Düsseldorf. Ein neuer Nationalpark in NRW gilt als schwarz-grünes Prestigeprojekt. Jetzt lässt ein Satz der Landwirtschaftsministerin aufhorchen.

In der Diskussion über einen zweiten Nationalpark in Nordrhein-Westfalen ist Landwirtschaftsministerin Silke Gorißen (CDU) überraschend deutlich auf Distanz zu dem schwarz-grünen Prestigeprojekt gegangen. „Ich habe nicht den Eindruck, dass das Interesse der Regionen groß ist“, sagte Gorißen der „Rheinischen Post“ am Mittwoch.

Landwirtschaft und Forstwirtschaft seien über die Idee „wenig erfreut“. Gorißen bekräftigte, dass die Landesregierung keiner Region „einen Nationalpark überstülpen“ werde. Wenn sich kein Bewerber finde, dann gebe „es eben keinen Nationalpark“, so die Ministerin weiter.

Bis Ende März sollen sich NRW-Interessenten für Nationalparks melden

Bis Ende März sollen Regionen, die einen Nationalpark ausweisen wollen, ihr Interesse bei der Landesregierung hinterlegen. Im weiteren Jahresverlauf würden die planungsrechtlichen Voraussetzungen geschaffen. In einem Nationalpark soll sich die Natur großflächig möglichst selbst überlassen werden. Waldbauern dürfen dann kein Holz mehr abbauen, benachbarte Landwirte müssten die Entwicklung von Schädlingskulturen in Kauf nehmen. Als Vorbild dient der Nationalpark Eifel, der vor 20 Jahren auf rund 110 Quadratkilometern eingerichtet wurde. Das Gebiet nahe der belgischen Grenze gilt als Erfolg für Naturschutz und Tourismus.

Sechs Gebiete kommen in NRW für den neuen Nationalpark in Frage

Umweltminister Oliver Krischer (Grüne) zeigte sich am Mittwoch auf Anfrage zuversichtlich, dass es weiterhin Interesse an einem zweiten Nationalpark in NRW gebe. Darauf deute die zurzeit noch laufende Meinungsbildung in verschiedenen Regionen hin, erklärte ein Ministeriumssprecher. Krischer und Gorißen seien sich einig, dass niemandem ein Nationalpark aufgezwungen werden solle.

Noch ein Nationalpark in Sicht? Ein Ranger beobachtet die Landschaft im Nationalpark Eifel, der vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde und heute als Vorbild für andere Regionen dienen soll.. 
Noch ein Nationalpark in Sicht? Ein Ranger beobachtet die Landschaft im Nationalpark Eifel, der vor 20 Jahren ins Leben gerufen wurde und heute als Vorbild für andere Regionen dienen soll..  © dpa | Oliver Berg

CDU und Grüne haben im Sommer 2022 in ihrem Koalitionsvertrag klar festgelegt: „Wir wollen einen zweiten Nationalpark ausweisen und werden dazu einen Beteiligungsprozess initiieren.“ Für die Grünen ist dies ein zentrales politisches Anliegen, für das sie in NRW seit Jahrzehnten eintreten. Im vergangenen Herbst hatte die Landesregierung eine Karte mit sechs Flächen veröffentlicht, die sich im Besitz des Landes befinden und von ihrer Größe sowie dem Vorkommen an Pflanzen und Tieren in Frage kämen.

Der dort aufgeführte „Arnsberger Wald“ stieß jedoch postwendend auf Ablehnung in den zuständigen Kreistagen. Auch die möglichen Nationalparks Egge in Ostwestfalen und Ebbegebirge im Sauerland werden von Teilen der Kommunalpolitik abgelehnt. Skepsis begleitet ebenfalls eine Nationalpark-Erweiterung in den benachbarten Hürtgenwald in der Eifel und den möglichen Standort Rothaarkamm im Kreis Siegen-Wittgenstein, wenngleich hier noch nicht das letzte Wort gesprochen zu sein scheint. Im Kreis Kleve steht ebenfalls noch eine politische Positionierung zum dortigen Gebiet „Reichswald“ aus.