Lüdenscheid. Das Fallbett, das zur Sprengung der Talbrücke Rahmede benötigt wird, ist so monströs, dass die Verbindung zu einem ganzen Ortsteil gekappt wird.

Unwirklich sieht die Szenerie aus. Wie eine Kulisse, nicht wie die wirkliche Welt: die leergerodeten Hänge, auf denen sich schwere Maschinen durch den tiefen Boden schieben; die beiden Gebäude unterhalb der Brücke, die von Dutzenden Seecontainern meterhoch eingefasst sind, damit sie auch nach der Sprengung noch stehen mögen. „Mondlandschaft“, sagt eine ältere Anwohnerin und schüttelt den Kopf. „Wir fühlen uns abgehängt.“ Wieso abgehängt?

Seecontainer sollen anliegende Häuser am Tag der Sprengung schützen.
Seecontainer sollen anliegende Häuser am Tag der Sprengung schützen. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services

Das Schild wird am Montagmorgen um 9.55 Uhr aufgestellt und es schafft Fakten: kein Durchgang, nicht einmal mit dem Fahrrad oder zu Fuß. Unter der maroden und deswegen gesperrten Rahmedetalbrücke der Autobahn 45 in Lüdenscheid, die in gut einem Monat (7. Mai) gesprengt wird, wird es langsam ernst. Das merken auch die Anwohner – an die in diesem Fall nicht so recht gedacht worden ist.

„Alle, die jetzt hier auf den Bus angewiesen sind, haben keine Chance mehr, hier weg zu kommen“, sagt Annette Stange. Mit ihrem Mann und dem 14-jährigen Sohn wohnt sie in der Straße „Im Wiesental“, die direkt unter der Brücke auf die Hauptstraße trifft. Seit dem 20. März und bis mindestens Anfang Juli sind die letzten 200 Meter für den Autoverkehr gesperrt, damit das gigantische Fallbett für den Aufprall der Brücke angeschüttet werden kann. Ein Fußweg sollte vorerst – so hoffte man – verbleiben können.

Habemus Brücke? Noch lange nicht

Doch das Fallbett türmt sich mittlerweile mehrere Meter hoch auf. Fünf Lkw transportieren am Montagmorgen die Erdmassen im Fünf-Minutentakt die steilen Hänge hinauf, wo sie von mehreren Raupenfahrzeugen modelliert werden. Eine Ampelanlage stellt sicher, dass die Trucks immer wieder die Altenaer Straße passieren können.

A 45-Brücke Rahmedetal- So sieht es vor der Sprengung aus

Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.   © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann Funke Foto Services
Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
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Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
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Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
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Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
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Die Sprengung der Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid wird vorbereitet. So sieht es aktuell aus: Mit Übersee-Containern werden unter anderem die verbleibenden Häuser geschützt.  
Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid gut einen Monat vor der Sprengung
Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid gut einen Monat vor der Sprengung © WP | Daniel Berg
Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid gut einen Monat vor der Sprengung
Rahmedetalbrücke in Lüdenscheid gut einen Monat vor der Sprengung © WP | Daniel Berg
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Eine Reinigungsmaschine mit der Aufschrift „We kehr 4U“ kämpft vergeblich gegen den Dreck auf der Straße an. Ein Trecker holt sich an einem Silo immer wieder neuen Kalk, um die Bauwege zu trocknen und damit befahrbar zu halten. Dünne weiße Wölkchen ziehen dabei durchs Tal. Habemus Brücke? Nein, noch lange nicht.

Das Fallbett im Bereich Wiesental ist schon jetzt spektakulär hoch. Wegen der Niederschläge am Wochenende rutschten Gesteinsbrocken den Hang hinab und haben den ersten frisch installierten Fangzaun schon zu Boden gerissen. Der Bereich müsse „aus Sicherheitsgründen ab Montag auch für Fußgänger voll gesperrt werden“, teilt die Stadt Lüdenscheid schon vergangene Woche mit. Der Stadtteil Eggenscheid ist somit von der wichtigen Verbindung Altenaer Straße mit der direkt erreichbaren Bushaltestelle komplett abgeschnitten.

Schulbusproblem: Müssen die Schüler um 6.25 Uhr aus dem Haus?

„Mein Sohn fährt jeden Morgen um 7.15 Uhr mit dem Bus in die Schule“, berichtet Annette Stange. Sie selbst ist dann schon bei der Arbeit. „Ich weiß nicht, wie die sich das vorstellen.“ Denn eine kommunizierte Lösung gibt es für alle Menschen, die im Wiesental wohnen und kein Auto haben, noch nicht. Die Stanges sind schließlich nicht die einzigen mit diesem Problem. „Spätestens nach dem Ende der Osterferien am 17. April müssen wir eine Lösung haben. Wir sind in Gesprächen mit der Märkischen Verkehrsgesellschaft“, heißt es von der Stadt auf Nachfrage.

Es hatte Hoffnung bestanden, dass der Fußweg entlang der Straße „Im Wiesental“ vorerst bestehen bleiben könnte. Doch das herbrutschende Geröll, das den ersten Fangzaun schon niedergerissen hat, ist eine zu große Gefahr.
Es hatte Hoffnung bestanden, dass der Fußweg entlang der Straße „Im Wiesental“ vorerst bestehen bleiben könnte. Doch das herbrutschende Geröll, das den ersten Fangzaun schon niedergerissen hat, ist eine zu große Gefahr. © WP | Daniel Berg

Klar ist: Ein Bus werde in die enge Straße wegen fehlender Wendemöglichkeiten nicht einfahren können, heißt es von der Stadt. Daher werden alle Kinder gezwungen sein, zur Haltestelle den Berg hinauf zu wandern. Im Falle der Stanges sind das 1,7 Kilometer. „Das allein dauert 20 Minuten. Dann fährt der Bus auch noch 30 Minuten länger zur Schule. Dann müsste mein Sohn ja um 6.25 Uhr das Haus verlassen...“ Vielleicht, sagt sie, könne ja ein Shuttlebus eingesetzt werden. Vielleicht, sagt sie, könne ja ein Shuttlebus eingesetzt werden. Busse gäbe es, sei ihr gesagt worden, aber keine Fahrer.

Es ist wie so oft: Der Teufel steckt im Detail, während fieberhaft auf den 7. Mai hingearbeitet wird. Pünktlich morgens um 7 Uhr gingen die Arbeiten los, gegen 18.30 Uhr sei Feierabend, sagt Frau Stange. Aber wenn es jetzt länger hell bleibe, dann werde auch bis 20 Uhr gearbeitet. Die Pfeiler der Brücke sind bereits mit Gerüsten versehen, damit der Sprengstoff auf der entsprechenden Höhe angebracht werden kann.

An einem Haus, das die Autobahn GmbH aufgekauft hat, brennt noch das Außenlicht. Auf dem Dach ist gut sichtbar eine Kamera angebracht, die zukünftig Live-Bilder ins Internet senden soll. Damit sich jeder ein Bild davon machen kann, wie die Arbeiten voranschreiten. Damit jeder einen Blick erhalten kann auf die bekannteste Baustelle im Sauerland.