Willingen. . Zum Auftakt des Weltcups in Willingen belegen die DSV-Adler Rang zwei mit dem Team. Doch selbst Eisenbichlers Quali-Sieg löst keine Euphorie aus.
Richard Freitag ballte die Fäuste, und wahrscheinlich schrie er auch all seine Erleichterung laut aus sich heraus. Aber das war auf Grund der Musik, die aus den riesengroßen Lautsprechern dröhnte, und dem Jubel der 13.100 Fans rund um die Mühlenkopfschanze im Strycktal nicht zu hören, sondern auf Grund seiner Mundbewegung nur zu erahnen.
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Nach 141,5 Metern war Freitag im zweiten Durchgang des Teamspringens beim Weltcup der Skispringer in Willingen gelandet – und hatte lediglich den Bruchteil einer Sekunde später alle Konzentration fallen lassen, um in den Feiermodus umzuschalten. Weil ihm, der arg formschwach ins Sauerland angereist war, nach jenem im Probedurchgang ein weiterer starker Sprung gelungen war. Und weil er damit seine Mannschaft, die zur Halbzeit auf Rang vier gelegen hatte, wieder zurück ins Springen um einen vorderen Treppchenplatz gebracht hatte. Zwei Springer später jubelten die Deutschen erneut. Dieses Mal zu viert.
In allen Teamspringen auf Podest
Sie jubelten über den zweiten Platz zum Auftakt des Kult-Weltcups hinter den dominierenden Polen und vor der Mannschaft aus Slowenien. Karl Geiger (130,0+132,0 Meter), Freitag (135,5+141,5), Markus Eisenbichler (115,0+ 130,0) und Lokalmatador Stephan Leyhe vom SC Willingen (128,0+ 132,5) kamen auf 900,2 Punkte. Weltmeister Polen um Topstar Kamil Stoch hatte mit 979,4 Punkten jedoch umgerechnet satte 44 Meter Vorsprung. „Aber Zweiter muss man erstmal werden“, sagte der zum Saisonende scheidende Bundestrainer Werner Schuster zufrieden. In allen vier Teamspringen dieses Winters erreichten seine Adler das Podest – und im polnischen Zakopane gewannen sie sogar.
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Beim selbst ernannten Party-Weltcup in Willingen brach das deutsche Lager trotzdem nicht in Jubel, Trubel, Heiterkeit aus. Anders als es für die Fans nahezu Pflicht ist. Selbst nach dem Sieg von Markus Eisenbichler in der Qualifikation für die Einzelspringen am Samstag und Sonntag blieb die Stimmung – zurückhaltend.
„Wir wollen das dichte Programm nutzen, um an der Form für die Weltmeisterschaft zu feilen“, sagte Werner Schuster noch. In Seefeld in Österreich werden die Titelkämpfe am kommenden Wochenende ausgetragen. In WM-Form präsentierte sich am ersten Tag im Sauerland allerdings noch kein DSV-Adler.
Eisenbichler den 25.000 Euro ein Stück näher
Durch den Sieg in der Quali ist Markus Eisenbichler den 25.000 Euro für den Gesamtsieg der Wertung „Willingen Five“ einen Schritt näher gekommen. In diese Wertung fließen noch die jeweils zwei Einzelsprünge ein.
Der Kampf um ein WM-Ticket ist übrigens weit weniger spannend als erwartet. Neben Leyhe, Eisenbichler und Geiger dürften Wellinger und Freitag nominiert werden. „Wir fahren zu fünft zur WM“, sagte Trainer Schuster.
Selbst der Qualifikations-Sieger Markus Eisenbichler nicht. Im Teamwettkampf waren seine Sprünge die Ausreißer nach unten. „Ich wäre für die Mannschaft gerne besser gesprungen, aber nach der Weltcup-Pause, die ich eingelegt hatte, musste ich erst wieder ein bisschen reinkommen“, sagte er entschuldigend. Richard Freitag trat nach seinem kurzen emotionalen Ausbruch ebenso auf die Euphoriebremse. „Jetzt machen wir mal langsam und schauen mal. Dranbleiben ist die Devise“, sagte der Sachse nach dem Teamspringen – und fühlte sich nach Platz 26 in der Qualifikation bestätigt.
Es fehlt die Konstanz
„Es geht in die richtige Richtung“, sagte Olympiasieger Andreas Wellinger, auf den Schuster im Mannschaftsspringen verzichtete, nach der Qualifikation, in der er Rang 23 belegte. Stephan Leyhe, Quali-15., wagte sich noch am weitesten hervor: „Platz zwei im Team, Sieg in der Qualifikation – das war ein starker Auftakt für uns.“
Allerdings auch einer, bei dem die fehlende Konstanz der DSV-Adler zu Tage trat. Eine Kampfansage in Richtung Einzelsieg traute sich deshalb selbst Eisenbichler nicht zu. Nur Werner Schuster sagte: „Ich habe ein gutes Gefühl, dass es auch bei den Einzelspringen wieder in Richtung der Podestplätze gehen könnte.“ Ausgeschlossen ist es deshalb nicht, dass noch einmal ein deutscher Skispringer mit geballten Fäusten und jubelnd schreiend durch den Auslauf fährt. Wie Freitag. Und wie Eisenbichler später.