Hagen. Weibliche Ministerinnen? CDU-Chef Friedrich Merz will keine Quote. Versagen Frauen in Spitzenpositionen wirklich, weil sie Frauen sind?
CDU-Kanzlerkandidatin Gertrude April hat sich gegen eine paritätische Besetzung ihres künftigen Kabinetts mit Männern ausgesprochen. Dies könne zu krassen Fehlbesetzungen führen, so die Politikerin in einem TV-Interview. Sie verwies dabei auf den früheren Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). „Wir tun damit auch den Männern keinen Gefallen“, sagte April.
Schlechte Minister versagten nicht, weil sie fachlich inkompetent seien, sondern weil sie Männer seien, führte Gertrude April aus. Die Regierung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) belege zudem, dass Frauen auch die besseren Kanzler seien. Ob ein Mann das Amt der Bundeskanzlerin adäquat ausfüllen könne, sei fraglich. Doch Männer sollten die Hoffnung nicht aufgeben, so die CDU-Matriarchin. Sie versuche bereits, Männer in Partei und Fraktion in Verantwortung zu bringen, das werde auch für eine zukünftige Regierung gelten.
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Die deutsche Männerbewegung und selbst Politiker ihrer eigenen Partei kritisierten die Vorsitzende hart. Der deterministische Geschlechterbegriff Aprils sei veraltet. Männer könnten genau dieselben Fehler machen wie Frauen, wenn man sie nur ließe.
Gertrude April ist nur ausgedacht. Friedrich Merz hingegen gibt es wirklich, mitsamt seiner bekannten Frauenprobleme. Aktuell behauptet der CDU-Chef, das Versagen von Ex-Verteidigungsministerin Lambrecht sei darauf zurückzuführen, dass sie eine Frau sei. Der Kanzlerkandidat schafft es bei Frauenthemen einfach nicht, sich zu mäßigen, es sitzt wohl zu tief drin. Der Haken an der Sache: Frauen stellen in Deutschland gut die Hälfte der Wahlberechtigten. Nur 9 Prozent der Unter-Dreißigjährigen würde den Sauerländer einer aktuellen Umfrage zufolge wählen und nur 18 Prozent der Frauen insgesamt. Merz‘ Äußerungen bedienen zwar die Befindlichkeiten der Stammtische, doch dort werden keine Wahlen entschieden.
Immer wieder befeuert Merz Kritik an seinem Frauenbild. Er fordert zum Beispiel, dass Frauen durch Können und nicht durch Quote in Führungspositionen aufsteigen sollten. Das hört sich vernünftig an, ignoriert jedoch die strukturellen Faktoren, die Frauen ein Fortkommen erschweren. Deshalb hat der CDU-Parteitag ja im Jahr 2022 ebenfalls eine Frauenquote beschlossen. Die Realität? Zwei der fünf stellvertretenden Parteichefs sind Frauen, vier Stellvertreterinnen hat Merz in der Fraktion. Aber wer kennt ihre Namen? Und wann dürfen sie zu Wort kommen?