Hagen/Essen. . Der Ruhrverband verleiht den Stadtwerken Arnsberg und Sundern den „Fremdwasser-Preis Ruhr“, weil sie besonders wenig Fremdwasser in ihre Kanalisation gelassen haben. Belohnt werden die beiden Werke mit jeweils 5000 Euro - einsetzbar für einen gemeinnützigen oder sozialen Zweck.

Je schmutziger das Abwasser, desto besser. Zumindest für Kläranlagen. Weil das so ist, lobt der Ruhrverband erstmals einen Preis aus, der seine Mitglieder – Städten, Gemeinden, aber auch Unternehmen – Anreiz geben soll, möglichst wenig Fremdwasser in die Kanalisation gelangen zu lassen. Die Premiere der Preisverleihung geht am Montag im Hochsauerland über die Bühne: Die ersten Preisträger sind die Stadtwerke Arnsberg und Sundern.

Anno 1913 ist der Ruhrverband aus seinen Vorgängern – wie dem Ruhrtalsperrenverein – entstanden; im Jubiläumsjahr 2013 bringt das öffentlich-rechtliche Unternehmen, das mit dem Wasser aus den Talsperren im Sauerland die Menschen entlang des Ballungsraums an der Ruhr versorgt und dazu rund 70 Kläranlagen betreibt, den „Fremdwasser-Preis Ruhr“ heraus. Alle zwei Jahre soll er künftig verliehen werden. An diejenigen, die für richtig dreckiges Abwasser sorgen. Parole: Bloß nicht verdünnen!

Biologische Prozesse im Blick

Was auf den ersten Blick irritiert, erklärt sich aus den biologischen Prozessen, die sich in den hoch modernen Kläranlagen abspielen. „Eine Verdünnung des Abwassers führt zu niedrigeren Wirkungsgraden der Kläranlagen“, beschreibt Markus Rüdel, Sprecher des Ruhrverbands, die Zusammenhänge. Etwa, wenn es darum geht, Stickstoffverbindungen aus dem Abwasser herauszulösen. „Wenn die Konzentration geringer ist, lässt sich der Stickstoff schlechter abbauen.“ Deshalb ist dem Ruhrverband als Betreiber der Klärwerke tatsächlich daran gelegen, möglichst unverdünnte Abwässer durch die Kanäle angeliefert zu bekommen.

Ungewollte Verdünnung

Zu einer ungewollten Verdünnung der Abwässer kommt es, wenn etwa die Kanalrohre undicht sind. „Dann kann Grundwasser eindringen“, erklärt Markus Rüdel. Auch defekte Hausanschlüsse oder verrohrte Bachläufe, die in ein Klärwerk geführt werden („Wasser aus Bächen gehört nicht dorthin“), sind daher äußerst unbeliebt.

In Arnsberg waren es rund 45 Liter Fremdwasser pro Sekunde, die in die Abwasserkanalisation eindrangen. „Alle drei Sekunden eine Badewanne“, verdeutlicht Markus Rüdel die Dimension. Die Stadtwerke Arnsberg und Sundern – das Kanalnetz ist meist in kommunaler Hand – hätten sich bei der Eindämmung des Fremdwasseraufkommens besonders hervorgetan. Durch Sanierungen etwa. Dabei fällt der Blick der Jury auch auf den finanziellen Aufwand, der angemessen bleiben soll. „Es gibt verschiedene Verfahren, um Rohre abzudichten“, sagt Markus Rüdel. Im sogenannten „Inliner-Verfahren“ wird ein neues Rohr in das alte eingezogen, ohne große Tiefbauarbeiten, oder die Kanäle können heute von innen mit einer Betonschicht ausgespritzt werden: Statt einer Kamera wie beim Kanal-TÜV fährt ein Arbeitsgerät mit Spritzvorrichtung durch die Rohre, um Risse abzudichten.

Den Preis – je 5000 Euro – sieht der Ruhrverband nicht als Ausgleich für Investitionen ins Kanalnetz; das Preisgeld soll „für einen gemeinnützigen oder sozialen Zweck“ eingesetzt werden.