Hagen. Das Publikum feiert die Hagener Philharmoniker und den großartigen Pianisten Markus Pawlik nach einem eindrucksvollen Sinfoniekonzert. Auf dem Programm stand das dritte Klavierkonzert von Sergei Prokofjew. Der junge Solist Pawlik erhielt stürmischen Beifall.
Sergei Prokofjew hat seine Klavierkonzerte für den eigenen Gebrauch geschrieben. Und da der Komponist ein außerordentlich guter Klavierspieler war, gehören sie technisch zum kniffeligsten, das die Gattung zu bieten hat – zumal sie den Dirigenten nicht so vertraut sind wie etwa die Klavierkonzerte Beethovens. Der international hoch gelobte Pianist Markus Pawlik ist ein Spezialist für schwierige Fälle. Denn er verfügt über genau die richtige Kombination aus musikalischer Intelligenz und virtuoser Kraft, die notwendig ist, um das dritte Klavierkonzert Prokofjews nicht nur zu bändigen, sondern zu einem überwältigend spannenden Hörerlebnis zu machen – so wie jetzt beim Sinfoniekonzert mit den Hagener Philharmonikern in der Stadthalle.
Rhythmus und Virtuosität
Unter Markus Pawliks Händen blüht ein ganzes Klang-Universum auf, wenn er die zahlreichen Farben des Flügels herausstellt: Das Klavier ist bei Prokofjew ein Rhythmus- und Soloinstrument gleichermaßen, es nimmt sich in den zahlreichen Dialogen mit den solistisch eingesetzten Orchesterstimmen zurück, trumpft in hämmernder Maschinenmusik auf und singt dann wieder wehmütig im russischen Volkston. Pawlik hält dabei immer die Balance zwischen Klangsensibilität und virtuoser Attacke. So gelingen Momente von magischer Schönheit, etwa wenn sich im langsamen Satz ebenso abgründige wie verzauberte lyrische Passagen von feinstem Kolorit entwickeln, die von fingerbrechender Tastenhexerei flankiert werden.
Kein Wunder, dass das Publikum den jungen Solisten gar nicht mehr vom Podium lassen will. Mit Nr. 8 der „Visions fugitives“, ebenfalls von Prokofjew, bedankt sich Markus Pawlik für den stürmischen Beifall.
Die Hagener Philharmoniker haben hörbar Freude an dem schönen Programm, das den Prokofjew mit Rossinis Ouvertüre zu „Die diebische Elster“ und Felix Mendelssohn Bartholdys vierter Sinfonie verknüpft. Der Rossini funkelt, angefeuert von der kleinen Trommel, vor fröhlichem Musikantentum. Raffinierte dynamische Abstufungen würzen die blitzblanken Läufe der Streicher und die eleganten Tänze der Holzbläser.
Mendelssohn mit Biss
„Es wird das lustigste Stück, das ich gemacht habe“, schreibt der junge Mendelssohn im Februar 1831 aus Italien an die Familie in Berlin. In der „Italienischen Sinfonie“ zeigen die Musiker entsprechend genüsslich, was in ihnen steckt. Gastdirigent Markus Huber pflegt kein kitschig-süßes Mendelssohn-Bild, er legt die „Italienische“ stattdessen mit leicht scharfem Biss an. So erstrahlt der erste Satz in heiterem Jauchzen, das Andante wird zum balladenhaften Gebet über pochenden Schreitbässen. Im Scherzo bestechen Hörner und Trompeten mit ihrem exquisit geblasenen Choral, und das Finale mit seinen rasenden Tanzrhythmen sprudelt vor Energie nur so über. Markus Huber ist ein Dirigent, der die große Geste schätzt, die mehr auf das Auge des Publikums gezielt ist denn auf die Kommunikation mit dem Orchester. Doch Huber, GMD des Theaters Pforzheim, lässt die Musiker auch an der langen Leine, und das danken sie ihm mit seelenvoller Musizierlust.
Markus Pawlik gibt am Freitag, 21. Juni, um 20 Uhr im Sinfonium der Stadthalle Hagen einen Klavierabend mit Werken von Mozart, Karl Halle, Beethoven, Brahms und Prokofjew. Karten: 02331 / 2073218 oder www.theater.hagen.de