Essen. Polen ist bei der EM 2024 schon nach dem zweiten Gruppenspiel ausgeschieden. Ex-Nationalspieler Tomasz Hajto rechnet mit seiner Nation ab.
1:2 gegen die Niederlande und 1:3 gegen Österreich: Für Polen war es das bei der EM 2024. Das letzte Gruppenspiel gegen Frankreich ist nur noch ein Spiel um die Ehre. Weiterkommen, das können die Polen um Superstar Robert Lewandowski nicht mehr.
„Was gegen diese Topteams diesmal nicht reichte, kann uns nur eine Lehre für die Zukunft sein. Wir haben etwas, woran wir arbeiten können. Jetzt ist es wichtig, dass unsere Spieler regelmäßig in ihren Vereinen spielen. Dann werden wir alles tun, um uns als Team weiterzuentwickeln. Ich werde nicht alles ruinieren, nur weil unsere Spiele gegen die Niederlande und Österreich nicht gut gelaufen sind. Ich sehe großes Potenzial in der Mannschaft“, sagte Michal Probierz nach der Pleite gegen Ralf Rangnicks Österreicher.
Tomasz Hajto rechnet mit Polen-Defensive ab
Anders als der Nationaltrainer sah Tomasz Hajto die Auftritte seiner Landsleute nicht so positiv und hoffnungsvoll für die Zukunft. Gegenüber dieser Redaktion schimpfte der ehemalige Profi des FC Schalke 04 und MSV Duisburg über die Leistungen gegen die Niederländer und Österreich.
Ein Dorn in Hajtos Auge: Die polnische Abwehr. „Das, was unsere Innenverteidiger gegen die Niederlande und allen voran gegen die Österreicher gezeigt haben, war indiskutabel. Ich beobachte diese Abwehr schon länger und kann nur mit dem Kopf schütteln. Leider hat sich alles bestätigt, was ich prophezeit habe - leider! Denn ich bin natürlich auch dafür, dass unsere Nationalmannschaft Erfolg hat“, meinte der 51-Jährige.
Hajto, der 62 Länderspiele (sechs Tore) absolvierte und einst mit Tomasz Waldoch (ehemals Schalke und VfL Bochum) eine top Schalke-Innenverteidigung in der Bundesliga und der Nationalmannschaft bildete, redete Klartext, was die Leistungen der polnischen Innenverteidiger um Jakub Kiwior (Arsenal), Pawel Dawidowicz (Hellas Verona), Bartosz Salamon (Lech Posen) und Jan Bednarek (FC Southampton) angeht.
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„Ja, sie spielen in ihren Vereinen, weil sie da auch bessere Mitspieler haben und diese bügeln die Fehler für sie aus. Aber wenn sie für Polen spielen, dann offenbaren sich die Schwächen unserer Innenverteidiger. Das ist unsere schlechteste Abwehr seit 40 Jahren. Ach, was: in der Historie des polnischen Fußballs! Das ist keine Abwehr, sondern ein Wackelpudding“, betonte Hajto.
Polen-Debakel bei der EM 2024: Klartext von Hajto
Und weiter schimpfte der in Polen populäre „Gianni“: „Wojciech Szczesny ist die ärmste Sau. Er braucht da hinten im Kasten einen Defibrillator, weil er ständig in Alarmbereitschaft sein muss. Wenn ich Szczesny jemals für seine Leistungen in der Nationalmannschaft kritisiert habe, dann entschuldige ich mich in aller Form bei Wojciech. Ohne ihn will ich mir gar nicht ausmalen, wie viele Gegentreffer wir gegen Holland und Österreich kassiert hätten.“
Und die Zukunft der polnischen Nationalmannschaft? Hajto antwortet: „Das Problem bleibt diese Abwehr. Polen stand immer dafür, dass wir tolle Defensivreihen hatten. Das war unsere Stärke. Aber aus diesem Wackelpudding kann kein Trainer der Welt eine sichere Mauer aus Beton machen. Wir brauchen einfach Alternativen in der Defensive. Ich hoffe aber natürlich, dass wir uns für die WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko qualifizieren.“