Hagen. Energie könnte im Winter knapp werden. Viele versuchen daher, durch Einbau von Holzöfen oder Pelletheizungen vorzusorgen. Doch es gibt Probleme.
Dirk Zimmermann hat alles richtig gemacht. Als er sich in den Planungen für seinen Neubau vor rund einem Jahr für eine Pelletheizung entscheidet, ist von Energiekrise und Versorgungsknappheit noch keine Rede. Nun, rund zwölf Monate später, muss sich der Familienvater aus Arnsberg um warme Wohnräume im Winter keine Gedanken machen – im Gegensatz zu vielen anderen Deutschen.
Im Sommer „normalerweise frei“
Ofen-Händlerin Andrea Schüren aus Herdecke schildert Eindrücke aus ihrem Arbeitsalltag: „Normalerweise“ sei der Sommer die Zeit, in der sie zur Ruhe kommen könne. Urlaube mit der Familie stünden nun für gewöhnlich auf dem Programm. Nicht aber in diesem Jahr. Andrea Schüren nennt die aktuelle Auftragslage „den absoluten Wahnsinn“.
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Ihre Erfahrung aus den vergangenen Wochen: „Die Leute sind verunsichert und wollen durch Holz- oder Pelletöfen unabhängiger von Gas- oder Öllieferungen aus Russland sein. Und durch einen Ofen oder Kamin die Sicherheit haben, im Winter heizen zu können.“
Die hohe Nachfrage sorgt aktuell dafür, dass die Händlerin für Holz- und Pelletöfen Wartezeiten von bis zu acht Monaten auf ihre Produkte veranschlagt. Manche Modelle seien im Idealfall auch noch in diesem Jahr lieferbar – garantieren könne aber auch sie als Händlerin „derzeit nichts.“
Händler bestätigen den Trend
Bestätigen können den Trend zu Pelletöfen- und Heizungen auch weitere Händler aus der Region. Peter Evers, Geschäftsführer des Kamin-Studios Evers in Olsberg sagt: „Wir haben schon seit einigen Wochen sehr viele Anfragen im Kaminofenbereich. Seitdem Wirtschaftsminister Robert Habeck vor ein paar Tagen die 2. Stufe des Notfallplans Gas ausgerufen hat, hat sich der Andrang noch mal verstärkt. Die Menschen sorgen sich und wollen sich unabhängig machen“, erklärt Peter Evers.
Natürlich hat aber nicht nur die Energie, sondern auch ein neuer Ofen seinen Preis – und auch da gibt es deutliche Anstiege. „Sowohl die Stahlherstellung als auch die Produktion der Schamotte-Steine in den Kaminöfen sind sehr energieintensiv. Hinzu kommt, dass auch die Frachtkosten stark gestiegen sind“, sagt Peter Evers.
Nachfrage verdoppelt
Berufskollege Wilhelm Henke vom gleichnamigen Fachmarkt in Bestwig pflichtet bei: „Das hat es um diese Jahreszeit in dieser Form so noch nicht gegeben“, sagt er. Die Nachfrage im Bereich Pellet- und Kaminöfen habe sich gegenüber dem Vorjahr mehr als verdoppelt, sagt Henke. Das sei enorm. Entsprechend habe er reagiert und bereits vor geraumer Zeit größere Lagerkapazitäten geschaffen.
Grund für die Liefer-Schwierigkeiten auf dem Ofen-Markt ist jedoch nicht nur die gestiegene Nachfrage. Hinzu kommt die Knappheit an Rohstoffen, die für die Öfen benötigt werden. Mit dem Asow-Stahlwerk in der Ukraine fällt seit Monaten einer der wichtigsten Zulieferer für Stahl aus. „Die Ofenbauer haben massive Probleme, an Stahl für die Verarbeitung zu kommen“, weiß auch Händlerin Schüren aus Herdecke.
Experte Rät zu Pelletheizung
Doch wie sinnvoll ist der Einbau eines Holzofens oder einer Pelletheizung wirklich? – Carsten Peters, Energieexperte der Verbraucherzentrale im Hochsauerlandkreis, macht Verbraucher auf Unterschiede aufmerksam. Den Einbau eines Holzofens zum Heizen kann er etwa nur eingeschränkt empfehlen: „Das würde ich mir sehr gut überlegen“, sagt er.
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Einerseits sei bei einem Holzofen das Problem, dass die Temperatur nicht reguliert werden könne. Außerdem müssten die Holzscheite korrekt eingelegt werden, um Feinstaubbelastung für die Umwelt zu vermeiden. „Man muss schon sehr gut aufpassen, wenn man einen Holzofen hat. Da gibt es viele Dinge, die für das Heizen nicht unbedingt praktikabel sind“, so Peters. Im Schnitt müsse man bei der Installation eines Holzofens mit Kosten von mindestens 5000 Euro rechnen, erklärt der Verbraucherschützer.
Pelletofen praktikabler als ein Holzofen
Als eine bessere Option sieht Peters da schon den Einbau eines Pelletofens. Dieser erfüllt hinsichtlich seiner Unabhängigkeit einen ähnlichen Zweck wie der Holzofen, ist jedoch in Bezug auf die Praktikabilität dem Vorgänger einen deutlichen Schritt voraus. „So ein Pelletofen macht schon mehr Sinn. Auch hier brauche ich genug Platz im Haus, um eine ganze Jahresration Holzpellets zu bevorraten, jedoch habe ich nicht den hohen Aufwand, den ich bei einem Holzofen habe. Ein Pelletofen legt die Pellets selbstständig nach, wenn die Raumtemperatur erhöht werden muss und ist einfach praktischer. Hier muss ich vielleicht alle drei bis vier Tage Pellets nachlegen.“
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Weiterer Vorteil: Bei korrekter Berechnung und Installation kann ein Pelletofen über einen Wärmespeicher und Wassertaschen nicht nur einen Raum, sondern gleich mehrere Räume gleichzeitig heizen. Mit allen Vorrichtungen wie den Wassertaschen und der Verbindung zur Heizung kostet eine solche Vorrichtung dann zwischen 8000 und 11.000 Euro. „Es gibt jedoch Förderungen. Von der BAFA kann man 35 Prozent Zuschuss für den Einbau einer solchen Anlage beantragen. Zudem gibt es 750 Euro vom Land NRW“, erklärt der Experte.
Angespannte Situation
Ob es mit dem Einbau eines Pelletofens oder einer Pelletheizung in diesem Jahr noch klappen könnte, ist jedoch fraglich. Dr. Volker Schulte von Ofen-Hersteller Olsberg GmbH im Hochsauerland erklärt: „Die Situation ist angespannt, weil es bei Pelletöfen Probleme bei der Beschaffung von Rohstoffen gibt, bei manchen Modellen aber aus Asien auch keine Computer-Chips zu bekommen sind, die für den betrieb notwendig sind.“ Lieferzeiten gibt das Unternehmen aufgrund der Engpässe für seine Produkte daher schon längst nicht mehr an.
Probleme, an eine Pelletheizung zu kommen, musste sich Dirk Zimmermann vor einem Jahr noch nicht machen. „Die Besorgung und Installation lief problemlos“, erinnert er sich. „Bei Leuten, die sich eine Gasheizung haben einbauen lassen, lache ich mir ehrlich gesagt ein bisschen ins Fäustchen. Ich bin froh, jetzt unabhängig zu sein und im Winter mit einem nachwachsendem Rohstoff sicher heizen zu können.“
Weitere Informationen zum Thema:
Die Preisentwicklung bei Pellets kennt seit Jahren nur eine Richtung: Nach oben. Nach Berechnung mehrerer Anbieter (etwa holzpellets.net) ist der Preis pro Tonne in Juli 2022 im Vergleich zum Vormonat um knapp 20 Prozent gestiegen, im Jahresvergleich um gut 130 Prozent. Es gibt regionale Schwankungen, ein ermittelter Preis am 14. Juli für die Tonne Pellets im Raum Hagen beträgt etwa 600 Euro (heizpellets24.de).
Pelletöfen gibt es in unterschiedlichen Ausführungen. Es gibt wasserführende Pelletöfen, die nicht nur den Raum heizen, in dem sie stehen, sondern auch weitere Räume über Wassertaschen. Auch die Warmwasserbereitung oder Brauchwasserbereitung ist über einen solchen Ofen umsetzbar. Und es gibt Pelletöfen, die nur den Raum heizen, in dem sie stehen.
Informationen zum Einbau von Holzöfen oder Pelletheizungen: www.verbraucherzentrale.nrw