Wickede. . Wimberner wehren sich gegen den Weiterbau der A 46. Die Preise für Bauland und Immobilien fallen bereits jetzt in dem Wickeder Ortsteil. Die Trasse würde den Ort in zwei Teile zerlegen.

Das Dreifelder-Eck: hier der Weizen, da die Gerste und dort der Raps. Die Früchte des Feldes wachsen und gedeihen. Ländlich, schön, so natürlich. Mittendrin und weithin für Autofahrer sichtbar ein Riesenschild: Stoppt A 46 durch Wimbern.

Die Menschen im Wickeder Ortsteil sorgen sich. Wenn sich die A46 von Hemer über Menden weiter durch die Landschaft Richtung Neheim frisst, bleibt von der Seele des Ortes mit seinen 800 Einwohnern nichts mehr. So die Befürchtung der Wimberner.

Einschnitt für die Ewigkeit

„Das würde das Ende des Dorfes bedeuten“, sagt Gerhard Schulte. Der 50-Jährige ist erster Brudermeister der St.-Johannes-Schützenbruderschaft. Seine Stimme steht stellvertretend für die große Mehrheit im Dorf. Sein Bruder Michael ist Sprecher der Wimberner Interessengemeinschaft, die sich seit 2007 vehement gegen den geplanten Weiterbau wehrt. „Hinter uns stehen 96 bis 98 Prozent der Bevölkerung. Mit der A46 direkt vor unserer Haustür würde das Dorf in zwei Teile zerlegt. Die soziale Struktur wäre dahin.“

Alles Theorie? Alles Angstmacherei? Alles halb so schlimm?

Wer sich vor Ort bewegt, sich anschaut, wo und wie die Autopiste verlaufen soll, versteht die Beweggründe.

Wo jetzt Landwirtschaft betrieben wird, soll Verkehr fließen. Kein Ort dieser Welt verträgt eine Schneise dieser Größenordnung. Das wäre ein Einschnitt für die Ewigkeit.

„Die Trasse wäre mit Lärmschutzwällen sowie den Auf- und Abfahrten etwa 100 bis 120 Meter breit“, sagt Michael Schulte. In den vergangenen Jahren hat er sich zum Verkehrsexperten entwickelt. „Wir reden von Trasse 15, die in der Planung nach meinem Stand derzeit ruhend gestellt ist.“

Wohnung verlieren

Ob es die Ruhe vor dem Sturm ist, das ist ungewiss.

Sicher ist, mit der Initiative von Landesverkehrsminister Michael Groschek (SPD), alle Beteiligten, die mit dem Weiterbau der A 46 zu tun haben, darunter Gegner und Befürworter, am 16. September zu einem runden Tisch einzuladen, ist die Diskussion neu aufgeflammt.

Detlef Carrie schmeckt das gar nicht. Der 51-Jährige wirkt bedrückt. Seine Befürchtungen stehen ihm ins Gesicht geschrieben, seine Stirn legt sich in Falten: „Meine Wohnung würde der Autobahn zum Opfer fallen.“ Ein Satz, der Wirkung zeigt.

Wer plant, muss wissen, dass nicht alle frohlocken, wenn es ein Stück Autobahnverlängerung im Land gibt. Carrie wohnt im Feuerwehrgerätehaus. Es müsste, ebenso wie das Einfamilienhaus nebenan, abgerissen werden.

Auch wenn dies offenbar noch Zukunftsmusik ist, der Weiterbau wirft bereits lange Schatten voraus.: „Die Preise für Bauland und Immobilien gehen in den Keller“, sagt Michael Schulte. „Versuchen Sie mal, hier ein Haus zu verkaufen?“ Das Gefühl, dass der Ort der Trasse, die 50.000 bis 60.000 Quadratmeter Fläche schluckt, geopfert werden soll, beunruhigt die Einwohner. „Die Angst, dass es irgendwann passiert, ist groß“, weiß Michael Schulte.

Nicht nur ihm graut davor, wenn er daran denkt, dass 30.000 bis 40.000 Autos pro Tag durch Wimbern rauschen sollen. „Wir müssen auch an unsere Kinder denken. Ihnen ist das heute natürlich nicht ganz klar, was auf sie zukommt.“

Varianten ad acta gelegt

Dass so manche Variante bei der Planung des Weiterbaus ad acta gelegt worden ist, weil seltene Tiere beobachtet wurden, stimmt die Wimberner nicht optimistischer. Ortsvorsteher Edmund Schmidt: „Der Schwarzstorch zählt offenbar mehr als wir.“