Hagen. Die Wisente sollen dringend aus Wittgenstein weg, aber keiner will sie haben. Warum diese Entwicklung absehbar war und wütend macht.
Das Wisent-Projekt in Wittgenstein ist erbärmlich gescheitert. Die Tiere haben das nicht verdient. Der Trägerverein zog sich aus der Verantwortung. Es wurde kein Herdbuch mehr geführt, die Herde vergrößerte sich auf rund 40 Tiere – die man dringend loswerden, die aber niemand haben will.
Leider bestätigt sich damit mein Misstrauen gegenüber derartigen als Artenschutz ausgeflaggten Projekten. Im Falle der Wittgensteiner Wisente hat zum Beispiel niemand vorher gefragt, ob die Wisent-Förderer überhaupt die Befähigung haben, Verantwortung für Tiere zu übernehmen. Der Punkt ist nämlich, dass Tiere auch dann noch da sind, wenn man keine Lust mehr hat, sich darum zu kümmern.
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Dass es Probleme geben wird, war im Vorfeld unschwer auszumachen. Jeder Tierhalter weiß, dass das Gras auf der anderen Seite des Zauns immer grüner ist, deshalb war es von Anfang an fahrlässig zu übersehen, dass die Wisente ihr Futter auf Flächen suchen könnten, die dafür nicht vorgesehen waren und deren Eigentümer niemand um Erlaubnis gefragt hat. Diesen Eigentümern jetzt den schwarzen Peter zuzuschieben, bestätigt nur das schwache Bild.
Kein Herdbuch zu führen, steht allerdings auf einem anderen Blatt. Jeder Hobbyschafhalter notiert akribisch, welcher Bock welche Schafe deckt, denn Inzucht führt zu schwachen, kranken und damit leidenden Tieren. Kein Tier soll leiden, weil ich zu faul bin, mich zu kümmern. Die Herde unkontrolliert auf 40 Exemplare anwachsen zu lassen, ist ähnlich unverantwortlich. Ein Wisent frisst pro Tag 48 Kilogramm pflanzliches Material. 40 Wisente fressen pro Tag 1920 Kilo Gras und Blätter. Soviel Grünzeug gibt es in ganz Südwestfalen nicht. Wenn durch Inzucht geschwächte Tiere und Überpopulation bei knapper werdenden Ressourcen zusammenkommen, regelt die Natur den Bestand meist durch Seuchen. Das sollte man den Tieren ersparen.
Bei den Wölfen droht übrigens ein ähnliches Desaster unter der Flagge des Artenschutzes. Die grassierende Wolfsverehrung ignoriert, dass die Tiere ausgesprochen vermehrungsfreudig sind. Wenn wir uns jetzt nicht überlegen, wie viele Wölfe Deutschland verträgt, sind wir rechnerisch in weniger als vier Jahren an einem Punkt, wo Schaden entsteht. Was soll denn daran Artenschutz sein? Verantwortung gegenüber Tieren bedeutet, alle Aspekte gründlich abzuwägen. Aber auch hier werden wir vermutlich wieder so lange Kulturkämpfe führen, bis Leid unvermeidlich ist.