Inzwischen treten sogar tiefgläubige Christen aus der Kirche aus. Rom weigert sich, die Signale zu hören.
Wir schreiben das Jahr 2050. Der Kölner Dom ist ein Museum für Architekturgeschichte. Weihnachten treten echte Priester dort auf und zelebrieren etwas, das sich Christmette nennt, ein viel beachtetes Spektakel. Das System katholische Kirche ist längst unter der Last seines moralischen Versagens implodiert.
Natürlich wissen die deutschen Bischöfe und Gemeindepriester, dass keine Kirche überleben kann, welche die Lebensrealität ihrer Mitglieder schlicht für falsch erklärt. Und doch sind sie machtlos gegenüber den Intrigen der Mitbrüder, die glauben, die Menschen müssten sich ändern und nicht das System. Und sie sind hilflos angesichts der Einlassungen aus Rom, die in ihrer Hartherzigkeit allem widersprechen, was als frohe Botschaft gepredigt werden soll. Diese Widersprüche sind zu groß, als dass man sie ertragen könnte. Daher treten inzwischen sogar tiefgläubige Christen aus, weil sie es mit ihrem Gewissen nicht mehr vereinbaren können, mit ihren Kirchensteuern diesen Verein zu alimentieren, dessen Daseinszweck die Selbsterhaltung zu sein scheint.
Viele Pfarrer und Seelsorger an der Basis wissen, wie man moderne Personen in all ihrer Buntheit und in all ihrer spirituellen Bedürftigkeit anspricht. Aber das, was sie mit Liebe und Engagement aufbauen, zerrinnt ihnen unter den Fingern, wenn um Entschädigungen gefeilscht wird für Missbrauchsopfer, wenn Kardinäle Erinnerungslücken beschwören, wenn aus Rom immer öfter die Ansage kommt: So, wie Du bist, schwul, geschieden, weiblich, bist Du nicht so, wie wir uns hinter unseren Mauern Menschen vorstellen, und deshalb wollen wir Dich nicht.
Welche Angebote kann die Kirche modernen Christen machen? Das ist doch die entscheidende Frage. Rom fragt so nicht. Rom fragt: Welche Verbote kann ich Dir machen, Du Kamel, dem ich ein ganz enges Nadelöhr hinhalte, und wenn Du nicht durchpasst, dann bist Du sündig.
Es ist zum Heulen.