Hagen/ Lüdenscheid. Die seit der A-45-Sperrung bei Lüdenscheid geplagten Anwohner können etwas aufatmen. In Kürze soll Tempo 30 kommen – jedoch mit Einschränkungen.
Die Einführung von Tempo 30 auf der Bedarfsumleitung zur gesperrten A 45 durch Lüdenscheid steht kurz bevor. Wie die Stadt Lüdenscheid am Donnerstag auf Anfrage erklärte, sei die entsprechende Anordnung am Vortag an Straßen.NRW gegangen. Der Landesbetrieb besorge die Beschilderungen und platziere diese an der Strecke. „Wir versuchen, dass wir die Schilder in der nächsten Woche aufstellen“, teilte dazu ein Sprecher von Straßen.NRW dieser Zeitung am Donnerstag mit und bemerkte: „Wir haben vorgearbeitet.“
Tempo 30 soll allerdings nicht durchgängig auf der gesamten Bedarfsumleitung durch Lüdenscheid gelten, sondern abschnittsweise dort, „wo Wohnbebauung an die Strecke grenzt“, wie Sven Prillwitz erläuterte. „Die einzelnen Bereiche werden wir noch nennen“, sagte der stellvertretende Pressesprecher der Stadt Lüdenscheid.
Trotz des Verzichts auf eine durchgängige Tempo-30-Zone werde man aber „keinen Flickenteppich schaffen“. Auf der Lennestraße etwa werde die Geschwindigkeitsbegrenzung „vermutlich durchgängig“ gelten.
Durchfahrverbot: Radius von 75 Kilometern um Lüdenscheid
Am Freitag jährt sich die Sperrung der Rahmedetalbrücke an der A 45 bei Lüdenscheid. Seit dem 2. Dezember 2021 versinkt die Region im Verkehrschaos. Mit der Einführung von Tempo 30 sollen die geplagten Anwohner in Lüdenscheid nun etwas entlastet werden. Des Weiteren ist ein Durchfahrverbot für den überregionalen Schwerlastverkehr vorgesehen, der künftig weiträumig umgeleitet werden soll. Die Umsetzung dieser Maßnahme ist Sache der Stadt Lüdenscheid, des Märkischen Kreises und des Bundes (Eigentümer der Autobahn)
„Wir sind noch in der Abstimmung. Es gibt von unseren Verkehrsplanern ein Konzept, das liegt allen Behörden vor. Das wird noch mal gegengeprüft, unter anderem vom Märkischen Kreis“, sagte Stadtsprecher Prillwitz dazu. Bei dem Konzept gehe es beispielsweise darum, wo Kontrollstellen zur Überprüfung des Durchfahrverbots eingerichtet werden und wie geregelt werde, wie und wo Lkw, die nicht durchfahrtberechtigt sind, umkehren. Außerdem müsse sichergestellt sein, dass die Polizei über ausreichend Personal verfüge, um insbesondere in der Anfangszeit nach der Einführung das Verbot „fleißig kontrollieren“ zu können, so Prillwitz.
Um den Liefer- und regionalen Wirtschaftsverkehr nicht mit der Sanktion zu treffen, sollen von dem Durchfahrverbot Lkw ausgenommen sein, die ihren Start- oder Zielpunkt in einem Umkreis von 75 Kilometern um Lüdenscheid haben. Ein solcher Radius wird auch in der Straßenverkehrsordnung (StVO) genannt. Lkw aus benachbarten Kreisen und kreisfreien Städten wie etwa Hagen, Gummersbach, Olpe oder aus dem Hochsauerland könnten als regionaler Wirtschaftsverkehr gelten und freie Fahrt haben.
Wirtschaftsvertreter fordern Einbindung
Die Details des Durchfahrverbots müssen noch geklärt werden, die Maßnahme soll zeitnah kommen. Am Mittwoch hatte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer am Rande der auswärtigen Sitzung des Verkehrsausschusses des NRW-Landtags in Lüdenscheid dazu erklärt: „Wir haben intensiv auch mit den kommunalen Behörden daran gearbeitet, die rechtlichen Bedenken, die es gab, auszuräumen. Wir sind an dem Punkt, dass wir das hoffentlich in allernächster Zeit klären können. Wir reden hier im Zweifelsfall über Wochen und nicht über etwas, das ein halbes Jahr dauern wird.“
Die drei Industrie- und Handelskammern Arnsberg, Hagen und Siegen reagierten darauf am Donnerstag mit der erneuten Forderung nach einer Einbindung der regionalen Wirtschaft in die Planung und Umsetzung von Lkw-Fahrverboten in und um Lüdenscheid.
Von Hagen nach Siegen über Köln?
„Wir wurden von den Berichten im Verkehrsausschuss des Landtags in Lüdenscheid überrascht, dass die Umsetzung von Lkw-Fahrverboten bereits in greifbarer Nähe sei. Die enge Verflechtung der Wertschöpfungsketten in Nordrhein-Westfalens stärkster Industrieregion ist mit der A-45-Vollsperrung bereits stark gestört und belastet. Es darf keinesfalls zu weiteren unbeabsichtigten Störungen in den Verkehrsströmen der regionalen Wirtschaft kommen, die auch immer die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen belasten, in denen die Menschen der Region ihre Arbeitsplätze haben. Uns fehlt bislang die Fantasie, wie verhindert werden soll, dass sich die Probleme lediglich an andere Orte der Region verlagern“, hieß es in einer Erklärung der drei IHK-Hauptgeschäftsführer Jörg Nolte (Arnsberg), Dr. Ralf Geruschkat (Hagen) und Klaus Gräbener (Siegen).
Zudem müsse sichergestellt werden, „dass ein Lkw beispielsweise von Hagen nach Siegen nicht über Köln fahren muss. Jeder weitere Eingriff in die völlig überlastete Infrastruktur in der gesamten Region muss deshalb extrem sensibel erfolgen“.