Hagen. Sind die Boomer wirklich egoistisch? Und die Gen Z so arbeitsscheu? Wer vom Konflikt der Generationen wirklich profitiert.
Ein neuer Konflikt wird ausgerufen: Alte gegen Junge. Oder besser: Boomer gegen die Gen Z. Die Vorwürfe sind heftig. Die egoistischen Boomer rauben den Jungen die Zukunft, da sie vom Staat die Rente erwarten, die sie eingezahlt haben. Umgekehrt: Die Gen Z, das sind die jungen Leute, die nicht arbeiten wollen, denen man die Klobrille föhnen muss.
Mich verletzen diese Polarisierungen, denn hier bin ich doppelt betroffen. Als Boomerin erwarte ich tatsächlich die gute Rente, für die ich fleißig gearbeitet habe. Also lasst mich bloß in Ruhe. Andererseits bin ich privat umgeben von jungen Frauen und Männern aus der Gen Z, und diese könnten nicht hilfsbereiter, fleißiger und bezaubernder sein. Ich verstehe ihre Zukunftsangst. Wir hatten damals ebenfalls Zukunftsangst, wegen der Atombombe und der Umweltverseuchung.
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Es hat gedauert, bis mir klar wurde, dass die Polarisierung der Alten gegen die Jungen ein künstliches Konstrukt ist. Eine Erfindung, um Aufmerksamkeit zu erzielen. Und vielleicht auch, um von wichtigeren Fragen abzulenken.
Wir Boomer sind viele. Es handelt sich um die geburtenstarken Jahrgänge ab 1955 bis 1964. Weil sie so viele sind, haben die Boomer mehr in die Sozialkassen eingezahlt als jede andere Generation. Selbst in der Jugend umständehalber kurzgehalten, ermöglichen sie privat ihren Kindern und Enkeln ein schönes Leben mit Flugreisen und Autos zum 18. Geburtstag. Gesellschaft und Politik wissen seit Jahrzehnten, dass es ein Problem gibt, wenn diese Jahrgänge in den Ruhestand gehen.
Umgekehrt hat es die Gen Z, also die zwischen 1995 und 2010 geborenen Frauen und Männer, nicht leicht. Sie sind nicht viele und stehen unter Beobachtung. Das macht Druck. Auf einen Boomer-Versager kamen zehn, die es besser machten. Jetzt müssen die wenigen, die da sind, den Laden wuppen, ob sie es nun können oder nicht. Die Gen Z hat an den Boomern beobachtet, welche privaten Verheerungen allzu große Arbeitswut auslösen kann. Kein Wunder, dass sie das nicht nachmachen möchten. Und sie müssen ja tatsächlich das Geld für die hoffentlich lange Rentenbezugsdauer der Boomer erwirtschaften, ebenso wie die Generationen vor ihnen.
Wo ist das Geld der Boomer denn geblieben? Und warum trifft es die Gesellschaft so unvorbereitet, dass die Boomer nun in Rente gehen? Diese Fragen könnten die Generationen gemeinsam stellen, statt sich gegeneinander ausspielen zu lassen.