Hagen/Meschede. Drei weitere Buchhandlungen im Sauerland kooperieren künftig mit Thalia. Welche Konsequenzen hat das für Mitarbeitende und Kunden?
Paukenschlag für den Buchhandel in Südwestfalen. Thalia erweitert seine Aktivitäten im Sauerland. Die drei WortReich-Buchhandlungen in Meschede, Schmallenberg und Winterberg gehen ins Thalia-Partnermodell. Das teilte das Buchhandelsunternehmen mit Sitz in Hagen am Mittwoch mit.
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Sauerland und Siegerland galten bisher als Schwerpunktregionen des unabhängigen, inhabergeführten Buchhandels. Doch die Veränderungen in der Branche führen dazu, dass immer mehr Traditionsbuchläden sich dem Partnerschaftsmodell von Thalia anschließen. Das große Buchhandelsunternehmen mit Sitz in Hagen wiederum hat als Konsequenz der Amazon-Krise erkannt, wie wichtig es ist, als Plattform Knowhow zu verkaufen, insbesondere im Bereich des elektronischen Handels. Thalia, früher auf die Filet-Lagen der Großstädte spezialisiert, engagiert sich seit Jahren zunehmend im ländlichen Raum. Buchhändler Georg Spielmann von der Buchhandlung Dreimann in Olpe war einer der ersten, die das Partnerschaftsmodell ausprobiert haben. Die Erfahrungen mit dieser Olper Kooperation sind in die Ausgestaltung des Konzeptes eingeflossen. Inzwischen sind auch Buchläden in Bad Berleburg und Betzdorf Thalia-Partner. Eigene Buchhandlungen führt der Filialist in der Region in Herdecke, Neheim, Iserlohn, Lüdenscheid und Hagen. Und nun die drei WortReich-Buchhandlungen in Meschede, Schmallenberg und Winterberg.
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„Der Aspekt Nachfolgeregelung steht ganz klar dahinter“, erläutert Inhaberin Katrin Föster ihren Schritt. „Meine Kinder haben kein Interesse, und ich erhoffe mir davon, dass es leichter wird, jemanden zu finden, der das Geschäft übernimmt.“ Die Nachfolgeregelung ist angesichts der Branchensituation für viele Buchhändler ein großes Problem. Die Herausforderungen bestehen einerseits in den Veränderungen, die den Bereich Warenwirtschaft betreffen. Katrin Föster: „90 Prozent unserer Verlagsvertreter gehen beispielsweise Ende des Jahres in den Ruhestand. Das geht zu Lasten der Zusammenarbeit mit den Verlagen. Bei den Barsortimenten hakt es an der einen oder anderen Ecke. Wenn man dann einen Partner hat, der dabei ist, sein eigenes Zentrallager aufzubauen, kann das für mich nur von Vorteil sein.“ Damit spielt Katrin Föster auf das 100-Millionen-Euro-Invest von Thalia in einen neuen Omni-Channel-Hub in Marl an.
„Ohne Buchhandlung fehlt einer Stadt etwas ganz Essentielles.“ “
Für die vier Mitarbeitenden und für die Kunden soll sich durch die Partnerschaft nichts ändern. Im Gegenteil wird der Service ausgeweitet, denn die WortReich-Buchhandlungen kommen unter das erprobte Online-Dach von thalia-de. Der Onlinehandel wird für den stationären Buchhandel immer wichtiger zur Standortsicherung. „Wir haben bereits einen funktionierenden Onlineshop, aber die Wahrnehmung ist nicht so, wie wir uns das wünschen“, bilanziert die Diplom-Volkswirtin Katrin Föster. „Mit der E-Commerce-Expertise von Thalia haben wir die Möglichkeit, die Standorte zu sichern und die Innenstädte zu stützen, weil das unsere geschäftlichen Grundlagen stabilisiert.“ Besonders beliebt ist bei den Kunden die Möglichkeit, Bücher online zu bestellen und dann im Geschäft abzuholen. „Dadurch habe ich im Laden eine deutliche Frequenzsteigerung“, sagt Katrin Föster. Ingo Kretzschmar, Vorsitzender der Geschäftsführung von Thalia, bestätigt die Huckepack-Effekte zwischen digitalem und stationärem Geschäft sowie die Synergieeffekte durch die Zusammenarbeit. „Buchhandlungen, die unsere Partner sind, steigern deutlich ihren Rohertrag, teilweise bis zu zweistellig, machen in der Summe mehr Umsatz pro Kunde.“
Katrin Föster musste im vergangenen Jahr ihr Geschäft in Arnsberg schließen; das CAB Bücherstudio hatte sie 2019 nach dem plötzlichen Tod des früheren Inhabers übernommen, doch der Standort ließ sich nicht in die schwarzen Zahlen bringen. Die Mutterbuchhandlung in Meschede, die bisher aus zwei Abteilungen, darunter einer für Kinder, bestand, ist jetzt zentral in der Fußgängerzone in einer großen Familienbuchhandlung zusammengeführt worden. Die Standorte in Schmallenberg und Winterberg sprechen jeweils unterschiedliche Kundenkreise an. Als zusätzliches Angebot werden künftig buchergänzende Sortimente geführt, zum Beispiel Spielwaren.
Die Probleme des Einzelhandels insgesamt machen vor den Buchhandlungen nicht Halt, auch wenn diese Branche sich früher als andere digital aufgestellt hat. Sterbende Buchhandlungen bedeuten in der Regel auch sterbende Innenstädte. Der Innenstadtaspekt liegt Katrin Föster am Herzen. „Ich bin an allen Standorten Einzelanbieter, ich möchte schon, dass es in Meschede, Schmallenberg und Winterberg auch in 15 Jahren noch eine Buchhandlung gibt. Ohne Buchhandlung fehlt einer Stadt etwas ganz Essentielles.“
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Und wird der Branchenriese Thalia künftig von der Hagener Zentrale aus bestimmen, welche Bücher in Meschede, Winterberg und Schmallenberg im Laden verkauft werden dürfen? Die Frage verneint Katrin Föster. „Ich bleibe als Inhaberin eigenständig und entscheide unabhängig über unser Sortiment und die Aktionen, die wir anbieten.“