Bestwig. . Die Talbrücke Nuttlar ist Anziehungspunkt für viele Schaulustige. Mit 115 Metern Höhe entsteht Nordrhein-Westfalens höchste Autobahnbrücke im Sauerland. Der Bau kostet 46 Millionen Euro. „Sechs Achtel sind fertig“, sagt Richard Mede, Projektleiter von Straßen NRW.

Im Haushalt stopfen sie Löcher, im Straßenbau schließen sie Lücken. Nachbesserungen gehören zum Geschäft der Politik. Landesverkehrsminister Michael Groscheck (SPD) will seit Montag Bewegung in den Weiterbau der A 46 zwischen Hemer und Neheim bringen – und schon schiebt sich am Dienstag eine neue Brücke in die Landschaft.

Potzblitz. Der Sozialdemokrat ein Zauberer? Nein. Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Die Brücke gehört zur 5,6 Kilometer langen Verlängerung der Autobahn A46 von Bestwig bis nach Nuttlar. Im September 2009 hat der damalige Verkehrsminister Lutz Lienenkämper (CDU) hier den ersten Spatenstich gemacht.

Die Brücke über den Schlebornbach ist das spektakulärste Bauwerk der neuen Autobahnkilometer. Magisch ziehen die bis zu 108 Meter hohen zwölf Betonpfeiler, die als Pärchen auftreten und die Stahlverbundkonstruktion halten sollen, die Besucher an.

Besucherscharen am Wochenende

Am Wochenende pilgern Einheimische mit Kind und Kegel zur Baustelle. In der Woche verschafft sich das Fachpublikum einen Eindruck. So wie gestern als sich Straßenbau- und Vermessungsingenieure aus ganz Deutschland unter und neben der Brücke umschauen. Zu Recht. Immerhin wird es mit 115 Metern Nordrhein-Westfalens höchste Autobahnbrücke sein. Und wo werden im Land heute Brücken dieser Größe gebaut?

Mit der Gelassenheit eines Routiniers verfolgt Jonas Ramspott das Treiben auf der Baustelle. Er studiert Bauingenieurwesen an der Hochschule Ostwestfalen-Lippe in Detmold, ist im 6. Semester und absolviert hier sein Praxissemester als Bauleiter des Unternehmens Max Bögl. Der 22-Jährige stammt aus Ostwig und arbeitet vor der Haustür. Er ist hoch zufrieden: „Ich mache nicht irgend was, sondern habe eine verantwortungsvolle Aufgabe. Das gefällt mir.“ Er nimmt sich Zeit, erklärt welche Schweißarbeiten jetzt notwendig sind, wie die Nähte geprüft werden und warum aus dem Boden so viele Bolzen ragen: „Für den Verbund mit dem Beton.“ Denn auf die Stahlkonstruktion kommt, bevor die Asphaltschichten für die Fahrbahn aufgebaut werden, eine 40 Zentimeter dicke Betonschicht.

Noch ist es lange nicht soweit. „Sechs Achtel sind fertig“, sagt Richard Mede, Projektleiter von Straßen NRW. Wann die Brücke, wann der Teilabschnitt fertig ist? Dazu will der Bauingenieur nichts sagten. „Das kann niemand seriös einschätzen“, sagt der 47-Jährige. „Das hängt von der Mittelzuweisung des Bundes ab.“ Auch wenn Geld für den Bau im Haushalt ausgewiesen sei, könne niemand sagen, wann es zur Verfügung stehe.

Anspruchsvolle Topographie

Ob der Bau für ihn eine besondere Herausforderung ist? „Die Höhe der Brücke nicht. Es ist egal, ob sie 85 der 120 Meter hoch ist. Die technische Leistung, die dahinter steckt, die ist maßgeblich.“

Viel Kopfzerbrechen habe die Logistik angesichts der anspruchsvollen Topographie bereitet. „Die Frage, wie können wir gewährleisten, dass die Firmen zur Baustelle kommen, war nicht leicht zu beantworten.“ Derzeit sind 80 Mitarbeiter von fünf Firmen an der Baustelle aktiv. In luftiger Höhe bereiten Männer das Weiterschieben der Stahlkonstruktion für das nächste, 80 Meter breite Teilstück vor. Ab 5. August kommt wieder Bewegung in die Brücke. Mit zwölf Stundenkilometern schließt sie die vorletzte Lücke. Mit Minister Groschek hat das nichts zu tun. Wie gesagt.