Willingen. . Karl Geiger gewinnt am Samstag, Markus Eisenbichler wird am Sonntag Zweiter. 56.800 Zuschauer feiern in Willingen eine große Weltcup-Party.

Ryoyu Kobayashi lehnte den Oberkörper weit zurück, noch während er auf Ski in den Auslauf der Mühlenkopfschanze raste. Er streckte beide Arme gen Himmel, weil er wusste, dass ihm mit diesem Sprung der Sieg im zweiten Einzelspringen beim Weltcup in Willingen gelungen war. Der Japaner hatte es mal wieder geschafft. Er hatte seinen elften Saisonsieg sicher und hatte zum vierten Mal in diesem Winter den Deutschen Markus Eisenbichler im letzten Moment auf den zweiten Platz verdrängt.

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Nur etwas hatte Ryoyu Kobayashi damit nicht geschafft: Die ihresgleichen suchende Weltcup-Party im Sauerland zu sprengen – und den deutschen Skispringern eine Woche vor der Weltmeisterschaft in Seefeld/Österreich die Stimmung zu vermiesen. Insgesamt 56.800 euphorische Zuschauer feierten die Adler des Deutschen Skiverbandes drei Tage lang – und schickten Eisenbichler und Co. mit jeder Menge Selbstvertrauen zu den Titelkämpfen.

Die verrückteste Geschichte des Weltcups schrieb zwar Markus Eisenbichler, der nach zwei verpatzten Sprüngen im Teamspringen am Freitag die anschließende Qualifikation für die Einzelspringen gewann, um erst am Samstag den Finaldurchgang zu verpassen und dann am Sonntag in eben diesem eine Aufholjagd von Rang acht auf Platz zwei hinzulegen.

Extra-Preisgeld für Kobayashi

Eisenbichler sprang auf 140,0 Meter und auf 141,5 Meter und kam auf 252,8 Punkte. Nur Kobayashi verhinderte mit Sprüngen auf 146,0 Meter und 144,0 Meter sowie insgesamt 274,4 Punkten den zweiten deutschen Triumph und strich zudem das Extra-Preisgeld der Wertung „Willingen Five“ in Höhe von 25.000 Euro ein.

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Markus Eisenbichler schrieb die kurioseste Geschichte, die Erfolgsgeschichte jedoch gelang Karl Geiger. Der sicherte sich am Samstag mit einem Sprung im zweiten Durchgang auf 150,5 Meter den Sieg in Willingen, seinen zweiten nach Engelberg in dieser Saison. „Das war einer der besten Sprünge, die ich je gemacht habe“, sagte der 26-jährige Oberstdorfer glückselig. Er weckte vor der WM Medaillenhoffnungen und motivierte Eisenbichler. „Der Sieg von Karl war cool anzuschauen, der Sprung war der Wahnsinn“, sagte er.

Eine große Après-Ski-Party

Die Stimmung rund um die Mühlenkopfschanze, dem Ort der größten Après-Ski-Party nördlich der Alpen, kochte dabei fast über. Und auch Werner Schuster, der zum Saisonende scheidende Bundestrainer, geriet ins Schwärmen. Von Willingen, von Geiger, von seiner Mannschaft generell.

„Ich habe den Jungs gesagt: So einen Tag gibt es alle zehn Jahre, dass die Hütte voll ist und das Wetter toll ist. Genießt es, das tue ich auch“, sagte er über Willingen bei frühlingshaften Temperaturen von 14 Grad und Sonne pur.

Heute wird das WM-Team nominiert

„Karl Geiger, speziell in Seefeld auf der kleinen Schanze – da muss man erstmal an ihm vorbei“, sagte Schuster über Geiger.

Und: „Kaum ein anderes Team der Welt hätte so eine Phase ausgehalten, die wir erlebt haben. Zwei Leistungsträger nicht in Form (Freund nach Verletzung und Wellinger, Anm.d.Red.) – und wir sind trotzdem nicht zusammengebrochen“, sagte Schuster über seine Mannschaft. Aller Voraussicht nach wird er Geiger, Eisenbichler, Stephan Leyhe, Richard Freitag und Andreas Wellinger an diesem Montag für die WM nominieren.