Bad Berleburg. Aue und Wingeshausen im Wittgensteiner Land leisten sich einen eigenen Wasserbeschaffungsverband. Warum das den Dörfern wichtig ist.

Christian Daum (53) ist kein Mann großer Worte. Zur Nennung seines Berufs muss er aber doch etwas ausführlicher werden: Daum ist Wassermeister des Wasserbeschaffungsverbandes Aue-Wingeshausen. Die zwei zu Bad Berleburg gehörenden Ortschaften im Kreis Siegen-Wittgenstein versorgen sich – in ländlich geprägten Gebieten keine Seltenheit – selbst mit Wasser. Daum ist der einzige hauptamtliche Mitarbeiter. Er sorgt u.a. für die Wassergewinnung, wartet die Aufbereitungsanlagen und liest die Zähler auf den rund 800 Grundstücken ab, die an die 42 Kilometer Versorgungsnetz angeschlossen sind. Zum Vergleich: Der Versorger Enervie mit Sitz in Hagen verfügt in Südwestfalen über ein Netz von 750 Kilometern.

Schmeckt das Wasser anders, wenn es keine Stangenware ist, sondern – um im Bild zu bleiben – eher eine Maßanfertigung? „Es gibt sicherlich auch Leute, denen das völlig egal ist, wo sie ihr Wasser herbekommen“, sagt Daum, „aber ein Großteil der Menschen hier ist stolz darauf, dass wir unser eigenes Trinkwasser gewinnen.“

1958 werden die ersten Leitungen verlegt

Das hat in den beiden Dörfern Tradition. 1958 wurden die ersten Leitungen verlegt, seit 1964 gibt es die Stelle des hauptamtlichen Wassermeisters. Daum – gelernter Schlosser – macht den Job seit 1995. „Unser Wasser ist von sehr hoher Qualität“, sagt er. Der etwas niedrige pH-Wert wird über Kalkfilteranlagen angehoben. „Wir haben Glück, dass unser Wasser dort seinen Ursprung hat, wo der Wald dominiert und nicht Industriegebiete oder landwirtschaftliche Flächen“, sagt Daum, der qua Beruf aufmerksamer Wasser-Trinker ist. „Natürlich achte ich auf geschmackliche Besonderheiten“, erinnert er sich, wie er auf Borkum überrascht war von der gelblichen Färbung des Wassers. Grund dafür: Muschelkalk.