Winterberg. Acht Lifte sind noch geöffnet, dazu kommen zwei Großveranstaltungen. So ist die touristische Lage in Sauerlands Wintersportmetropole.
Aus den Lautsprechern tönt „Radio Bollerwagen“ - eine Mischung aus Schlager und Ballermann-Musik. Auf der Terrasse von „Möppi‘s Hütte“ direkt neben dem Sessellift Poppenberg in Winterberg wippen die Menschen mit hochgekrempelten Ärmeln und Sonnenbrillen zur Musik. Die Ski- und Snowboardständer vor der Hütte sind voll, weitere Skier liegen an der Schneekante - denn um von der Piste bis zu Möppi‘s zu kommen, muss man einige Schritte über Schotter laufen. Am Dienstag, 27. Februar, zeigt das Thermometer auch im Skigebiet Poppenberg acht Grad an, die Sonne holt ihre frühlingshafte Kraft hervor.
Winter in Winterberg? Die Wintersportmetropole im Sauerland bemüht sich darum, zumindest einige Pisten offen zu halten - acht von 26 sind es, fünf davon sind beschneit. „Die Pisten, die jetzt noch offen sind, sind die besonders schneesicheren“, erklärt Julian Pape, Wetterexperte. „Sie liegen so passend, dass sie vor dem Westwind und vor zu viel Sonne geschützt sind.“ Außerdem gebe es dort die meisten und besten Beschneiungsmöglichkeiten.
Wie sehen Winterbergs Skipisten aktuell aus?
Ein bisschen surreal sieht es aus: Schmale, weiße Streifen ziehen sich durch mehr oder weniger grüne Landschaft. Während einige Wintersportler noch ein volles Ski-Outfit tragen, fahren andere nur noch im Pullover oder sogar in Jeans. Aber wie ist es denn, bei diesen Verhältnissen Ski zu fahren? Macht das überhaupt Spaß? Sara aus den Niederlanden ist mit ein paar Freunden für einen Kurzurlaub in Winterberg. „Der Schnee ist schon sehr weich“, erklärt sie. „Aber am Morgen war es toll, zu fahren!“ Sie machen das Beste aus ihrem Kurztrip.
Lesen Sie auch:
- Südwestfalen liest: Darum lohnt sich „Aktion Phoenix“
- Diese unsichtbaren Gefahren lauern auf Güterbahnhöfen
Genauso sehen das auch Lene und Ferdi - sie sind ein belgisches Ehepaar, das zum zweiten Mal in Winterberg zum Skifahren ist. „Sonst fahren wir immer mit der Familie bis nach Österreich“, erzählt Ferdi. „Aber das ist uns mittlerweile mit dem Auto zu weit.“ Die beiden hatten einige Jahre Ski-Pause eingelegt, bevor sie im letzten Jahr Winterberg für sich entdeckt haben. Damals war es kälter, da hatten sie die einfacheren blauen Pisten des Brembergs nutzen können - an die anspruchsvolleren roten Pisten des Poppenbergs müssen sie sich erst noch gewöhnen. Trotzdem gefällt es ihnen in Winterberg.
Gibt es nochmal Schnee im Sauerland?
Kälter dürfte es in Winterberg gern nochmal werden - nicht nur für Ferdi und Lene. Schließlich gelten die Osterferien als krönender Abschluss der Ski-Saison, und die beginnen in diesem Jahr schon Ende März. Doch zumindest in den nächsten anderthalb Wochen sieht es nicht danach aus, dass es kälter wird, sagt Julian Pape. „Es können Anfang nächster Woche einzelne Flocken fallen“, so der Wetterexperte. „Aber vielleicht bleiben die noch nicht einmal liegen. Einen Wintereinbruch kann man das aber nicht nennen.“
Und auch das schöne Wetter vom Dienstag werde sich nicht lange halten. Auch der Frühling ist dementsprechend noch nicht in Sicht. Ob die Pisten also wirklich bis Ostern geöffnet bleiben können, ist aktuell unklar. „Unsere Skiliftbetreiber versuchen, was geht“, ist sich Winterbergs Tourismusförderin Michaela Grötecke sicher.
Bisher war der Winter nicht besonders ski-freundlich, bis auf wenige Tage gab es nur wenig Naturschnee. Merkt man das auch in den Touristenzahlen? Ganz eindeutig kann das nicht beantwortet werden. Auf der einen Seite seien die kurzfristigen Buchungen zum großen Teil ausgeblieben, erklärt Michaela Grötecke. Auf der anderen Seite kommen die Menschen, die den Urlaub langfristig geplant haben, trotzdem nach Winterberg. „Wir sind grundsätzlich zufrieden bisher.“ So bewertet auch Skilift- und Skiverleih-Betreiber Fabian Klante die Situation: „Natürlich kommen weniger Menschen, wenn kein Naturschnee liegt - aber das ist ja auch gut so, weil dann nicht so viele Pisten offen sind“, erklärt er. „Aber die, die da sind, nutzen die Lifte.“ Genaue Bilanzzahlen können von der Winterberg Touristik bisher nicht zur Verfügung gestellt werden, heißt es auf Nachfrage dieser Zeitung.
So geht es in Winterberg weiter
Die Urlauber kommen meist aus den Niederlanden, Belgien und auch Dänemark, und am Wochenende auch oft aus Deutschland. Dazu gesellen sich aktuell noch die Fans der Bob- und Skeleton-Weltmeisterschaft, die in diesem Jahr in Winterberg stattfindet. „Aktuell herrscht eine ganz tolle Stimmung in der Stadt, hier kommen viele verschiedene Nationen zusammen“, so Michaela Grötecke. Neben den Übernachtungsgästen aus aller Welt werden auch Tagesgäste erwartet.
Das wird voraussichtlich auch beim Snowboard-Weltcup so sein, der am Wochenende vom 8. bis zum 10. März auf dem Poppenberg stattfinden wird. „Wir sind sehr froh, solche Veranstaltungen in unserer Stadt ausrichten zu können“, sagt Michaela Grötecke. Das Skiliftkarussell Winterberg hat Mitte der Woche erst bestätigt, dass die Veranstaltung definitiv stattfinden wird - und eine weitere Veranstaltung wird derzeit beratschlagt: Das Finale des Raceboarder-Weltcups sollte ursprünglich in Berchtesgaden stattfinden, dort kann man die Vorgaben aber nicht erfüllen. Jetzt wird geprüft, ob das am 16. und 17. März also in Winterberg stattfinden kann. „Eine Entscheidung fällt bis Ende der laufenden Woche“, sagt Constanze Wagner, Pressesprecherin vom Veranstalter Snowboard Verband Deutschland, im Gespräch mit dieser Zeitung.
Das müssen Zuschauer über den Snowboard-Weltcup wissen
Vom Snowboard Verband Deutschland gibt es genaue Vorgaben, wie die Beschaffenheit des Schnees sein muss, um den Wettkampf austragen zu dürfen - laut Fabian Klante vom Skiliftkarussell Winterberg werde der Poppenberg dafür aber nicht jetzt schon anders behandelt als die anderen Pisten. Die finalen Vorbereitungen beginnen in der Woche vor dem Wettkampf: Der Rennhang wird ab Mittwoch, 6. März, für die Vorbereitungen gesperrt - die anderen Skihänge können ganz normal befahren werden.
Am Wettkampfwochenende wird am Poppenberg viel los sein: Schon am Freitagabend um 18 Uhr findet die öffentliche Startnummernauslosung statt. „Hier kann man die Rennläufer hautnah erleben und sicher das eine oder andere Autogramm ergattern“, so die Winterberg Touristik. An allen drei Abenden wird es Partys in „Möppi‘s Hütte“ geben, auch während der Rennen werden DJs auflegen. Der Eintritt ist an allen drei Tagen kostenfrei, allerdings werden am Poppenberg die Parkplätze nur für die Teilnehmerinnen und Beteiligten zur Verfügung stehen. „Wir bitten alle Gäste am Kirmesplatz, Am Rad in Winterberg zu parken“, so die Touristik. „Von dort aus werden wir einen Shuttle-Service anbieten.“