Hagen. Marokkaner, der Familienvater auf Kirmes im Sauerland erschossen haben soll, erhielt harte Jugendstrafe. Dagegen wehrt er sich.

Der zum Tatzeitpunkt minderjährige Marokkaner, der vor gut zwei Jahren einen Familienvater auf der Lüdenscheider Steinert-Kirmes erschossen haben soll, hat Revision gegen seine Verurteilung eingelegt. Das erklärten auf Anfrage sowohl einer der Verteidiger des heute 20-Jährigen als auch das Landgericht Hagen.

Die 2. große Jugendstrafkammer des Landgerichts hatte den Angeklagten nach nicht öffentlichem Prozess am 21. Juni wegen Totschlags und unter Berücksichtigung einer vorangegangenen Verurteilung zu einer sogenannten „Einheitsjugendstrafe“ von neun Jahren und neun Monaten verurteilt. Laut Landgericht habe der Angeklagte (über seine Verteidiger) nun beantragt, das Urteil durch den Bundesgerichtshof überprüfen zu lassen und die Sache zur erneuten Verhandlung an eine andere Strafkammer des Landgerichts zurückzuweisen.

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Verteidiger Benedikt Klein erklärte, dass er zu einer Revisionsbegründung derzeit nichts sagen könne, da das Urteil noch nicht schriftlich vorliege. Wie das Landgericht erklärte, habe die zuständige Kammer für die Absetzung des mit vollständigen Gründen versehenen Urteils im vorliegenden Fall neun Wochen Zeit – gerechnet ab dem Tag der Urteilsverkündung (21. Juni 2024). Die anschließende Zustellung des Urteils nehme „erfahrungsgemäß“ ein bis zwei Wochen in Anspruch. „Nach Ablauf der mit der Zustellung des Urteils in Gang gesetzten einmonatigen Revisionsbegründungsfrist werden die Akten dann über die Staatsanwaltschaft dem Bundesgerichtshof vorgelegt werden“, so ein Gerichtssprecher.

Die 2. große Jugendstrafkammer des Landgerichts hatte es als erwiesen angesehen, dass der Angeklagte am 21. Mai 2022 auf dem Kirmesplatz in Lüdenscheid nach einem Streit unter Jugendlichen auf der Flucht vor einer Gruppe von Personen „mit einer Kurzwaffe“ in Richtung seiner Verfolger geschossen habe. Die Kugel traf allerdings den – an der Auseinandersetzung unbeteiligten – 40 Jahre alten Familienvater aus Gummersbach tödlich. Das Zufallsopfer, ein Sudanese, hinterließ zwei minderjährige Kinder.