Lippstadt/Geseke. Eine Pilgergruppe aus dem Erzbistum Paderborn übt Kritik am Auswärtigen Amt. Warum die Pilger sich im Heiligen Land im Stich gelassen fühlten.

Adelheid Büker-Oel (59) ist froh, dass sie wieder daheim in Geseke ist. In Sicherheit. Weit weg vom Krieg im Heiligen Land, wo sie zusammen mit Dr. Dennis Lewandowski (40) aus Lippstadt eine Gruppe von Religionslehrerinnen und Religionslehrern aus dem Erzbistum Paderborn auf einer Pilgerfahrt begleitete. Angstvolle Stunden liegen hinter den Pilgern. Vom Auswärtigen Amt fühlen sie sich nicht gut vertreten. „Das Schlimmste war die Ungewissheit. Die Behörden aus Polen, Rumänien, Bulgarien waren dabei, ihre Leute zu evakuieren, wir erhielten die Nachricht, dass immer mehr Fluggesellschaften Israel nicht mehr anfliegen, und das Auswärtige Amt sagte: Sucht Euch doch einen Weg über Land oder eine Fähre. Man hört, wie sich das Auswärtige Amt über den Klee lobt, dass sie alles im Griff hätten. Wir fühlten uns jedoch im Stich gelassen. Das hätten wir nicht erwartet. Ich hätte immer gedacht, dass ich mich auf die Regierung verlassen kann“, so Dennis Lewandowski. Das Erzbistum Paderborn ermöglichte die sichere Heimkehr.

Adelheid Büker-Oel vom  Erzbistum Paderborn ist eine der Reiseleiterinnen.
Adelheid Büker-Oel vom Erzbistum Paderborn ist eine der Reiseleiterinnen. © Erzbistum Paderborn | Privat

Am Horizont Raketen

Die Pilger waren am Samstag früh in der Wüste, als sie am Horizont die Raketenangriffe auf Jerusalem beobachteten. Spätestens am Samstagabend war klar, dass es sich um eine ernste Lage handelt. Die israelische Führerin erklärte am Sonntag: Ihr müsst zusehen, dass ihr bis spätestens Dienstag aus dem Land seid. Doch wie?

Vom Auswärtigen Amt kam die Aufforderung, sich in einer Krisenliste zu registrieren. Das war nicht einfach, denn die Internetseite funktionierte technisch zunächst nicht. Der größte Teil der 21 Pilger starken Gruppe konnte sich erst Montag eintragen, existierte also bis dahin offiziell beim Auswärtigen Amt gar nicht; da lagen viele Nerven blank. Von der Führerin und der Leitung der israelischen Reiseagentur fühlten sich die Westfalen in den schweren Stunden mit hilfreichen Informationen gut begleitet.

Schreckensbotschaft

Dann die nächste Schreckensbotschaft. Alternative Flüge etwa über Jordanien würden um ein Vielfaches teurer sein. Diözesanadministrator Michael Bredeck und Dompropst Joachim Göbel erklärten sofort, für alle Mehrkosten einzustehen. So konnte mit Hilfe des Dortmunder Reisebüros ein Rückweg über Jordanien gefunden werden. „Wir sind am Dienstag um 7.45 Uhr von Jerusalem mit dem Bus in Richtung der jordanischen Grenze aufgebrochen“, sagt Adelheid Düker-Oel. „In Jordanien gibt es ganz komplizierte Ausreisemodalitäten, und das betraf bis zu 1000 Menschen, darauf war dieser Grenzübergang gar nicht vorbereitet.“ Sieben Stunden dauerten die Grenzkontrollen, dann ging es mit dem Bus weiter durch Jordanien Richtung Amman und von dort nach Dubai und dann nach Frankfurt. Dem Erzbistum sind die Pilger sehr dankbar.

Die Angst wirkt nach

Die Angst wirkt noch nach. Dennis Lewandowski: „Am schlimmsten war dieser Schwebezustand, dass ich meinen Angehörigen nicht sagen konnte, wann wir nach Hause kommen.“ In die Erleichterung mischt sich Trauer über das furchtbare Leid im Heiligen Land. Adelheid Büker-Oel: „Eigentlich wäre Israel das Land, das einem zeigen könnte, was Frieden ist.“