Siegen. Bücher aus dem 19. Jahrhundert können giftig sein. Warum das so ist, wie die Universität Siegen darauf reagiert und wie es weitergeht.
Neue Forschungen haben ergeben, dass bei der Produktion von Büchern und Zeitschriften im 19. Jahrhundert teilweise Arsenverbindungen zum Einsatz gekommen sein sollen. Sie konnten in verschiedenen grünen Farbstoffen nachgewiesen werden, die genutzt wurden, um die Einbände oder andere äußere Buchbestandteile einzufärben. Arsen und seine Verbindungen sind giftig und krebserregend. Das sorgt für Unruhe bei den deutschen Universitäten: Denn gerade dort sind noch ältere Bücher in größerer Zahl zu finden.
Wie real ist die Gefahr in der Universitätsbibliothek?
Die Universität Bielefeld meldet 60.000 Bücher, die vom Alter her passen würden und nun überprüft werden, die Universität Münster hat die Herausgabe der älteren, ohnehin gesondert aufbewahrten Bücher erstmal gestoppt. Und auch in Siegen werden nun 12.000 Bücher aus dem Verkehr gezogen. Da die Gesamthochschule, aus der dann die Universität Siegen entstand, erst 1972 gegründet wurde, gebe es nur wenige alte Bücher im Bestand der Universitätsbibliothek, so Pressesprecher André Zeppenfeld.
„Die Sperrung aller Bände dient als Vorsichtsmaßnahme“, erklärt Zeppenfeld weiter, wahrscheinlich sei nur ein geringer Bruchteil tatsächlich belastet. Das Arsen werde hauptsächlich freigesetzt, wenn die belasteten Bände angefasst oder umgeblättert würden - so könne zum Beispiel Staub aufgenommen werden, wenn die Finger nach dem Anfassen des Buchs mit der Zunge angefeuchtet würden, oder aufgewirbelter Staub in die Augen gelangen. „Solange die Bücher unbewegt im Regal stehen, kann man von der geringsten Gefährdung ausgehen“, so Zeppenfeld. Die Bewegung der Bücher werde derzeit von der Universität Siegen gezielt verhindert.
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Die Bücher mit möglicherweise arsenhaltigen Einbänden wurden bereits über die Katalogabfrage der Universitätsbibliothek identifiziert und für die Ausleihe gesperrt. Schon jetzt seien die meisten potenziell betroffenen Bände in abgeschlossenen Räumen gelagert und die Zeitschriften digitalisiert, sodass ein Einblick in die physischen Ausgaben nicht benötigt werde.
Wie es mit den Arsen-Büchern jetzt weiter geht
„Die Bücher werden in der Regel nur vereinzelt nachgefragt“, sagt Zeppenfeld auf Nachfrage. Deswegen blieben die Bücher zunächst in ihren Regalen und werden im nächsten Schritt „nach entsprechender Absprache und Möglichkeit“ auf Arsenbelastung überprüft, heißt es auf der Website der Universitätsbibliothek Siegen.
Die Sichtungen werden manuell erfolgen, so Zeppenfeld. „Viele Einbände aus dieser Zeit wurden inzwischen erneuert, so dass auch bei grünen neueren Einbänden keine Gefahr besteht.“ Aber auch an einer Lösung für belastete Werke werde gearbeitet: Gemeinsam mit anderen Universitätsbibliotheken, aber auch mit dem Arbeitsschutz und dem Department Chemie.