Bad Laasphe/Berlin. . Der Künstler Otto Piene starb mit 86 Jahren. Der gebürtige Bad Laaspher war der erste, der das Licht zum Tanzen brachte und seine Kunst Raum, Zeit und den Elementen öffnete.

Er war der erste Künstler, der mit Licht und Rauch malte, Leinwände flambierte und Regenbogen in den Himmel schoss. Otto Piene, der weltberühmte Licht- und Luftmagier, ist tot. Der gebürtige Bad Laaspher starb am Donnerstag mit 86 Jahren in Berlin – einen Tag nach der Eröffnung seiner Ausstellung in der Neuen Nationalgalerie. Otto Piene saß in einem Taxi, als der Tod ihn ereilte. Er war auf dem Weg zur Neuen Nationalgalerie, von deren Dach aus er am Sonntag seine berühmten Himmelsskulpturen aufsteigen lassen wollte.

Wegbereiter und Pionier

Kunst mit Licht und Luft, mit Feuer, mit neuen Medien: Wegbereiter dieser Ausdrucksmittel war der Bad Laaspher Lehrersohn. Die Erfahrungen des 2. Weltkrieges gaben den Anstoß für die Veränderungen, die Piene in die Kunst brachte. Als junger Mann aus Krieg und Gefangenschaft heimgekehrt, begriff er das Überleben als moralische Verpflichtung. „Wir waren erstaunt, dass wir am Leben waren. Das hatten wir nicht erwartet. Das war der enorme Impuls, etwas zu machen – eine andere, eine bessere Welt.“

Zusammen mit Heinz Mack gründete Piene 1957 als Reaktion auf die junge abstrakte Kunstrichtung des Informel um den Hagener Maler Emil Schumacher die international einflussreiche Künstlergruppe Zero: Zero für Stunde Null, für Neuanfang. Heute sind Piene, Mack und Günther Uecker, der sich 1961 der Gruppe anschloss, längst museumsreif, damals wollten sie das Museum und seine Begrenzungen überwinden. Pienes Kunst öffnete sich dem Raum, der Zeit und den Elementen. Der Himmel selbst wurde seine Leinwand, er brachte das Licht zum Tanzen.

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Der Neuanfang nach 1945 bedeutete auch eine Revolution der technischen Möglichkeiten. Piene nutzte als einer der ersten diese Mittel. Bereits 1974 übernahm er an der MIT in Boston das Medienlabor für künstlerisch-optische Experimente. Das war die Geburt der Medienkunst, denn Piene führte Video, Laser und Holographie in die Palette der künstlerischen Ausdrucksformen ein. Seither lebte der Meister parallel in den USA, in Groton/Massachusetts, und in Düsseldorf. 20 Jahre lang leitete Piene sein Labor und machte es zu einem der international wichtigsten Forschungszentren.

Piene war seiner Heimat stets präsent

In seiner Heimat NRW ist Otto Piene mit seiner Kunst stets präsent geblieben. Die Installation „Die Geschichte des Feuers“ wird nach der Neueröffnung des LWL-Kunstmuseums in Münster in diesem Herbst dauerhaft in einem eigenen Raum zu sehen sein. Seine wohl bekannteste Arbeit in NRW ist aber die Skulptur „Geleucht“: eine überdimensionale Grubenlampe in Form eines 90 Meter hohen Leuchtturms aus Stahl, die auf der Halde Rheinpreußen in Moers installiert ist.

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Seine Wittgensteiner Heimat ehrte Piene 2003 mit einer Ausstellung im Museum für Gegenwartskunst in Siegen; aus diesem Anlass besuchte der Künstler seine Geburtsstadt Bad Laasphe, in der sein Vater Gründungsdirektor des heutigen städtischen Gymnasiums war. In Deutschland und Europa dagegen wurde Pienes Bedeutung als Wegbereiter und Erneuerer lange nicht angemessen wertgeschätzt. Das mag daran liegen, dass seine Kunst aus Prinzip vergänglich ist. Doch in jüngster Zeit hat der Kunstmarkt Piene neu entdeckt. Die aktuelle Doppelausstellung in Berlin ist der Beweis dafür. In der Neuen Nationalgalerie holt er bis zum 31. August mit „The Proliferation of the Sun“ täglich die Sonne vom Himmel. In der Deutsche Bank Kunsthalle ist „More Sky“ zu sehen. Im Herbst werden seine Werke im Guggenheim Museum in New York ausgestellt.

Licht als Symbol der Hoffnung

Warum gerade das Licht? Erst als der Krieg vorbei war, konnte man wieder Lampen aufstellen. „Das war ein unglaublicher Moment der Befreiung, dass man nachts wieder etwas sehen konnte und nicht vor jedem Licht weglaufen musste, weil da doch gleich ein Flieger kam, der da was drauf ballern wollte. Wenn man das existenziell erfährt, ist das wirklich eine sehr wichtige Sache“, erinnerte sich Piene in einem Interview mit 3sat. Kunst ist für Piene entsprechend kein konzeptionelles, sondern ein energetisches Phänomen. Seine Arbeiten bezeichnete er als Energiefelder: „Weil sie Energie übertragen. Die Leute gehen ins Museum, um sich aufzuladen. Und insofern sind die Bilder auch Energieproduzenten.“