Lüdenscheid. Wie damals bei der Berliner Mauer: Die Steine der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid werden bald als Souvenirs zu kaufen sein.
Aus der alten, maroden Brücke, die so ein Ärgernis für die Menschen geworden ist, werden nun: historisch wertvolle Souvenirs und Andenken. Wie damals bei der Berliner Mauer. Am Freitagmorgen verlud ein Bagger des Bauunternehmens einen Teil der Anfang Mai gesprengten Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid auf einen Anhänger. Insgesamt etwa zehn Quadratmeter mit zwei Tonnen Gewicht. „Wir waren schon ganz ungeduldig“, sagt Philipp Nieland vom Stadtmarketing Lüdenscheid, „endlich konnten wir unseren Teil der Brücke abholen.“
A45 - Rahmedebrücke von oben
Dabei handelt es sich um einen besonderen Teil der Brücke, die im Dezember 2021 wegen Einsturzgefahr gesperrt wurde - und mit ihr die wichtige Nord-Süd-Verbindung Autobahn 45, die jeden Tag von 60.000 Fahrzeugen passiert wurde. Seitdem quält sich der Verkehr durch die Stadt. Lüdenscheid – das Symbol einer vernachlässigten Infrastrukturpolitik im ganzen Land. Die Rahmedetalbrücke - eine der bekanntesten in der ganzen Bundesrepublik. „Unser Teil der Brücke ist der, auf dem die Ukraine-Fahne aufgemalt wurde“, sagt Philipp Nieland.
Talbrücke Rahmede: Teil der Friedensbotschaft steht zum Verkauf
Zur Erklärung: Ein 70-köpfiges Künstlerkollektiv hatte sich im Februar 2022 in einer geheimen Nachtaktion illegal Zutritt zur bereits gesperrten Brücke verschafft und dort in stundenlanger Arbeit eine Friedensbotschaft aufgetragen: „Lasst uns Brücken bauen“. Darüber hinaus wurde die Fahne der Ukraine in Blau und Gelb aufgetragen. Der Krieg dort hatte kurz vorher begonnen.
Mit einer Fläche von 6000 Quadratmetern und 300 m Länge soll es sich nach Angaben der Künstler um „eine der größten Art-Installationen der Welt handeln“. Die Werbe-Agentur Onkel Willi & Söhne aus Lüdenscheid war damals von den Machern beauftragt worden, Informationen, Videos und Bilder der Aktion zu verbreiten.
Steine wie die der Berliner Mauer: „Die Nachfrage ist gigantisch“
Genau jener Teil wird also nun bald für Jedermann zu kaufen sein. Die Einnahmen fließen einem guten Zweck zu. Welchem? Noch offen, sagt Nieland. Stückpreis? Noch nicht festgelegt, sagt Nieland. In den nächsten Tagen, meint er, wisse man vermutlich mehr.
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Nach dem Verladen wurde der Beton zur Caritas nach Lüdenscheid gebracht, wo die Stücke nun zum Verkauf aufbereitet werden. Ab wann die Souvenirs zu haben sind, steht ebenfalls noch nicht fest. „Wir wollen aber nicht zu viel zeit vergehen lassen nach der Sprengung“, sagt Nieland. Zumal das Interesse groß zu sein scheint. „Die Nachfrage ist gigantisch“, sagt Nieland.
Ein Mahnmal für Verkehrsminister Volker Wissing?
Täglich treffen Kaufwünsche beim Stadtmarketing oder auch beim dritten Kooperationspartner Willi & Söhne ein, wie Sprecher Matthias Czech sagt: „Das geht weit über die Stadtgrenzen hinaus. Menschen, die irgendeine Verbindung zu der Brücke haben, melden sich.“ Das seien Leute, die am Bau beteiligt waren oder ein Geschenk für einen Verwandten in Lüdenscheid suchen. „Wir hatten auch schon jemanden“, sagt Czech und lacht, „der vorschlug, dem Bundesverkehrsminister Volker Wissing einen großen Block nach Berlin zu schicken, damit er Lüdenscheid nicht vergisst." Als kleines Mahnmal sozusagen.