Essen. Der Kompany-Fußball beim FC Bayern: schönes Spiel, aber zu wenig Punkte. Hat der Rekordmeister aus der Vergangenheit gelernt? Ein Kommentar.

Beim FC Bayern können sich die Verantwortlichen irgendwie schon ein bisschen selbstbeweihräuchern: Denn ganz so falsch können sie zuletzt bei ihrer Trainerwahl ja nicht gelegen haben. Klopft man in der Ahnenliste des Deutschen Rekordmeisters die Namen jüngst Beschäftigter ab, so haben die der letzten Drei nach ihrem jeweiligen Auszug aus München verdammt lukrative Jobs im internationalen Fußball erhalten. Hansi Flick arbeitet nach der Zwischenetappe als Bundestrainer nun recht aussichtsreich beim FC Barcelona. Julian Nagelsmann ist inzwischen doppelter Nachfolger des Sextuple-Siegers Flick: erst beim FC Bayern und nun beim DFB. Als solcher trifft er vielleicht bei der WM 2026 auf England, das seit dieser Woche vom Ex-Münchener Thomas Tuchel gecoacht wird. Deutschlands Vorzeigeklub als Sprungbrett?

Bayern München: Führungs-Chaos war nicht zuträglich für Trainerarbeit

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Nun, beim FC Bayern müssten sich die Verantwortlichen eigentlich selbstankreiden, wie hektisch, verschwenderisch und erfolgsschädigend sie in den letzten Jahren bei den Topleuten auf dem Trainerposten agiert haben. Das Chaos bei der Übergabe von Macht und Verantwortung von Uli Hoeneß sowie Karl-Heinz Rummenigge an Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic führte an der Säbener Straße zu einem Arbeitsumfeld, bei dem jeder jeden kritisch beäugte, Nagelsmann zu früh das Vertrauen entzogen wurde. Als sie sich auf den menschlich schwierigen Tuchel – so taktisch brillant er sein kann – einließen, ignorierten sie: Bekommt dieser nicht seinen Willen, ist mit ihm nicht gut Kirschen essen. Am Ende war die Trennung konsequent.

Nun also Vincent Kompany. In der Arbeit des Belgiers sieht der neue Sportvorstand Max Eberl trotz zuletzt dreier Pflichtspiele ohne Sieg keinen Makel. Die Spielweise ließ sich ja auch immer vergnüglich anschauen. Bayer Leverkusen, Aston Villa und Eintracht Frankfurt liegen hinter den Bayern, der VfB Stuttgart und der FC Barcelona vor ihnen – knackige Aufgaben, die nicht die volle Punktausbeute garantieren. Haben die Münchener diesmal mehr Vertrauen und Geduld, stehen die Chancen gut, dass es bei der nächsten WM in Nordamerika bei zwei Ex-Bayern-Trainern bleibt.