Nachrodt-Wiblingwerde. Verkehrsinfarkt in Südwestfalen: Das marode Bauwerk in Nachrodt-Wiblingwerde wird stabilisiert. Noch gibt es keine Entwarnung.
Die Arbeiten zur Not-Verstärkung der Lennebrücke in Nachrodt-Wiblingwerde sind am Freitag erfolgreich gestartet. „Alles läuft nach Plan“, sagte Andreas Berg, Sprecher von Straßen-NRW, nachdem am Freitagmittag zwei von drei Betonladungen unter Wasser erfolgreich verfüllt waren. Die Arbeiten übernimmt eine der wenigen zertifizierten Spezialfirmen in Deutschland, die Betonbautaucher beschäftigt. „Ich sehe so etwas das erste Mal mit eigenen Augen“, sagt Berg, der seit 30 Jahren im Geschäft ist, während er auf die Baustelle blickt.
Lennebrücke wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt
Um 11 Uhr begannen die Arbeiten an der Brücke entlang der B236, die seit genau einer Woche wegen akuter Einsturzgefahr gesperrt ist. Massive Schäden am Fundament, entstanden durch Hochwasser der Lenne, waren kurz zuvor ebenfalls von Tauchern festgestellt worden.
Ganz trivial sind die Arbeiten nicht. Das Wasser rund um Pfeiler 2 der Brücke ist mit Steinen in den vergangenen Tagen gestaut worden, sodass die Strömung auf ein Minimum reduziert ist. Das erst ermöglicht den Tauchern ihre Arbeit. „Unter Wasser sind die Taucher quasi blind“, sagt Markus Hambüchen, Geschäftsführer der Spezialfirma Moissl aus Köln. Sie tasten sich voran. Die beschädigte Schalung am Fuß des Pfeilers ist in den vergangenen Tagen erneuert worden - und wird nun mit Beton verfüllt.
40 Kubikmeter Beton sind bestellt worden. Dieser wird über einen Schlauch direkt am Fundament in dafür vorgesehene Löcher gespritzt. „Der Beton soll möglichst weit unter den Pfeiler vordringen, lockere Sedimentteile nach außen drücken und den Pfeiler stabilisieren“, sagt Hambüchen. Eine Spezialrezeptur des Betons verhindert, dass das Wasser sich mit ihm vermischt. Nach wenigen Stunden sollten die Arbeiten abgeschlossen sein. 48 Stunden braucht der Beton, um eine signifikante Festigkeit aufzuweisen.
Doch damit ist erst der Anfang gemacht. „Nächste Woche kümmern wir uns um Pfeiler 3“, sagt Andreas Berg. An diesem werden ähnliche Schäden wie an Pfeiler 2 befürchtet. „Je nach Ausmaß des Schadens werden wir dann reagieren.“ Möglich also, dass der gesamte Prozess wiederholt werden muss. Der Start aber lässt hoffen, dass die Sperrung insgesamt tatsächlich nur zwei bis drei Wochen aufrecht erhalten bleiben muss.
Die Brücke trennt nicht nur die Orte Nachrodt und Wiblingwerde, sondern ist auch eine wichtige Ausweichroute für die gesperrte Autobahn 45, auf der die ebenfalls einsturzgefährdete Rahmedetalbrücke bereits gesprengt ist und neu gebaut wird. Da die Lennebrücke sogar für Fußgänger gesperrt werden musste, ist in Wurfweite eine Behelfsbrücke über die Lenne gebaut worden, damit wenigstens Kinder in die Kita und in die Schule kommen.