Bad Laasphe. . Dieses Ereignis hat den Feuerwehren im gesamten Kreisgebiet wirklich einiges abverlangt, und es war lebensgefährlich.

  • Der Orkan Kyrill hat vor zehn Jahren zu einem beispiellosen Einsatz der Feuerwehrren und Rettungsorganisationen geführt.
  • Der stellv. Kreisbrandmeister Dirk Höbener erinnert sich an die arbeitsreichen Stunden rund um den 17. Januar 2007.
  • Und Höbener erklärt warum auch solche unvorhersehbaren Katastrophen-Einsätze geübt werden müssen.

Dirk Höbener, Leiter der Feuerwehr in Bad Laasphe ist als stellvertretender Kreisbrandmeister Mitglied des Krisenstabes nach dem verheerenden Orkan „Kyrill“ gewesen. Zehn Jahre danach ist das Geschehen bei Höbener immer noch präsent.

Die Naturkatastrophe hat vor zehn Jahren den Feuerwehren Schwerstarbeit abverlangt. Wie war das?

Dirk Höbener: Dieses Ereignis hat den Feuerwehren in Wittgenstein, aber natürlich auch im gesamten Kreisgebiet wirklich einiges abverlangt. Der Einsatz begann am späten Vormittag des 18. Januar 2007 und endete erst gegen Nachmittag des 19. Januar. Zumindest waren bis zu diesem Zeitpunkt die wichtigsten Verbindungsstraßen von umgestürzten Bäumen befreit. Aber es galt ja nicht nur, den Windbruch auf den Straßen zu beseitigen, auch die Pegelstände der Lahn, Eder und Odeborn stiegen weit über die üblichen Hochwassermarken und sorgten für überflutete Keller und Straßen.

Wie viele Kameraden waren aus Berleburg, Laasphe und Erndtebrück im Einsatz?

Strom und Telefonleitungen wurden beschädigt, so dass auch in weiten Teilen die Infrastruktur derart geschädigt war, dass durch Notstromversorgung landwirtschaftliche Betriebe und öffentliche Gebäude mit Strom zu versorgen waren. Insgesamt waren an diesem Einsatz ca. 400 Einsatzkräfte in Wittgenstein damit beschäftigt, Straßen frei zu räumen, vollgelaufene Keller auszupumpen und Sicherungsmaßnahmen an Gebäuden durchzuführen.

Die Feuerwehren waren ja nicht als einzige im Einsatz...

Braumeister und Feuerwehrmann

Dirk Höbener (50) arbeitet als Braumeister bei der Privat-Brauerei Bosch in Bad Laasphe.

Ehrenamtlich ist Höbener als Stadtbrandinspektor Bad Laasphe sowie als stellv. Kreisbrandinspektor aktiv.

In den drei Wittgensteiner Kommunen gibt es rund 840 aktive in der Freiwilligen Feuerwehr.

Das war eine hervorragende Zusammenarbeit mit den Hilfsorganisationen DRK, Malteser, dem THW, der Polizei, aber auch mit den Mitarbeitern der Verwaltungen, Forstbehörden, Energieversorger und der Bauhöfe. Nur so war es möglich, dass nach nur 24 Stunden wieder ein nahezu geregeltes Leben stattfinden konnte. Ein bisher beispielloser Einsatz, der jedem Beteiligten wohl immer in Erinnerung bleiben wird.

Wo hat es damals lebensgefährliche oder „brenzlige“ Situationen gegeben?

Die Lage spitzte sich gegen Abend zu, als der Orkan weiter an Fahrt aufnahm. Bäume knickten um wie Streichhölzer und gefährtdeten unsere Einsatzkräfte, die damit beschäftigt waren, Bäume von den Straßen zu beseitigen und Personen, die mit ihren Fahrzeugen eingeschlossen waren, zu befreien. Auch Angehörige der Feuerwehr mussten Fahrzeuge zurück lassen oder kamen nicht mehr in ihre Heimatstandorte. Zu diesem Zeitpunkt wurde dann auch erstmals die Großschadenslage im Kreis Siegen-Wittgenstein durch den Landrat festgestellt und der Kreis übernahm ab diesem Zeitpunkt die Einsatzleitung. Landesweit gab es in der Kyrillnacht sechs Todesopfer und über 140 Verletzte. Auch in Bad Laasphe wurde ein Kamerad während seiner Tätigkeit durch einen umstürzenden Baum erfasst und schwer verletzt.

Können Feuerwehrleute solche Einsätze eigentlich üben?

Damit Einsätze, egal welcher Art, sicher abgearbeitet werden können, ist ein ständiges Training unerlässlich. Gerade der Umgang mit Motorsägen ist extrem anstrengend und auch gefährlich. Wir haben es ja immer mit wild über ein­ander liegenden Bäumen zu tun. Dabei entstehen Spannungen, die sich beim Zersägen schlagartig lösen und den Sägeführer gefährden. Die Beurteilung und das Sägen an solchen Bäumen wird in speziellen Lehrgängen vermittelt und geschult. Natürlich müssen sich auch die Führungskräfte auf solche großen Einsätze vorbereiten und das stabsmäßige Führen solcher Einsatzlagen üben. Dies geschieht dann im Rahmen von sogenannten Stabsrahmen-Übungen, bei denen die Einsatzleitung zusammen mit dem Krisenstab des Kreises größere Katastrophenereignisse üben.

Sind solche (Aufräum-) Arbeiten eigentlich originäre Angelegenheit der Feuerwehr?

Ja. Nach BHKG gehören vorbeugende und abwehrende Maßnahmen, die durch Brandgefahren, bei Unglücksfällen oder solchen öffentlichen Notständen, die durch Naturereignisse, Explosionen oder ähnliche Vorkommnisse verursacht werden, sowie bei Großeinsatzlagen und Katastrophen, zum Einsatzspektrum der Feuerwehren. Also eben auch der umgestürzte Baum.