Nachspielzeit betrug zehn Minuten. Ungarns Kevin Csoboth traf kurz vor Schluss den linken Pfosten. Dann traf er ins Tor.
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