Arnsberg. Das Unternehmen ist in immer mehr Fußgängerzonen zu sehen: Brillen Rottler feiert 75-Jähriges und ist weiter auf Expansionskurs. Wie das gelingt.

Optiker und Hörgeräteakustiker gehören zu den wichtigen Säulen des stationären Einzelhandels, und den wenigen, die bislang noch einigermaßen gut durch die Corona-Krise gekommen sind. Wie Bäcker oder Metzger decken sie einen Grundbedarf und durften ihre Geschäfte offen halten. „Das Termingeschäft funktioniert gut. Das unkomplizierte Schlendern fehlte aber auch uns“, sagt Paul Rottler beim Bummel durch den 460 Quadratmeter großen Flagship-Store javascript:;. Der 36-Jährige ist Inhaber und Geschäftsführer eines der größten Optikerunternehmens in Deutschland, das just in diesem für den Einzelhandel schwierigen Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feiert.

Rottler wächst recht rasant und offenbar ungebrochen – auch in der Krise 2020 und im laufenden Jubiläumsjahr. Mit knapp einhundert Standorten rund um Augenoptik und Hörakustik gehört das Sauerländer Unternehmen in Deutschland inzwischen zu den Großen in der Branche. Insbesondere in den vergangenen 15 Jahren nahm der Expansionskurs noch einmal stark Fahrt auf. Erfolgreich. Der Erfolg hat auch mit einer gut geplanten Unternehmensnachfolge zu tun.

Kluge Übergabe an dritte Generation

Anders als beim heute 66-jährigen Peter Rottler. Der Seniorchef übernahm mit 21 Jahren als damals jüngster Augenoptikermeister Deutschlands die Geschäfte, nachdem 1977 sein Vater, der Unternehmensgründer Paul Rottler senior, und kurz zuvor sein älterer Bruder Paul junior verstorben waren, behauptete sich und läutete die Wachstumsgeschichte ein. Unter ihm wuchs die Firma zu einem mittelständischen Unternehmen mit 20 Filialen im Jahr 2007, ehe mit dem heutigen Geschäftsführer Paul Rottler die dritte Generation ins Familienunternehmen einstieg und seit 2015 die Verantwortung trägt. Allein ist Paul Rottler nicht, „mein Vater ist mein bester Ratgeber. Sein Standardspruch am Ende ist aber: ,Und die Entscheidung trifft Paul’“. Klingt nach viel Harmonie. Und der „Chef Paul“ strahlt tatsächlich Freude und Fröhlichkeit aus. Und Zuversicht, wenn es um die Lebendigkeit der Innenstädte und die Zukunft des stationären Handels geht: „Eines hat diese Krise gezeigt. Das Bewusstsein der Menschen für Regionalität und die Bedeutung der Innenstädte.“ Paul Rottler sieht weiter gute Chancen für den stationären Einzelhandel, wenn man an den richtigen Schrauben dreht.

Auch interessant

Rottler spricht von Erlebniskultur in den Innenstädten, die der Kunde so in der anonymen Warenwelt des Internets nicht finden kann. Welchen Reiz und Mehrwert stationärer Handel habe, zeige sich auch an dem Trend von Internetanbietern, vermehrt Geschäfte in lebendigen Innenstädten anzumieten und dort stationäre Präsenz zu zeigen. Eine gute und kreative Händlergemeinschaft vor Ort spiele eine wichtige Rolle.

Brillen aus dem 3-Drucker sind jetzt auch möglich

Die Voraussetzungen dafür sind unterschiedlich, weiß der Unternehmer, dessen Firma ziemlich flächendeckend in Nordrhein-Westfalen präsent ist, von Düsseldorf bis Dortmund und Hagen, aber auch im ländlicheren Raum mit Standorten in Werl und Soest und gleich mehreren in seinem Heimatort Neheim. Wie Einkaufserlebnis aussehen kann, zeigt das Unternehmen in dem im März eröffneten Flagshipstore in der Fußgängerzone, der bald noch einmal auf dann über 600 Quadratmeter mit einem Exklusivbereich erweitert werden wird und neben heute schon rund 7500 Brillenmodellen und der Möglichkeit per 3-Drucker ein individuell angepasstes Gestell auf die Nase zu bekommen, viel Aufenthaltsqualität hat. Wohlfühlatmosphäre, die mittlerweile auch wieder vermehrt die Einkaufsbummler anlockt, die spontan vielleicht doch zu Käufern werden.

Paul Rottler ist vorsichtig mit Blick auf die kommenden Monate: „Ich hoffe, dass eine mögliche vierte Welle nicht wieder die Einschränkungen wie im vergangenen Jahr nach sich zieht.“ Zuversichtlich stimmt ihn, dass wir heute weiter sind. Mit Apps, Tests und Impfungen. „Wir haben gelernt, besser mit der Pandemie umzugehen“, ist Paul Rottler also vorsichtig und zuversichtlich zugleich, dass das Jubiläumsjahr ein gutes bleibt.

>> INFO: Brillen Rottler in Zahlen und Fakten

  • 97 Standorte gehören zum Unternehmen Brillen Rottler GmbH, das seit 2020 den Verwaltungssitz in einem sanierten Fabrikgebäude am Rande von Neheim hat.
  • 86 Filialen sind in NRW, zwei in Schleswig-Holstein und acht in Süd-Niedersachsen.
  • 30 Filialen werden im Franchise-Verfahren betrieben.
  • 46 Filialen sind Hörgerätezentren.
  • 54,4 Millionen Euro Umsatz erzielte Rottler 2020 - und damit ein Plus von knapp 2,5 Millionen Euro gegenüber 2019, als durch Expansion ein Umsatzsprung von knapp 34 Millionen Euro auf gut 52 Millionen elang. Rottler hat mehr als 600 Beschäftigte (Stand Juli 2021).
  • 7 Optikunternehmen stehen aktuell vor Rottler, die Sauerländer sind die Nummer acht in Deutschland beim Umsatz und die Nummer sechs nach Anzahl der Standorte.