Herzogenaurach. Deutschland trifft zum EM-Auftakt auf Schottland. Das Selbstvertrauen ist groß. Nagelsmann verrät, was er seinem Vertrauten schrieb.
Julian Nagelsmann unterbrach seine Antwort kurz und wendete sich an die Journalistinnen und Journalisten. „Das ist ein bisschen wie in der Schule hier“, sagte der Bundestrainer und monierte dabei eine gewisse Unruhe im Presseraum des Münchner Stadions. Der 36-Jährige bat am Donnerstagabend also darum, „vielleicht einen Tick leiser hier drin“ zu sein.
An diesem Freitag soll die Stille in Lärm umschwenken, wenn die deutsche Nationalmannschaft zum EM-Eröffnungsspiel (21 Uhr/ZDF) gegen Schottland den Rasen betritt. Nagelsmann setzt auf den Heimvorteil und wandte sich direkt an die Fans: „Ich bitte Euch, besonders laut zu sein. Das brauchen wir.“ Mit dem Publikum im Rücken soll es nach drei enttäuschenden Turnieren diesmal weit gehen, nach Möglichkeit sogar um den Titel. „Wir möchten zeigen, dass wir zu den besten Mannschaften gehören“, sagt Nagelsmann. „Wir haben alles im Kreuz und müssen es nur auf den Platz bringen.“
DFB-Team wartet seit 2016 auf einen Auftaktsieg
Das ist leichter gesagt als umgesetzt. Gegen Schottland ist zum Auftakt ein Sieg zwar Pflicht. Seit 2016 allerdings warten die Deutschen auf einen Sieg im ersten Spiel eines Turnieres. „Der Druck ist ein Privileg“, findet Nagelsmann, der die unmittelbare Spielvorbereitung am Freitag nicht mehr groß durcheinander bringen möchte. Am Vormittag sollen noch einmal die Standards besprochen werden, am Nachmittag gibt Nagelsmann seinem Team letzte Feinheiten mit auf dem Weg. In den Augen seiner Spieler sehe er schon jetzt „viel Zuversicht, viel Glaube. Das ist auch das, was ich verlange“, so Nagelsmann. „Ich bin aufgeregt, freue mich, es ist ein ganz besonderer Moment für mich und das Team.“
Auch wenn die Schotten nicht zu den stärksten Gegnern im Turnier zählen, hat Kapitän Ilkay Gündogan „großen Respekt“ vor einer „ausgeglichen besetzen“ Mannschaft. Bundestrainer Nagelsmann warnt „Sie sind nicht gespickt mit Stars, was die Mannschaft so gefährlich macht. Sie haben dienende Spieler, die alles reinwerfen, spielen nicht mehr Kick and Rush. Die Bereitschaft um zweite Bälle zu kämpfen, ist außergewöhnlich.“
Nagelsmann erzählte vor dem Turnierstart, wie er am Donnerstag im Bus seinem Co-Trainer Benjamin Glück eine Nachricht schrieb. „Es ist schon verrückt: Ich komme aus einem 700-Seelen-Dorf, bei ihm sind es vielleicht 1200. Beide Ortschaften haben mehr Kühe als Einwohner. Und jetzt haben wir morgen die Eröffnung der Heim-EM in München, da bewegt einen schon große Vorfreude“, sagte Nagelsmann, der aus Issing stammt, einem Ortsteil der Gemeinde Vilgertshofen bei Landsberg am Lech. Benjamin Glück kommt aus Ohlstadt bei Garmisch-Partenkirchen.