Hagen. Der Deutsche Wetterdienst warnt vor Gewittern mit extremem Unwetterpotenzial. Wie man sich bei Blitz und Donner richtig verhält.

Die offiziellen Fan-Zonen in den nordrhein-westfälischen EM-Standorten Dortmund, Düsseldorf, Gelsenkirchen und Köln bleiben wegen drohenden Unwetters heute (18. Juni) geschlossen. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) warnt lokal vor teils schweren Gewittern mit extremem Unwetterpotenzial.

EM-Partie Türkei gegen Georgien in Dortmund

In der Gruppe F der Fußball-Europameisterschaft trifft heute um 18 Uhr die Türkei in Dortmund auf Georgien. „Fans ohne Ticket werden ausdrücklich gebeten, nicht nach Dortmund zu reisen“, schrieb die Stadt Dortmund, wo sowohl die Fan-Zone am Friedensplatz als auch das Public Viewing im Westfalenpark nicht geöffnet werden. „Dortmund hat sich sehr auf eine große Fan-Party mit zehntausenden türkischen und georgischen Fans in der Stadt gefreut und vorbereitet“, sagte Martin Sauer, Beauftragter der Stadt Dortmund für die EURO 2024. „Die Sicherheit der Fans in unserer Stadt hat für uns aber Priorität.“

Die Frage ist aktueller denn je: Wie verhalte ich mich richtig bei Blitz und Donner?

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Thomas Raphael ist schon häufig nach dem alten Sprichwort gefragt worden. „Eichen sollst du weichen, Buchen sollst du suchen.“ Dann antwortet der Blitzschutzexperte beim VDE (Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik) fast schon gebetsmühlenartig, dass diese Sicht längst widerlegt sei: „Der Blitz schlägt in alle Baumarten gleichermaßen ein. Sich bei Gewittern unter Bäumen aufzuhalten, ist lebensgefährlich.“ Und er gibt zu bedenken: „Manche Bäume neigen dazu, sich bei Blitzeinschlägen zu spalten. Es herrscht also erhöhte Verletzungsgefahr, wenn Splitter durch die Luft fliegen.“

Es klingt banal, kann im Fall der Fälle aber eine Einsicht sein, die Menschen vor schweren Verletzungen bewahrt: „Der beste Schutz vor Blitzeinschlägen bleibt“, sagt Thomas Raphael, „sich nicht draußen aufzuhalten.“ Er rät dringend, Outdoor-Aktivitäten rechtzeitig einzustellen, wenn in der Umgebung Donner zu hören oder Blitze zu sehen seien, also ein herannahendes Gewitter. Und: „Suchen Sie geschützte Bereiche auf“, so der Experte. Das seien Gebäude mit Blitzschutzsystemen oder auch Autos mit Ganzmetallkarosserien.

Die Füße zusammenhalten

Schutz vor einem direkten Blitzschlag könnten auch metallene Masten – zum Beispiel Strommasten und Freileitungen – oder auch Straßenlaternen bieten: „Stellen Sie sich in die Nähe, halten die Füße zusammen und fassen keinen anderen Menschen an.“

Grundvoraussetzung sei allerdings, so Raphael weiter, die richtige Einschätzung der Wetterlage: „Hören Sie ein Donnern, ist ein Gewitter weniger als zehn Kilometer entfernt und damit gefährlich nahe.“ Und wann ist die Gefahr gebannt? „Wenn 30 Minuten kein Donner mehr wahrgenommen wurde, ist das Gewitter vorbei.“

Von wegen hinhocken oder hinlegen

Die Empfehlung, sich auf freier Fläche hinzuhocken oder hinzulegen, hält dem VDE-Mann zufolge der aktuellen Blitzforschung nicht mehr stand. Blitze wirkten auf verschiedene Weise auf den Menschen ein, sagt er, daher reiche das Hinlegen oder -hocken nicht aus. Sich auf Motorrädern oder Fahrrädern aufzuhalten, sei ebenfalls keine gute Idee: „Man ist hier zu sehr auf dem Präsentierteller“, so der Blitzschutzexperte.

Was ist mit der gerne verbreiteten Auffassung, dass die Gefahr größer ist, von einem Blitz getroffen zu werden, wenn man einen Regenschirm oder ein Handy in der Hand hat oder ein Piercing trägt? Thomas Raphael hat da eine klare Meinung: „Dem ist nicht so“, sagt er kurz und knapp.

Tendenz geht eher zu weniger Blitzen

Hat eigentlich in den vergangenen Jahren die Zahl der Blitzeinschläge zugenommen? Derzeit, so Thomas Raphael, herrsche in der Meteorologie die Auffassung, „dass die Tendenz eher zu weniger Blitzen geht. Es gibt zwar mehr Unwetter, mehr Starkregen- oder Hagelereignisse, die sind aber eher punktuell im Vergleich mit den früher häufigeren Gewitterfronten, die quer über Deutschland zogen.“

Infos: www.vor-blitzen-schuetzen.eu / www.donner-wetter.info