Hagen. Am Theater Hagen singt sich Penny Sofroniadou in die Herzen des Publikums. Nun geht es vorwärts und aufwärts für die beliebte Sopranistin.

Das Theater Hagen gilt als Sprungbrett. Viele Sängerkarrieren haben an diesem Haus begonnen. Selten aber gelingt der Sprung so schnell und so hoch wie bei Penny Sofroniadou. Die hochbegabte junge Sopranistin wechselt an die Komische Oper Berlin, nach nur zwei Spielzeiten in Hagen.

Nomen est omen. Penny Sofroniadou kommt aus dem Ort Drama im Norden Griechenlands. Als erste in ihrer Familie entschied sie sich für eine Laufbahn als professionelle Musikerin. „Für uns ist das ein Beruf, aber wenn meine beiden Schwestern zu Besuch kommen, und ich singe mich ein, oder sie sehen mich in der Maske oder später auf der Bühne, und sie sind so begeistert, dann merkt man, dass es eben doch kein alltäglicher Beruf ist.“

Von Thessaloniki nach NRW

Penny Sofroniadou studierte an der Universität Thessaloniki und wechselte nach dem Bachelor nach Würzburg und Köln. Während des Master-Studiengangs hat sie bereits gesungen, als Stipendiatin am Theater Aachen, als Mitglied des Opernstudios Niederrhein und schließlich im neu gegründeten Opernstudio NRW. Dadurch konnte sie zahlreiche Bühnen in NRW kennenlernen. „Ich bin sehr viel gependelt in der Zeit, ich kenne alle Regionalexpresse, alle S-Bahnen, man erlebt schon viel mit der Deutschen Bahn.“

Verlockender Festvertrag

Ans Theater Hagen hat sie sich beworben, weil die Aussicht auf einen Festvertrag verlockend war. „Ein Festengagement bedeutet für einen Sänger viel. Es ist eine ganz andere innere Ruhe, wenn man die Kollegen besser kennt. Ich werde Hagen immer mit sehr viel Liebe in meinem Kopf behalten, sie sind sehr professionell und sehr nett. Das Ensemble ist klein und fein, wir haben eine besondere Beziehung zueinander. Diese familiäre Atmosphäre ist sehr viel wert.“

Trotz Corona und der Folgen für die Spielpläne konnte sich die junge Sopranistin in Hagen bereits tief in die Herzen des Publikums singen, zum Beispiel mit ihrem spektakulären Auftritt in der „Blume von Hawaii“, als Adina im „Liebestrank“ und als Gretel in „Hänsel und Gretel“. Derzeit feiert sie parallel in Dortmund als Zweitbesetzung der „Lustigen Witwe“ Erfolge. Und natürlich freut sie sich auf ihre erste Wagner-Oper. Im Hagener „Parsifal“ ist sie als Erster Knappe und Zweites Blumenmädchen besetzt.

Probe mit Barrie Kosky

Danach geht es direkt nach Berlin, zunächst mit einem Gastvertrag für die Nanetta im neuen „Falstaff“, „mit der berühmten schönen Arie am Schluss“ und ab Sommer dann fest. Eine Agentur hatte sie gehört, so kam das Vorsingen zustande. Beim „Falstaff“ führt Barrie Kosky Regie, der Intendant der Komischen Oper. Kosky wollte auch mit ihr proben. „Ich habe so viel recherchiert, damit ich gut vorbereitet war, aber es ging flott. Herr Kosky ist ziemlich berühmt, ich wusste nicht, was mich erwartet, aber es war sehr nett.“

Die Oper ist Penny Sofroniadous Beruf, ihr Leben, ihre Liebe. Aber sie reflektiert ebenfalls die Probleme und Gefahren. „Jeden Abend um Dein Leben singen, das ist Druck, wie ihn auch die Sportler haben. Der Druck bleibt, denn Du musst Deine Leistung immer aufs Neue beweisen. Druck beim Vorsingen, wenn Du überhaupt so weit kommst, Druck, einen Job zu kriegen, Druck, jeden Abend live auf der Bühne zu stehen. Ich liebe es und gebe mein Bestes.“

Glücklich auf und hinter der Bühne

Sopranistinnen müssen ihre Stimme schützen und pflegen. Manche großen Sängerinnen richten ihr ganzes Leben nach der Stimme aus, wagen es nie, mal einen draufzumachen, durchzufeiern – und ziehen dann am Ende ernüchtert Bilanz. Auch darüber denkt Penny Sofroniadou nach. „Die Gesundheit der Stimme ist für mich sehr wichtig. Die Belastung am Theater ist hoch, deshalb muss man auf sich aufpassen. In gewisser Hinsicht opfern wir uns auf für den Beruf, wir studieren sehr lange, und als berufstätige Sänger studieren wir weiter. Wir achten auf unsere Ernährung, wir versuchen, Sport zu machen. Vor einer großen Vorstellung war ich immer sehr vorsichtig und wollte mich nicht mit Freunden treffen.“

Wofür steht die Abkürzung?

Dann ahnte Penny Sofroniadou, dass ihr etwas Wichtiges entgeht. „Ich war sehr fixiert auf den Beruf. Doch irgendwann merkt man, dass man das Leben nicht auf die Seite legen kann. Man kann nicht nur vom Hotelzimmer zur Bühne existieren. Seine Lebenserfahrung, die bringt man ja auf die Bühne mit. Wir sind auf der Bühne glücklich, wir sollten auch hinter der Bühne glücklich sein.“

Wo ihr Weg sie hinführt, kann Penny Sofroniadou nicht sagen. Erst einmal sitzt sie auf gepackten Koffern und sucht eine Wohnung in Berlin. Zum Schluss lüftet sie auch das Geheimnis um ihren Namen. „Penny ist keine Abkürzung für Penelope, sondern für Panajota.“