Hagen. Warum werfen sich westliche Kulturleute und propalästinensische Intellektuelle ausgerechnet Terroristen und Vergewaltigern an den Hals?
Die Außenministerin sitzt mit den Hamas-Chefs am Tisch und redet Klartext. Lasst endlich die Geiseln frei, fordert sie. Vergewaltigt und foltert sie nicht länger. Und wo wir gerade dabei sind: Zieht euren weltweiten Gewaltaufruf gegen Juden zurück. Haltet euch an das Völkerrecht, sonst stellen wir unsere Finanzhilfe ein. Da bekamen die Terroristen Angst und gehorchten.
Dann klingelte der Wecker. Nur ein Traum. Beim Frühstück las ich die Berichte über die aggressiven propalästinensischen Proteste in den USA. Und ich musste mir eingestehen, dass die Hamas seit dem Massaker vom 7. Oktober auf ganzer Linie siegt. Das ist bitter.
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Was bringt junge Leute, die sich als progressive Elite ihrer Länder verstehen, dazu, sich Terroristen in die Arme zu werfen? In den propalästinensischen Kreisen kann doch schon ein falsch gegendertes Wort dazu führen, dass Karrieren zusammenbrechen. Aber die grausamen Massaker, die sich vor allem gegen Frauen richteten, sind schnell in Vergessenheit geraten, obwohl die Hamas ihre beispiellosen Taten gefilmt hat und sich im Internet damit brüstet. Vergewaltigungen mit Messern und Eisennägeln zum Beispiel. Welche gedanklichen Dissonanzen führen dazu, dass ausgerechnet Künstler und Intellektuelle in den westlichen Demokratien solche Leute feiern?
In Gaza gibt es keine Meinungsfreiheit. Die Regenbogenflagge kann dort nicht wehen. Das geht nur in Israel, der einzigen Demokratie im Nahen Osten, wo die Bürger derzeit erbittert um den richtigen Kurs streiten.
Mich erstaunt die Aggressivität der Propalästina-Aktivisten nicht, das passt ins Bild, aber sie macht mir Angst. Dafür braucht man gar nicht zu den Krawallen an den US-Hochschulen blicken. In Berlin musste eine Lesung zur Arbeit Hannah Arendts abgebrochen werden. Aktivisten haben den israelischen Botschafter bei einem privaten Termin abgefangen. Eine israelische Verfassungsrichterin konnte keinen Vortrag halten, usw. Das muss man sich mal umgekehrt vorstellen.
Mit Meinungsfreiheit hat es übrigens gar nichts zu tun.
Und dann beginnt man zu ahnen, dass die viel beschworenen deutschen „Nie wieder“-Reden einen Stresstest vermutlich nicht aushalten.
Am Mittwoch haben die Terroristen ein neues Geisel-Video veröffentlicht, das einen jungen Mann zeigt, gefoltert, aber lebendig. Es sollen nur noch 40 der Geiseln am Leben sein. Wie entsetzlich. Wo bleibt der Aufschrei?