Herzogenaurach. Bundestrainer Julian Nagelsmann erhöht vor dem EM-Auftakt gegen Schottland den Druck auf seine voraussichtliche Startelf.
Das freie Wochenende verbrachte Pascal Groß bei seiner Familie. Es war die letzte Gelegenheit, ehe am Freitag die Fußball-Europameisterschaft in Deutschland mit dem Auftaktspiel gegen Schottland beginnt. „Ich ruhe mich aus bei meinen Kindern“, sagte der Nationalspieler, der am Freitagabend mit seinem späten Traumtor zum 2:1-Sieg gegen Griechenland dafür gesorgt hatte, dass die DFB-Auswahl mit einem guten Gefühl in die Heim-EM startet.
„Ich habe mich unglaublich gefreut. Mein erstes Länderspieltor ist natürlich etwas Besonderes. Es ist unfassbar, dass ich hier dabei bin“, sagte der Mittelfeldspieler von Brighton & Hove Albion, der am Tag nach dem Schottland-Spiel 33 Jahre alt wird.
Groß bietet sich als Gündogan-Alternative an
Groß ist einer der großen Gewinner der beiden Vorbereitungsspiele gegen die Ukraine und Griechenland. Im ersten Test zeigte er, dass er Toni Kroos ersetzen kann, im zweiten Spiel übernahm er überzeugend die Position von Kapitän Ilkay Gündogan. Während Gündogan, Florian Wirtz und Jamal Musiala in beiden Testspielen enttäuschten, nutzte Groß seine Chance und ist der Startelf ein Stück näher gekommen. „Jeder Spieler weiß, dass wir sechs Spieler für die Zehn haben, die alle ihre Stärken haben. Und jeder weiß, dass er keine Garantie hat zu spielen“, sagte Bundestrainer Julian Nagelsmann.
Der große Verlierer war dagegen Torhüter Manuel Neuer. Die deutsche Nummer eins patzte gegen Griechenland schwer und ließ erneute Zweifel aufkommen, ob er für die EM der Richtige ist. Neuer hatte vor dem 0:1 durch Giorgos Masouras einen harmlosen Schuss des Düsseldorfers Christos Tzolis nach vorne abprallen lassen. Es war eine Kopie der Szene aus dem Champions-League-Halbfinalrückspiel des FC Bayern München bei Real Madrid, als Neuer einen etwas schärferen Schuss von Vinicius Junior aus ähnlicher Distanz nicht festhalten konnte und Joselu den Ausgleich ermöglichte.
Mit einer Weltklasse-Doppelparade gegen Tzolis (7.) hatte Neuer aber auch gezeigt, warum Nagelsmann ihm weiterhin den Rücken stärkt. „Ich lasse keine Diskussion aufkommen und kann die Sinnhaftigkeit der Diskussion auch nicht nachvollziehen. Wir werden nicht an der Torwartfrage herumdoktorn“, stellte Nagelsmann klar.
Nagelsmann überrascht mit Nürnberg-Torhüter
Der 36-Jährige überraschte am Wochenende mit der Nominierung von Torhüter Jan Reichert vom Zweitligisten 1. FC Nürnberg. Der 22-Jährige wird nach dem EM-Aus für Alexander Nübel als vierter Torhüter am Training teilnehmen. Am Montag (16 Uhr) ist Reichert bei der öffentlichen Einheit im Adi-Dassler-Stadion von Herzogenaurach dabei.
Nagelsmann hatte am Freitag den vom FC Bayern an den VfB Stuttgart verliehenen Nübel aus dem EM-Kader gestrichen und die Entscheidung mit dem Gesundheitszustand von Leroy Sané begründet, bei dem es „ein paar Unwägbarkeiten“ wegen dessen hartnäckiger Schambein-Blessur gebe.
Nach dem 2:1 gegen Griechenland, bei dem Sané nach Rotsperre sein Comeback im DFB-Team gab, darf sich der Münchner als weiterer Gewinner fühlen. Der Flügelstürmer verlieh der Mannschaft in der zweiten Halbzeit neuen Schwung, bereitete zudem das 1:1 durch Kai Havertz vor.
Leroy Sané mit Chancen auf die Startelf
„Leroy hat es gut gemacht“, sagte Nagelsmann und formulierte seine Antwort auf die Integrationsfrage bei Sané recht kurz und knapp: „Einfach spielen lassen“, sagte Nagelsmann. Dass es schon für die Startelf gegen Schottland reicht, ist unwahrscheinlich, aber durchaus möglich. Nagelsmann betonte, dass 13 Feldspieler aktuell für die Anfangsformation infrage kommen. Neben der Startelf von Freitagabend, die aller Voraussicht nach auch gegen Schottland beginnen wird, haben auch Sané, Groß und Niclas Füllkrug die Chance, in den Gruppenspielen zu starten.
Seinen Platz gefestigt hat indes Kai Havertz. Der Stürmer vom FC Arsenal traf gegen die Griechen, während Dortmunds Füllkrug nach seiner Einwechslung keine Aktionen mehr hatte. „Kai hat einen Vorsprung“, hatte Nagelsmann schon vor dem Spiel gesagt. Durch das Spiel ist dieser noch größer geworden.
Füllkrugs Rückstand auf Havertz wird größer
Füllkrug ist aber nur ein kleiner Verlierer der EM-Vorbereitung. „Die Startelf werden wir an den Gegner anpassen“, sagte Nagelsmann und machte damit auch Füllkrug Hoffnung, in bestimmten Spielphasen und gegen bestimmte Gegner seine Einsätze zu bekommen.
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In einem sind sich vor der letzten Woche der EM-Vorbereitung aber alle einig: „Wir müssen uns verbessern, das wissen wir“, sagte Groß nach dem konteranfälligen Auftritt gegen Griechenland. Und er persönlich weiß: Im Laufe des Turniers wird er wieder seine Momente bekommen.