Winterberg/Hamburg. In Winterberg-Hoheleye soll ein 60-Millionen-Euro teures Luxushotel entstehen. Was es bieten soll, verrät Projektentwickler Gert Prantner.
60 Millionen Euro: Mit dieser Summe kalkuliert der renommierte Hotelier und Projektentwickler Gert Prantner für den Bau eines Fünf-Sterne-Hotels mit 108 Zimmern und Suiten im Winterberger Ortsteil Hoheleye. Was treibt den 82-Jährigen aus Hamburg an, was verspricht er sich vom Sauerland?
Sie sind weltweit als Berater tätig. Plötzlich sind Sie im Sauerland gelandet. Warum?
Schauen Sie sich diesen fantastischen Standort an mit seiner einmaligen Lage und einem Rundum-Traumblick. Wenn der Neubau fertig ist, wird es im weiten Umkreis – und damit meine ich auch das Ruhrgebiet – kein vergleichbares Hotel geben.
Wie muss man sich das vorstellen? Sie haben das Grundstück auf einer 700 Meter hohen Erhebung gesehen, waren sofort verzaubert und haben sich gesagt: Das will ich haben. Oder?
Ich war bereits zehn Mal dort. Bevor ich mich irgendwo engagiere, schaue ich mir die Gegend genau an. Ich frage mich: Was ist in der Region vorhanden und was fehlt noch?
Offenbar ein zweites Fünf-Sterne-Hotel im Sauerland. Aber Sie müssen es das ganze Jahr über mit Gästen füllen. Welche Zielgruppen wollen Sie an den abgelegenen Standort, gut zehn Kilometer vom Winterberger Stadtkern entfernt, locken?
Menschen, die etwas abseits vom Trubel eines Zentrums Ruhe und Natur suchen, sich erholen wollen. Nehmen Sie den bekannten Schweizer Urlaubsort St. Moritz: Im Zentrum ist Remmidemmi, ein paar Kilometer weiter finden Sie Hotels, die Ruhe garantieren. Daneben haben wir für Winterberg Menschen im Blick, die sich beim Wandern, Radfahren oder Schwimmen sportlich betätigen wollen. Zudem Menschen, die sich Zeit nehmen, etwas für ihre Gesundheit zu tun. Durch die älter werdende Gesellschaft erleben wir in der Hotelbranche eine Renaissance des Themas Gesundheit. Also setzen wir auf Medical Wellness und Spa. So soll auch ein Arzt unsere Gäste betreuen.
Derzeit befindet sich an dem Standort in Hoheleye das Clubhotel Hochsauerland, das für den geplanten Neubau abgerissen werden soll. Vom Partytourismus zur Luxushotellerie – das ist aber ein mächtiger Kulturwechsel, oder?
Als ich bei Winterbergs Bürgermeister Beckmann zu Besuch war, habe ich ihn gefragt: Wer hat denn ein Hotel für Gruppenkurzreisen in der schönsten Lage erlaubt, die es in der Region gibt? Damit Sie mich nicht falsch verstehen: Die Zeit des Partytourismus ist nicht vorbei, weil die Menschen immer mehr Freizeit haben. Wenn er hier in Winterberg-Hoheleye endet, wird er woanders wieder aufgenommen.
Sind die Betreiber des Clubhotels über Ihre Pläne informiert?
Ja. Bei meinen Projekten nehme ich immer rechtzeitig zu allen Beteiligten Kontakt auf. Das war auch in diesem Fall so. Die Pächter des Hotels sind von mir vollständig informiert worden.
Wie weit sind die Vorbereitungen gediehen?
Ich habe das Grundstück gesichert. Es gehört derzeit einem Fonds. Sobald eine Finanzierung mit Investoren geregelt ist, können diese das Grundstück kaufen.
Wer wird das Hotel betreiben?
Es ist noch zu früh für eine Antwort. Erst wenn die Finanzierung mit Hilfe von Investoren abschließend steht, können wir sagen, ob es ein Pächter oder eine Management-Kette wird. Aber ich bin optimistisch, dass spätestens im ersten Quartal 2023 feststehen wird, von wem es betrieben wird.
In der Pandemie haben zahlreiche Arbeitskräfte dem Gastgewerbe den Rücken gekehrt. Woher wollen Sie ausreichend Personal rekrutieren?
Der Fachkräftemangel war lange absehbar. Man muss kreative und neue Wege gehen. Ich habe bereits vor 30 Jahren im Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg die Fünf-Tage-Woche eingeführt. Für Winterberg werden wir frühzeitig Menschen schulen, die nicht in der Branche großgeworden sind. Wir werden attraktive Personalräume schaffen und gute Arbeit entsprechend honorieren. Was wichtig ist: Deutschland war in den vergangenen 30 Jahren ein Paradies der niedrigen Zimmerraten – mit Blick auf Übernachtungspreise eines der billigsten Länder Europas. Die Hotels haben sich gegenseitig die Preise kaputtgemacht. Das muss ein Ende haben.
Was hat das Sauerland von Ihrem ehrgeizigen Projekt?
Es erfährt eine enorme Aufwertung. Das geplante Fünf-Sterne-Hotel wird ein Flaggschiff für das Sauerland und das angrenzende Ruhr- gebiet, eine Lokomotive für die Vermarktung der Region. Es ist eine Ergänzung zum bestehenden touristischen Angebot durch ein Segment, das bislang fehlt. Und seien Sie versichert: Das neue Haus wird alle bestehenden Hotels bereichern.
Gab es denn keine Vorbehalte in Winterberg?
Ich habe an jedem Standort, an den ich gegangen bin, immer zunächst die Angst der bestehenden Hotels vernommen. Aber ich gehe offen auf die Kolleginnen und Kollegen zu und versuche sie zu beruhigen. Ich habe mich sehr gefreut, dass der Rat der Stadt Winterberg einstimmig für das Bauprojekt gestimmt hat. Es gab in der Sitzung Applaus für meinen Architekten Markus Tauber aus meiner Heimat Südtirol. Die Stimmung in Winterberg und Umgebung für das Projekt ist absolut positiv. Wenn ich spüren würde, dass ein Standort nicht will, macht es keinen Sinn, ein solches Projekt durchzuführen.
Wann wird die Eröffnung des Hotels sein?
Mit Genehmigungsverfahren und Komplett-Neubau werden bis zu drei Jahre vergehen.
Zum Schluss noch eine persönliche Frage: Sie sind mittlerweile 82 Jahre alt. Warum binden Sie sich einen „60-Millionen-Euro-Klotz“ ans Bein?
Meine Arbeit ist auch mein Hobby. Für mich ist das Gastgewerbe die beste Branche der Welt mit fantastischen Möglichkeiten für Investoren. Wiewohl: Mich ärgert, dass die Hotelbranche oftmals von Banken und Investoren so negativ gesehen wird. Dabei geht es um sichere Anlagegeschäfte.
Zur Person Gert Prantner
Der 82 Jahre alte Unternehmer Gert Prantner war nach Stationen unter anderem in Venedig, London, Rom und Paris mehr als 25 Jahre Geschäftsführer des Hotels Vier Jahreszeiten in Hamburg.
1990 machte sich der „Hanseat aus Südtirol“ (Hamburger Abendblatt) mit der RIMC Hotels & Resorts Group selbstständig und realisierte weltweit Hotelprojekte.
2020 zog er sich aus dem aktiven Geschäft zurück und ist heute Gesellschafter der Prantner & Cie. GmbH, die national und international Hoteliers, Investoren und Immobilieneigentümer bei der Entwicklung touristischer Projekte berät und eigene Projekte umsetzt.