Lennestadt/Meschede. Der frühere Abt des Klosters Königsmünster wird Bischof in Osnabrück. Der neue Oberhirte kommt aus Lennestadt. Was bisher bekannt ist.

Den neuen Bischof von Osnabrück hatte niemand als Kandidat für dieses Amt auf dem Schirm. Das ist typisch für Abt em. Prof. Dr. Dominicus Meier. Der stille Sauerländer gehört zu den einflussreichen Kirchenmännern in Deutschland, aber eben auf seine Art. Als Abt der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede, als Weihbischof in Paderborn, als verlässlicher Reformbefürworter beim Synodalen Weg – und nun als neuer Bischof in Osnabrück.

„Wer kommt denn da?“, mit dieser Frage stellte Bischof Dominicus sich am Dienstag im Dom von Osnabrück vor. „Es kommt ein Sauerländer.“ Das Bekenntnis zur Heimat steht beim neuen Bischof an vorderer Stelle. Damit verbunden ist auch eine Charaktereinschätzung. Dass es lange dauert, mit Sauerländern warm zu werden, wies Bischof Dominicus als Vorurteil zurück. Dass die Sauerländer Dickschädel seien, dementierte er weniger energisch.

Es kommt ein Sauerländer.
Bischof Dominicus Meier - bei der Vorstellung seiner Person.

Überhaupt Bischof Dominicus. So wird der neue Osnabrücker Oberhirte genannt. Auch das ist neu, dass man einen Bischof mit einem Vornamen anredet, der in diesem Fall ein Ordensname ist. Denn getauft wurde Meier auf den Namen Michael, und zwar in Finnentrop-Heggen. Dominicus Meier bleibt als Bischof Ordensmann, ist als Benediktiner weiterhin der Abtei Königsmünster zugeordnet. Sein Zimmer in Meschede wird er behalten. „Als Paderborner Weihbischof war er regelmäßig bei uns zu Gast, als einfacher Mitbruder, ganz bescheiden“, berichtet Pater Maurus Runge, der Sprecher der Abtei „Er ist weiter herzlich willkommen.“ Nicht ganz klar ist, ob der amtierende Abt Cosmas Hoffmann dem neuen Bischof gegenüber weisungsbefugt ist. Abt Cosmas musste jedenfalls frühzeitig über die Bischofswahl informiert werden, so will es die Regel.

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Als Abt und als Weihbischof ist Dominicus Meier kaum durch theatralische Auftritte aufgefallen. Das liegt nicht nur an seiner ruhigen Art, sondern möglicherweise an seinem Beruf. Der 64-jährige ist Richter. Meier kam auf dem zweiten Bildungsweg zur Priesterberufung; er absolvierte zunächst am Amtsgericht Lennestadt-Grevenbrück eine Ausbildung zum Justizsekretär, bevor er das Abitur nachholte. „Ich habe zuerst etwas Anständiges gelernt“, verriet er im Osnabrücker Dom mit leisem Humor.

Bischof Dominicus bleibt Benediktiner

Das Recht ließ ihn in seiner geistlichen Laufbahn nicht los. Er promovierte und habilitierte sich in Kirchenrecht, war seit 2000 ordentlicher Professor für Kirchenrecht an der Ordenshochschule der Pallottiner in Vallendar, wurde Mitarbeiter im Erzbischöflichen Offizialat und schließlich bis 2022 Offizial im Erzbistum Paderborn. Das Paderborner Offizialat ist als kirchliches Gericht zuständig für alle kirchlichen Streit-, Straf- und Feststellungssachen. Es ist eine eigene, weisungsunabhängige Behörde. Das Erzbischöfliche Offizialat Paderborn verhandelt auch aufgrund besonderer Bevollmächtigungen durch das Höchste Gericht der Apostolischen Signatur in Rom Gerichtsverfahren in höheren Instanzen. Im Jahr Am 21. Juni 2021 berief ihn Papst Franziskus zum Mitglied dieser Apostolischen Signatur. Auch als Weihbischof hat Meier Klöster in Rechtsfragen beraten.

Die lange Erfahrung als Kirchenrichter, so vermutlich die Hoffnung, mag ihn besonders befähigen, die auseinanderdriftenden Pole der katholischen Kirche im Bistum Osnabrück zusammenzuhalten. Beim Synodalen Weg gehörte Meier ebenfalls zu den Stillen, stimmte aber konsequent für die Reformanliegen vom Umgang mit geschlechtlicher Vielfalt bis zu Segensfeiern für Paare, die sich lieben, von Frauen in sakramentalen Ämtern bis zu Maßnahmen gegen Missbrauch in der Kirche.

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Im Osnabrücker Dom schilderte Bischof Dominicus, dass die Regeln des Ordensgründers Benedikt von Nursia zu Leitplanken für sein Handeln werden sollen: Den Dienst als Bischof könne nur jemand übernehmen, der Freude am Leben und an den Menschen habe, „ungeachtet ihrer Herkunft und sexuellen Identität“. Die synodalen Strukturen des klösterlichen Lebens sieht er als Grundvoraussetzung für jede Gemeinschaft. Diese Suche nach synodalen Strukturen will er auch für den Umgang mit geistlichem Missbrauch und sexualisierter Gewalt einsetzen. Meier will ein hörender Bischof sein und lädt die „Entmutigten und Enttäuschten“ ein, wiederzukommen und mit ihm in Kontakt zu treten. Und er sieht die Klosterpraxis der geteilten Verantwortung und Teilhabe aller als Basis seiner Führung. „Die Erfahrungen mit dem synodalen Weg in Deutschland und der weltweiten Kirche ermutigen mich, nach Umsetzungen mit Ihnen in Osnabrück zu suchen. Es braucht die verschiedenen Denkmuster in der Kirche.“

Ausdrücklich bedankte sich Dominicus Meier bei den Männern und Frauen, die im Vorfeld mit dem Domkapitel über die Anforderungen an den neuen Bischof beraten haben. Eine weitergehende Beteiligung von Laien an der Bischofswahl hatte der Vatikan zuvor in Paderborn untersagt.

Mit der Wahl von Bischof Dominicus ist derzeit nur noch ein deutsches Bistum führungslos: Die Diözese Rottenburg-Stuttgart. Im Erzbistum Köln ist die Zukunft von Kardinal Rainer Maria Woelki weiter unklar.

Am 15. 9. zelebriert Bischof Dominicus Meier das Hochamt bei der Wallfahrt Werl. www.wallfahrt-werl.de