Hagen. Wer glaubt denn sowas? Eine Studie stellt der Katholischen Kirche ein erbärmliches Zeugnis aus. Warum sich trotzdem nichts ändern wird.
Die Zahlen sind schockierend, wenngleich nicht überraschend. Nur noch vier Prozent der deutschen Katholiken sehen sich selbst als kirchennah. Die Verbleibenden vertrauen der Evangelischen Kirche mehr als ihrer eigenen, und knapp die Hälfte kann sich einen Austritt vorstellen. So lauten die Ergebnisse der aktuellen Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung, an der erstmals auch die Deutsche Bischofskonferenz teilnahm.
Die Welt versinkt in Chaos und Krieg. Die demokratischen Gesellschaften sind gespalten und zerfleischen sich in Kulturkämpfen um die blödesten Themen. Der moralische Kompass scheint allenthalben abhandengekommen zu sein. Diese Welt bräuchte christliche Werte, bräuchte Kirche, dringender denn je.
Die Kirche kann nicht liefern
Aber zumindest die Katholiken können nicht liefern. Das ist die Tragödie unserer Epoche. Die Welt brennt, und die Institution Kirche kommt nicht heraus aus ihren Machtkämpfen, ihrer absurden Realitätsverweigerung, ihrem Beharren darauf, das, was offensichtlich ist, zu leugnen.
- Gendern, I-Wort: Warum nicht mehr Gelassenheit
- Schreien, fordern: Wo kommen die ganzen Ekel plötzlich her?
- Unsere jüdischen Nachbarn dürfen nicht verstummen
Im Erzbistum Paderborn ist die seelsorgliche Situation noch gut. Anderswo kann die Kirche ihre Kernaufgaben wegen des Priestermangels nicht mehr erfüllen: die Menschen in Lebens-wendenden Situationen zu begleiten, Geburt, Beziehung, Tod. Obwohl das bekannt ist, bewegt sich nichts. Lieber keine Sakramente für das Gottesvolk als Frauen am Altar. Jeder von uns weiß, dass diese Situation rein rechnerisch nicht durchzuhalten ist, dass auch die verbliebenen guten Pastöre vor Erschöpfung und Kummer aus dem letzten Loch pfeifen, aber das nimmt man amtskirchenseitig billigend in Kauf. Für die junge Generation ist der Zug ohnehin abgefahren. Die brauchen keine Frauenpriester, denn die lassen ihre Kinder nicht mehr taufen. Weil sie nichts mit einem Verein anfangen können, der so viele Menschen ausgrenzt, queere und geschiedene Paare zum Beispiel.
Fehlende Problemeinsicht
Schade, dass ich nicht mehr miterleben werde, wie künftige Historiker versuchen, die Haltung der Institution Kirche zur Missbrauchstragödie zu erklären: die kollektive Leugnung eines strukturellen Problems, die rituellen, nichtssagenden Schuldbekenntnisse, die fehlende Problemeinsicht in den höchsten Leitungsgremien.
Mit einer Kirche, die funktioniert, würden sich die Krisen unserer Epoche vermutlich besser meistern lassen. Man würde sich zumindest besser fühlen. So ist die Kirche leider Teil des Problems und nicht der Lösung.
Unsere Oma sagte oft, sie geht nicht wegen dem Pastor in die Kirche. Daran muss man sich wohl festhalten.