Frankfurt. Gegen die Schweiz läuft es fürs DFB-Team erstmals nicht rund bei der EM. Trotzdem muss jetzt nicht alles geändert werden. Ein Kommentar
Was machen wir nun mit diesem Spiel gegen die Schweiz? War es ein Rückschlag für die deutsche Mannschaft? Oder kann man es gar als Erfolg werten, weil das DFB-Team in einem schwierigen Spiel, in dem deutlich weniger gelang als in den vergangenen Partien, mit viel Willen immerhin ein Unentschieden gelang? Klare Antwort: Beides stimmt irgendwie.
So oder so gilt: Wer gedacht hätte, die deutsche Nationalmannschaft würde völlig schwerelos durch dieses Turnier schweben, der sah sich eines Besseren belehrt. In einem Spiel, in dem die deutsche Mannschaft zwar klar die bestimmende war, aber an den diszipliniert verteidigenden Eidgenossen scheiterte – auch, weil sie an diesem Sonntagabend die Dinge nicht so richtig gut machte, die sie bislang ausgezeichnet hatte.
Es gelang zu selten, Tempo in die Aktionen zu bekommen. Das Positionsspiel stimmte, aber der Ball lief etwas zu langsam, versprang etwas zu oft. Der zuletzt so starke Musiala blieb diesmal blass, weil oft im Dribbling hängen, auch Ilkay Gündogan und Florian Wirtz unterliefen einige unglückliche Aktionen. Sogar Toni Kroos schlug einen langen Ball ins Aus. Und ja, das Gegentor hätte man deutlich besser verteidigen müssen.
Wichtig ist der richtige Umgang mit dem Rückschlag
Aber so ist das bei einem großen Turnier: Mal gehen einem die Dinge leichter von der Hand, mal etwas zäher, mal hat man das Spielglück wie zuletzt gegen Ungarn auf seiner Seite, mal laufen die Dinge gegen einen. Selten bis nie gelingt es einer Mannschaft, makellos durch ein Turnier zu marschieren
Auch die deutschen Mannschaften, die große Titel gewannen, durchlebten Spiele, in denen es nicht lief oder in denen sie zumindest eine Menge Glück brauchten. Erinnert sei an das 0:1 gegen die DDR 1974 oder an das 2:2 gegen Ghana 2014 – und an das Achtelfinale gegen Algerien sowieso.
Das Gegentor war ein Wirkungstreffer für das DFB-Team
Aber natürlich will eine Mannschaft bei einer EM keine Rückschläge kassieren, deswegen war der späte Ausgleich wichtig für die Stimmung. Wichtiger, als Rückschläge zu vermeiden, ist, damit richtig umzugehen. Gegen die Schweiz gelang das sehr lange nicht so recht, das Gegentor war erkennbar ein Wirkungstreffer, nach dem weniger zusammenlief als davor.
Die deutschen Spieler ließen sich aus der Ruhe bringen, sie wurden zunehmend hektisch. Erst spät spielten sie wieder Chancen heraus, lange nicht zwingend genug, bis der Ball doch noch hereinfiel.
Die deutsche Mannschaft muss sich auf ihre Stärken besinnen
Trotz Unentschieden und Gruppensieg: Aus diesem Spiel müssen Mannschaft und Trainerteam nun die richtigen Schlüsse ziehen. Anders als 1974 dürfte das heißen: bloß nicht alles umwerfen, an der grundsätzlichen Herangehensweise gar nicht so viel ändern, im Gegenteil. Nun heißt es, wieder das in den Fokus zu rücken, was die deutsche Mannschaft bisher bei dieser EM so stark gemacht hat: das gemeinsame gallige Verteidigen und das schnelle, kreative Angriffsspiel.
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Wenn das gelingt, könnte sich diese Partie noch als wertvoll erweisen für den weiteren Turnierverlauf. Denn Widerstände wird man noch einige überwinden müssen – gut, dass man es schonmal geübt hat.