Pyeongchang/Winterberg. . Im Abschlusstraining bei Olympia fuhr Bobpilotin Stephanie Schneider mit Anschieberin Annika Drazek Bestzeit. Welcher Plan aufzugehen scheint.
Eine gewisse Zeit schaut sich Annika Drazek bereits schweigend die Medaillenzeremonie an, bei welcher Jacqueline Lölling ihre Silbermedaille erhält. Bobanschieberin Drazek und Skeleton-Pilotin Lölling sind nicht nur Kolleginnen bei der Bundespolizei, sondern darüber auch Freundinnen geworden. Als Lölling plötzlich mit ihrer Medaille um den Hals im Fernsehgerät in Großaufnahme zu sehen ist, geht Drazek doch ein kleines Wörtchen über die Lippen: „Geil.“
Am Dienstag beginnt der Wettbewerb im Zweierbob der Frauen. Deshalb verfolgt die 22-jährige Anschieberin des BSC Winterberg die Siegerehrung auf ihrem Zimmer im Olympischen Dorf und postet davon ein Video auf Instagram. Für Drazek geht zwar bereits mit der Olympia-Teilnahme ein Traum in Erfüllung, allerdings gehört auch sie mit ihrer Pilotin Stephanie Schneider zum Kreis der Medaillenkandidaten.
Beste Pilotin, beste Anschieberin
„Gold ist nicht das Ziel“, sagt die Gladbeckerin, „die Nordamerikanerinnen sind sehr stark, auch wenn wir sie im Weltcup ein paar Mal gut ärgern konnten.“ Aber: „Die Bronzemedaille zu holen, das wäre mein absoluter Wunsch“, sagt Drazek und ergänzt doch: „Ich will die Medaille, nichts anderes. Das steht ganz klar im Fokus, es kribbelt in den Füßen.“
Seit Monaten gilt schließlich eines als sicher: Nur der Drazek-Bob hat in den vier Läufen am Dienstag (ab 20.50 Uhr Ortszeit/12.50 Uhr MEZ) und Mittwoch (ab 20.40/12.40) aus deutscher Sicht die größten Chancen auf eine Medaille. Und im Abschlusstraining untermauerten Schneider/Drazek das mit der Bestzeit im sechsten Lauf. In Lauf fünf waren sie auf Rang fünf gelandet. Die Oberhoferin Mariama Jamanka kam mit Lisa-Marie Buckwitz auf die Plätze sieben und vier. Anna Köhler aus Winterberg landete mit Erline Nolte auf den Rängen zwölf und elf.
Die Suche nach der passenden Pilotin
Cheftrainer René Spies beorderte seine Top-Anschieberin nach ihrem verspäteten Saisoneinstieg mal zu Pilotin Mariama Jamanka, mal zu Stephanie Schneider und auch zu ihrer Vereinskollegin Anna Köhler. Für den olympischen Wettbewerb stellte Spies Schneider als seine beste Pilotin und Drazek als die vielleicht weltbeste Anschieberin als Team zusammen.
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„Die geht volle Pulle, man merkt sofort, die will, die hat Bock“, sagt Drazek über ihre Pilotin. Am Start werden sie deshalb in Schlagdistanz zu Kaillie Humphries (Kanada) oder Elana Meyers Taylor (USA) sein – anschließend liegt es an Schneider, wie das Rennen ausgeht.
Nach Olympia an die Lenkseile
Für Drazek dürften die Olympischen Winterspiele in Pyeongchang die ersten und die letzten sein – als Anschieberin. „Ich gehe davon aus, dass sie an die Lenkseile geht und das traue ich ihr auch zu“, sagte unlängst Winfried Stork, Präsident des Nordrhein-Westfälischen Bob- und Schlittensportverbandes. Einige Testfahrten als Pilotin absolvierte Drazek bereits in der vergangenen Saison erfolgreich.
Tests als Pilotin in diesem Winter? „Auf keinen Fall. Es zählen nur die Olympischen Spiele“, antwortete sie. Und bei denen würde auch sie gerne an der Medaillenzeremonie teilnehmen – nicht nur als Zuschauerin vor einem Fernsehgerät.