Lüdenscheid. Die Autobahn GmbH ruft einen Wettbewerb aus, um das fähigste Unternehmen für den Neubau der Talbrücke Rahmede zu finden – das dauert bis 2023.

Ein weiterer wichtiger Schritt auf dem Weg zum Neubau der maroden Talbrücke Rahmede in Lüdenscheid hat begonnen: Seit vergangenen Donnerstag wird ein Unternehmen gesucht, das den Auftrag ausführen kann, wie die Autobahn GmbH Westfalen am Montag mitteilte. Das Besondere daran: Gesucht wird in einem zweistufigen Verfahren.

Die zwei Phasen bei der Suche nach einer Firma für den Neubau

Phase 1: Bis exakt 9.30 Uhr am 21. November 2022 können sich europaweit Unternehmen um den Auftrag bewerben. Dazu müssen sie nachweisen, dass sie über die entsprechende Expertise verfügen. Sie sollen Referenzen zu ähnlichen Projekten einreichen. Die Autobahn GmbH wird die Unterlagen anschließend sichten und die fähigsten Bewerber nach einem genauen Punkteplan festlegen. Beispiel: Je höher die durchschnittliche Gesamtlänge der bisher gebauten Referenzbrücken ist, desto höher die Punktzahl.

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Phase 2: Die Autobahn GmbH wird die – maximal drei – erfahrensten Unternehmen auffordern, ein detailliertes Angebot zur Umsetzung einzureichen. „Hier müssen die Bieter bereits ein hohes Maß an Planungsleistung einbringen, um ihr Angebot zu erstellen“, wird Elfriede Sauerwein-Braksiek, Direktorin der Autobahn GmbH Westfalen, in der Pressemitteilung zitiert. Darum erhalten die Firmen eine deutlich längere Frist als in Phase 1. Diese Frist wird bis ins neue Jahr reichen.

Die Zeit ist das wichtigste Kriterium

A45 Autobahnbrücken aus dem Flugzeug fotografiert

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„Das nun gewählte Ausschreibungsverfahren sorgt dafür, dass ausschließlich Unternehmen mit ausreichend Bau- und Planungserfahrung Angebote abgeben können“, begründet Sauerwein-Braksiek den vorgeschalteten Wettbewerb. „Für den Neubau der Talbrücke Rahmede brauchen wir leistungsfähige Firmen, die innovative Ideen mitbringen.“

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Deswegen wird es sich auch um eine sogenannte funktionale Ausschreibung handeln. „Wir bestellen – vereinfacht gesagt – ein Stück Brücke“, so Elfriede Sauerwein-Braksiek. Dem Auftragnehmer werde in vielen Bereichen freie Hand gelassen, um Zeit zu sparen. Denn die sei „wichtigstes Kriterium für die Vergabe“, wie es in der Mitteilung heißt. Weitere entscheidende Parameter: Wirtschaftlichkeit, Qualität und die Beeinträchtigung der Anwohner durch den Bau.

Laufzeit des Vertrages zum Neubau: fünf Jahre

Mit dem ersten Schritt zur Ausschreibung liegt die Autobahn GmbH in etwa im Zeitplan, den sie sich selbst auferlegt hat. „Frühestens Anfang 2023 werden wir den Unternehmer haben“, hatte die Autobahn-Chefin im Interview mit dieser Zeitung schon im Sommer gemutmaßt. Apropos Zeit: In dem jetzt veröffentlichten Gesuch ist die Laufzeit des Vertrages ebenfalls hinterlegt: 60 Monate, also fünf Jahre.

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Die Brücke soll im Taktschiebeverfahren gebaut werden: so wie zuvor schon die Lennetalbrücke in Hagen oder die Talbrücke Rinsdorf bei Siegen. Heißt: Brückenteile werden an einem oder beiden Enden der Brücke vorproduziert und nach und nach verbaut.

Die Talbrücke Rahmede ist seit dem 2. Dezember 2021 wegen akuter Einsturzgefahr komplett gesperrt.

Talbrücke Büschergrund: Klage der Naturschutzverbände

Ungemach droht der Autobahn GmbH etwas weiter südlich an der Autobahn 45, wo sich der Baubeginn an der Talbrücke Büschergrund zu verzögern droht. Hintergrund ist die Klage von Naturschutzverbänden gegen die beabsichtigte Verrohrung zweier Bäche unter der 70 Meter hohen Brücke. Diese ist zwar noch befahrbar, aber die Frage ist: Wie lange noch?

„Je länger sich der Baubeginn verzögert, desto wahrscheinlicher werden Nutzungsbeschränkungen der Brücke und erhebliche verkehrliche Einschränkungen“, erläutert Arno Wied, Dezernent für Bauen und Wohnen bei der Kreisverwaltung Siegen-Wittgenstein, in einer Pressemitteilung der Industrie- und Handelskammer (IHK) Siegen. IHK-Geschäftsführer Hans-Peter Langer hat für die Klage ebenfalls kein Verständnis. Man könne nur hoffen, sagt er, dass Freudenberg und Umgebung bei dieser Brücke nicht ähnliches passiere wie Lüdenscheid. „Das wäre ökonomisch und ökologisch ein Desaster und würde Menschen, Wirtschaft und Natur auf lange Zeit extrem belasten.“

Verrohrung auch in Lüdenscheid vorgesehen

Unter der Bücke in Lüdenscheid führt ebenfalls ein Bach entlang, die Rahmede. Auch sie muss vor der Sprengung verrohrt werden. Unterschied: Beim Büschergrund handelt es sich um ein Naturschutzgebiet. Noch steht die Entscheidung des Fernstraßenbundesamtes aus, ob der Neubau in Lüdenscheid ohne Planfeststellungsverfahren angegangen werden kann. Mit einer Entscheidung ist noch im Herbst zu rechnen.