Willingen. . In Willingen wird um den Weltcup der Skispringer gekämpft. Der Internationale Skiverband Fis fordert nämlich einen neuen Kampfrichterturm und eine fest installierte Flutlichtanlage an der Mühlenkopfschanze bis 2013. Das sind Investitionskosten von 2,2 Millionen Euro.
Wo ein Willingen ist, ist auch ein Weg. Der bekannte Wintersportort im Hochsauerland kämpft leidenschaftlich um seinen Weltcup der Skispringer. Der Internationale Skiverband Fis fordert millionenschwere Investitionen in die Mühlenkopfschanze.
Die Chance für die Schanze: Die gut 6000 Einwohner der Gemeinde an der nordrhein-westfälisch-hessischen Landesgrenze scheinen noch weiter zusammenzurücken, nachdem die Fis einen neuen Kampfrichterturm und eine fest installierte Flutlichtanlage bis 2013 gefordert hat. Investitionskosten: 2,2 Millionen Euro.
Deshalb hat der ausrichtende Ski-Club Willingen eine Spendenaktion mit großer Symbolik gestartet: „Bausteine für den Mühlenkopf“. Privatpersonen oder Firmen können Bausteine im Wert von 20 bis 1000 Euro erwerben. Ein Signal für die Öffentlichkeit, wie die rührigen Ski-Club-Verantwortlichen erklären.
Grenzenloser Optimismus
Mit Öffentlichkeit kennt sich Siggi von der Heide aus. Der 70-Jährige ist ein Original im besten Sinne, mit seiner gleichnamigen Hütte auf dem Ettelsberg ein Werbe- und Sympathieträger für die Region. Ein Wahrzeichen, das auf die ganze Umgebung ausstrahlt - eben wie die Mühlenkopfschanze, die laut Eigenwerbung „größte Großschanze der Welt“.
Während er den Gästen von der Presse einen Kaffee reicht und die Fronten klärt („Hier oben wird ,Du’ gesagt“), singt der begeisterte Alphornbläser ein Loblied auf den Ski-Club Willingen, der all die Jahre den Weltcup organisiert. Dass die Gemeinde, die nur geografisch in Hessen liegt („wir fühlen uns als Hochsauerländer“), plötzlich um die weltweit beachtete Veranstaltung zittern muss, nimmt Siggi gelassen: „Ich sage immer: Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist.“
Im Ernst: In den härtesten Situationen fassten alle Willinger in die Speichen, sagt der Hüttenwirt und strahlt seinem Naturell entsprechend Optimismus aus. „Sicher kriegen wir die Sache in den Griff“ - sagt’s und tischt seine Erbsensuppe im Glas auf, mit den markanten Bockwursthälften, die über den Rand hinaus ragen: „Nicht aus der Tüte. Selbstgemacht nach Omas Rezept.“
Der Kunstschnee wartet
Mit der Herstellung eines anderen für Willingen ebenso (überlebens-)wichtigen Produkts ist Wolfgang Schlüter befasst. Der Schanzenchef am Mühlenkopf und sein Schneemacher-Team vom Ski-Club Willingen können dank kühlerer Temperaturen endlich seit Montag, 16. Januar, 6 Uhr Kunstschnee machen. „Wir sind im Zeitplan bis zum Weltcup-Wochenende“ (10. bis 12. Februar) und stellt eine Schneekanone ein, die erst ab minus 3 Grad in Aktion treten kann.
Schlüter ist zum sechsten Mal Schanzenchef beim Weltcup, vorher war er für den Anlauf zuständig. Ein alter Hase, der sich immer noch wie ein Schneekönig auf das Ereignis freut und der dessen Bedeutung nicht hoch genug hängen kann: „Willingen ist dadurch weltweit bekannt geworden.“
Der Ski-Club hat die volle Unterstützung von Bürgermeister Thomas Trachte und Tourismus-Manager Ernst Kesper. Der Verwaltungschef weist auf die immense gesellschaftspolitische Bedeutung des Weltcups hin. Der Aufeinandertreffen der weltbesten Skispringer trage unter anderem zur Finanzierung der Sportförderung bei. Und dass der Deutsche Olympische Sportbund Willingen zum Standort einer Eliteschule des Sports (im Verbund mit Winterberg) gemacht hat, habe die gymnasiale Oberstufe in der 6000-Einwohner-Gemeinde gesichert.
„Objekt der regionalen Identifikation“
Für den Bürgermeister ist der Weltcup ein „Objekt der regionalen Identifikation“, abzulesen an dem ungebrochenen Fieber und den 1000 freiwilligen Helfern. Und er ist ein Wirtschaftsfaktor: Auch wenn sich nicht mehr 100 000 Menschen an einem Weltcup-Wochenende wie zu seligen Hannawald-und-Martin-Schmitt-Zeiten einfinden, „kommen nach wie vor viele Menschen und lassen hier Geld“, so Trachte. „Nicht zu vergessen, dass wir seit 1995 eine unglaubliche weltweite Medienpräsenz haben.“
Für Tourismus-Manager Ernst Kesper ist es wichtig für eine Region, dass „Leuchttürme“ leuchten, wie Willingen eben oder auch Winterberg. Willingen als Vier-Jahreszeiten-Tourismusstandort mit den Kernthemen Wandern, Radfahren, Familie, Gesundheit und Winter, sei keinesfalls alleine abhängig von der Ski-Saison mit attraktiven Sportereignissen.
Wiewohl: Der Weltcup gehört einfach ins Hochsauerland. Man ist zuversichtlich: Der Wille und die Willinger können Berge versetzen.