Rom/Essen. Streit um Geschlechter-Gerechtigkeit in der katholischen Kirche. Bischof Overbeck verteidigt in Rom die Frauenpredigt im Bistum Essen.
Eklat um die Frauenfrage bei der Weltsynode der katholischen Kirche in Rom: Die Gleichberechtigung von Frauen ist auf Wunsch des Papstes nicht Gegenstand der Diskussionen der 375 Teilnehmer, darunter Bischöfe, Laien und erstmals auch Frauen aus der ganzen Welt. Kritikerinnen und Kritiker werfen dem Papst und seinen Vatikan-Kardinälen respektlosen Umgang mit der Synode vor. Ungeachtet der Auffassung des Vatikans verteidigt der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck in Rom die Frauenpredigt im Bistum Essen.
Nicht-Katholiken ist das Problem kaum zu vermitteln. In der katholischen Kirche dürfen nur Männer zu Priestern geweiht werden. Diese Zurückweisung aufgrund des Geschlechtes wird damit begründet, dass Jesus Christus laut den vier Evangelien nur Männer als Apostel ausgesucht hätte. Demnach sollten auch nur Männer die Nachfolge Jesu antreten.
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Inzwischen akzeptieren katholische Frauen diese Diskriminierung aufgrund ihres Geschlechtes nicht mehr und fordern vollen Zugang zu den Ämtern. Eine Ungleichbehandlung aufgrund des Geschlechtes ist sogar in vielen Ländern verboten. Gleichzeitig leidet die katholische Kirche unter Priestermangel. Unterstützt wird die Forderung nach Teilhabe von Frauen in Deutschland von mehreren Bischöfen, darunter Georg Bätzing, dem Vorsitzenden der Bischofskonferenz, und Franz-Josef Overbeck, dem Bischof von Essen. Ordensfrauen, die für die Frauenweihe eintreten, weisen darauf hin, dass es beim geltenden Verbot nicht nur um Macht in der Institution geht, sondern vor allem um eine spirituelle Diskriminierung. Frauen, die sich von Gott berufen fühlten, könnten diese Berufung nicht leben, weil sie kein Mann seien.
„Für den Kulturraum, aus dem ich komme, wird eine Antwort auf diese Frage darüber entscheiden, ob Frauen weiterhin ihre Heimat in der Kirche suchen werden und finden können.“
Bei der Weltsynode, deren Auftrag eine gerechtere Kirche ist, sollte es nun gar nicht um die Priesterinnenweihe gehen, sondern um das Diakonat der Frau, also die niedrigste Form der Weihe. Selbst dafür ist nach Ansicht von Papst Franziskus die Zeit noch nicht reif. Das Thema wurde in eine Arbeitsgruppe ausgelagert. Doch der Vatikan macht die Teilnehmer der Gruppe nicht öffentlich, Rückmeldungen gehen direkt per Mail an den Vatikan, eine öffentliche Diskussion ist nicht vorgesehen. Wegen dieser Intransparenz gab es Proteste, es sollte eine Fragestunde geben, zu der allerdings nur zwei untergeordnete Vatikan-Beamte ohne Sprachmacht erschienen – der Eklat war da. Immerhin hat sich der zuständige Kardinal Victor Fernandez als Vorsitzender der Glaubenskongregation nach der Kritik entschuldigt und für den 24. Oktober eine Fragestunde angekündigt.
Frauenfrage weltweit akut
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, will am Frauendiakonat festhalten. Laut dem Evangelischen Pressedienst sagte Bätzing vor der Synoden-Versammlung, das Frauenthema sei weltweit akut. Bätzing weiter: „Für den Kulturraum, aus dem ich komme, wird eine Antwort auf diese Frage darüber entscheiden, ob Frauen weiterhin ihre Heimat in der Kirche suchen werden und finden können.“
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck warb bei einer Pressekonferenz in Rom um Verständnis für verändertes Verhalten in einer veränderten Kultur. „Wir müssen weiter über die Rolle der Frau in der Kirche nachdenken, und wir müssen Frauen auch zur Predigt zulassen“, sagte Overbeck. Im Bistum Essen halten entsprechend qualifizierte Frauen bereits heute die Predigt und leiten Gottesdienste. Dies sei ein richtiger Weg zu mehr Geschlechtergerechtigkeit, darüber hinaus aufgrund des erheblichen Priestermangels oft auch schlicht notwendig, wird Overbeck in einer Stellungnahme des Bistums Essen zitiert. Overbeck führte in Rom demnach weiter aus, dass die katholische Kirche in Deutschland noch keine umfassende Antwort auf den gravierenden Priestermangel gefunden habe. Sie müsse ihre Rolle und ihre Struktur neu definieren in einer Gesellschaft, die mehrheitlich gottfern lebe und denke.
Ulrich Lota, Sprecher des Bistums Essen, war ebenfalls in Rom. „Es zeigt sich, dass die deutsche Kirche mittlerweile weniger Einfluss im Vatikan hat und dass wir sicher eine stärkere Lobbyarbeit leisten müssen“, bilanzierte er. „Im Übrigen wird deutlich, dass viele Probleme, die wir in Deutschland schon im Rahmen des Synodalen Weges behandelt haben, längst auch in Afrika, Asien und Lateinamerika Thema sind.“
Die Synode tagt noch bis zum 29. Oktober.