Lüdenscheid. Marcus Kaufmann leidet doppelt unter der Sperrung der A45: Denn sowohl sein Hotel als auch sein Restaurant liegen mitten an den Stau-Hotspots.
Die ersten Gäste haben sich bereits bei Marcus Kaufmann beschwert. Er störe, der Lkw-Lärm, ebenso das ständige Anfahren und das Rattern der Motoren, das auch nachts bis in die Zimmer seines Hotels Zum Markgrafen an der Altenaer Straße in Lüdenscheid zu hören sei. Der 44-Jährige ist besorgt: Wie soll das weitergehen, wenn die Rahmedetalbrücke bis zum Neubau für den Schwerlastverkehr gesperrt bleiben wird? Immerhin trifft es den Gastronomen gleich doppelt schwer: Denn nicht nur sein Hotel liegt mitten an einer der Umleitungsstrecken für die teilgesperrte A45, sondern auch an seinem Restaurant Heerwiese an der Heedfelder Straße „rauschen jetzt Nonstop Lkw vorbei“.
Die ersten Setzrisse zeichnen sich schon in den Wänden des noch jung renovierten Restaurants ab: „Klar“, sagt Marcus Kaufmann, „die Erschütterungen machen sich in der Gipsdecke bemerkbar.“ Seit der Sperrung der maroden Talbrücke ist die Verkehrslage auf den Umleitungsstrecken enorm angespannt, in Hagen und Lüdenscheid kam es seitdem nicht nur einmal zum Verkehrsinfarkt. So auch vor den Türen des Gastronomen. „Der Rückstau ist teilweise immens“, sagt Marcus Kaufmann. „Wir fürchten, dass wir hier lange schlecht erreichbar bleiben werden.“ Bereits jetzt bekäme er das zu spüren: im Mittagsgeschäft, und weil seine Lieferanten angekündigt hätten, Lüdenscheid wegen der Stausituation seltener anfahren zu wollen.
Verkehrsführung in Lüdenscheid optimiert
Dabei hat sich die Lage am Montagmorgen zumindest auf den ersten Blick etwas entspannt: Am Wochenende wurde die Verkehrsführung in Lüdenscheid stellenweise optimiert, unter anderem auch nahe des Hotels und des Restaurants von Marcus Kaufmann. „Es scheint heute etwas besser zu sein“, sagt er. „Zumindest hier am Restaurant staut es sich nicht ganz so stark wie letzte Woche, wobei es auch auf die Uhrzeiten ankommt.“
Das Hotel dagegen liegt genau an einer der Kreuzungen, wo der Verkehr hin umgeleitet wird. Damit der besser fließen kann, ist jetzt ein Stopp-Schild aufgestellt worden: „Heißt, dort staut es sich genau um das Hotel herum, und es ist sehr laut durch das ständige Stop-and-go, vor allem wegen der vielen Lkw.“
Entlastung auf Umleitungsstrecken
Doch was könnte die Lösung sein? „Ich wünsche mir, dass wenigstens der Schwerlastverkehr, der kein Lieferverkehr ist, nicht mehr durch die Stadt geleitet wird“, sagt Kaufmann. „Wenn hier die nächsten Jahre Europa über die Straßen geführt wird, dann können wir unser Terrassengeschäft im Sommer vergessen.“
Dass die Belastung erheblich ist, das sagte gestern auch Elfriede Sauerwein-Braksiek, Leiterin der Niederlassung Westfalen der Autobahn GmbH des Bundes, nach dem Spitzentreffen in Lüdenscheid. Man müsse den Verkehr organisieren und für eine Entlastung auf den Umleitungsstrecken sorgen, betonte NRW-Verkehrsministerin Ina Brandes. Wie genau das aussehen wird, darüber gab es gestern noch keine sicheren Informationen, denkbar wäre zum Beispiel ein Anliegerverkehr für Lüdenscheid, insbesondere für Lkw.
„Arbeiten daran, so viel wie möglich so schnell wie möglich zu machen“
Das alles werde eine der Aufgaben für die nächsten Wochen sein, so Brandes. Das Vorhaben solle eine Blaupause für die Infrastruktur in ganz NRW sein. „Wir arbeiten mit hoher Priorität daran, so viel wie möglich so schnell wie möglich zu machen.“ Weder am Geld noch am Personal werde das Bauvorhaben scheitern, so das Versprechen.
Dass auf die Worte auch schnell Taten folgen, darauf hofft jetzt Marcus Kaufmann, wie er sagt. „Es arbeiten alle sehr lösungsorientiert, das ist gut und das merkt man auch. Aber am Ende des Tages muss auch etwas passiert sein.“ Denn die Folgen wären gravierend, ist er sicher. Schon jetzt werde kommuniziert, die Lüdenscheider Innenstadt besser zu meiden. „Aber das ist verheerend, für alle Händler und Gastronomen, die ohnehin schon gebeutelt sind seit der Corona-Pandemie.“