Lufttheater, Familienkonzert, Weltmusik, Orgelabende: Bei den Sommerfestivals in Südwestfalen gibt es viel zu entdecken.
In den Theaterferien schlägt die Stunde der Festivals. Nach teils verhaltenem Neustart nach der Corona-Zwangspause hoffen die Veranstalter nun auf reges Publikumsinteresse. In Südwestfalen ist die Festival-Szene besonders spannend. Denn außergewöhnliche Orte mitten in der Tiefe des Raumes laden zu kulturellen Entdeckungsreisen in die Region ein. Immer wieder staunen die Kulturfreunde über die Vielfalt und Qualität der Programme. Wir stellen eine Übersicht der interessantesten Angebote vor.
Die Stadt Bad Berleburg am Rothaargebirge ist sicherlich am weitesten von den Musikmetropolen dieser Welt entfernt. Und doch treffen sich namhafte internationale Künstler auf Schloss Berleburg seit 50 Jahren zur Internationalen Musikfestwoche unter dem Protektorat von IHK Prinzessin Benedikte. Die Musikfestwoche auf Schloss Berleburg ist die Mutter aller Klassikfestivals in Südwestfalen. Vom 3. bis 5. Juli musizieren unter anderem der Geiger Daniel Hope und die Klarinettistin Sabine Meyer. Klaus Maria Brandauer und der Pianist Sebastian Knauer, der künstlerische Leiter des Festivals, gestalten einen Mozart-Abend.
www.blb-kultur.de
Eine Hof-Musik ganz anderer Art bietet das Hofmusik-Festival vom 7. bis 15. Juli auf dem Bauernhof von Ulrich und Angelika Brinckmann in Iserlohn-Kalthof. Dabei verwandelt sich eine Wiese in ein Konzertgelände. Die Gründer und Leiter des noch jungen Festivals, Sarah Chloé Mikus und Martin Kallnischkies, sind hauptberuflich Orchestermanager und erfüllen sich damit einen Herzenstraum. Vom 7. bis 15. Juli spielen unter anderem die Pianistin Dinara Klinton und die weltberühmten Canadian Brass, es gibt auch einen Tango-Abend mit Kaspar Ulias.
www.hofmusik-agentur.de
Zu den Festival-Neulingen gehört weiterhin das Kunstfest Passagen auf dem wunderschön restaurierten Gut Rödinghausen in Menden. Vom 25. August bis 9. September präsentiert Festival-Leiterin Sabine Thielmann ein Programm zum Thema Liebe. Die Liebe wird mit Lesungen, Konzerten, einer Ausstellung und einem Fado-Abend in all ihren Facetten untersucht.
www.kunstfest-passagen.de
Das FestivalSpiritueller Sommer vernetzt die ganze Region von Soest bis Siegen und von Hagen bis Olpe. Bis 10. September erkunden 250 Veranstaltungen an 83 Orten „Himmel und Erde“ mit Kunstaktionen, Konzerten, Lesungen, Führungen, Vorträgen, Pilgerangeboten, Wanderungen und Naturerfahrungen. So liest am 2. Juli der Bestsellerautor Wolfgang Büscher über Waldeinsamkeit und Waldzerstörung in der SGV-Hütte Eslohe. Ebenfalls am 2. Juli geht es um Himmel und Erde in den Bildern von Emil Schumacher bei einer Führung und einem Familienworkshop im Hagener Emil-Schumacher-Museum. www.wege-zum-leben.com
Viele Sommerfestivals sind umsonst und draußen; sie wurden seit den 1980er Jahren ins Leben gerufen, nachdem sich der Kulturbegriff gewandelt hatte. Neben der Hochkultur wollte man niederschwellige Kulturangebote etablieren, Straßentheater und Weltmusik.
Das Siegener Sommerfestival ist das Flaggschiff dieser Open-Air-Angebote und das größte Festival in der ganzen Region. Seit über 30 Jahren gibt es über mehrere Wochen hinweg ein breitgefächertes Programm aus verschiedenen Kunstgattungen auf den Bühnen der Stadt. Besonders begehrt sind die Open-Air-Wochenenden in der reizvollen Kulisse am Oberen Schloss, die noch bis zum 8. Juli gehen. www.kultursiegen.de
Noch älter ist der Hagener Muschelsalat, der seit fast 40 Jahren immer mittwochs umsonst und draußen Musik, Kleinkunst, Akrobatik und Straßentheater anbietet. Bis zum 2. August werden Plätze in den Stadtteilen zu Bühnen, die sonst nicht im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, zum Beispiel der Stadtgarten. Dort tritt die Flug-Künstlerin Julia Knaust am 28. Juni mit ihrem Programm „Omnivolant“ auf. www.muschelsalat.de
Unter dem Titel „Sommer in der Stadt“ bietet das Kulturbüro Iserlohn traditionell ein Familien-Open-Air-Programm im Iserlohner Floriansdorf an. An vier Ferien-Sonntagen vom 25. Juni bis zum 16. Juli gibt es kindgerechte Unterhaltung für Publikum ab drei Jahren bei freiem Eintritt und in familiärer Atmosphäre. Damit sollen besonders auch Eltern angesprochen werden, die sich einen Urlaub nicht leisten können oder sonst Berührungsängste vor einem Theaterbesuch haben. www.parktheater-iserlohn.de
Der Arnsberger Kultursommer fordert zum Mitmachen auf und bringt ab dem 24. Juni Musik, Theater, Tanz, Performance und bildende Kunst auf die Straße. Mehrere Workshops laden Amateurmusikerinnen und -musiker dazu ein, sich weiterzubilden; die Teilnehmer und Dozenten zeigen ihr Können in öffentlichen Konzerten. Sehr beliebt ist die Promenadenmischung am 2. August am Ruhrufer in Arnsberg. Am Samstag, 22. Juli, konzertiert Nadia Birkenstock im Kloster Wedinghausen, eine führende Interpretin auf der keltischen Harfe in Deutschland und Europa. www.arnsberg.de
Einem einzigen Instrument hingegen ist das Internationale Gitarrenfestival Iserlohn gewidmet, das bereits in der 31. Auflage die Spitzenkünstler der Gitarren-Szene nach Iserlohn holt. Als Dozenten unterrichten diese Meister tagsüber junge Studierende aus aller Welt. Abends lernt das Publikum sie bei Auftritten kennen. Vom 23. bis 29. Juli gibt es sieben Konzerte im Goldsaal der Iserlohner Schauburg, unter anderem mit David Russell und Aniello Desiderio.
www.guitarsymposium.de
Die Sommerfestivals in Südwestfalen sind aber vor allem eine Gelegenheit, die architektonisch herausragenden Kirchen der Region mit ihren wertvollen, vielfach historischen Orgeln zu entdecken. Seit fast 50 Jahren locken die Wormbacher Sommerkonzerte ein überregionales Publikum in die Wormbacher Kirche, eine der Urpfarreien des Sauerlandes, mit ihrer bedeutenden Denkmalorgel. Vom 2. Juli bis zum 27. August erklingen unter der Leitung von Ulrich Schauerte jeweils sonntags neun Konzerte: für Chor und Orgel, Kammermusik und Orgel, Gesang oder Soloinstrument und Orgel sowie – ganz besonders – für Pauken und Orgel. www.wormbacher-sommerkonzerte.de
Der Orgelsommer Südsauerland stellt Kirchen und Orgeln im Kreis Olpe vor. Am 6. August ist zum Beispiel der Kölner Domorganist Ulrich Brüggemann, gebürtiger Mescheder, in St. Clemens in Drolshagen zu hören. Die weiteren Termine sind: 13. August, St. Servatius Kirchveischede, 27. August, St. Georg Neuenkleusheim, 3. September, St. Severinus Wenden. Die Konzerte beginnen jeweils um 17 Uhr.
Der 19. Mescheder Orgelsommer beginnt am 2. Juli an der Siegfried-Sauer-Orgel in Meschede-Remblinghausen. Es musiziert Klaus Stehling. Bis 6. August gibt es insgesamt sechs Konzerte.
www.meschede.de
Wenn die Mönche vom Königsmünster in Meschede zum Abteisommer auf den Klosterberg einladen, sind alle Sinne gefordert: Beten, Riechen, Schmecken, Hören, Lesen. Bis zum 6. August wird immer dienstags ein Programm angeboten, am 27. Juni lädt Pater Abraham mit seinem Team zu einem Feuerabend in die Klosterschmiede ein. Am 25. Juli geht es um das Träumen mit Harfenmusik von Sr. Theresita aus dem Bergkloster Bestwig und meditativen Texten.
www.koenigsmuenster.de