Hagen. Wenn der Autor Ralf Kramp morden lässt, dann wird es schräg in der Krimi-Eifel. Nun löst Herbie Feldmann einen neuen Fall: „Ein grab für zwei“.

Die Eifel gilt als touristisches Sehnsuchtsziel mit unergründlichen Maaren, sprudelnden Quellen und geheimnisvollen Wäldern. Auf Schritt und Tritt stolpert man über mittelalterliche Burgen und römische Ruinen, Game of Thrones in live sozusagen. Der bekannte Schriftsteller Ralf Kramp fängt in seinen Krimis diese Klischees von einer heilen Welt mit viel schwarzem Humor ein.

Dafür hat er eine einzigartige Ermittlerfigur geschaffen. Herbie Feldmann gibt es sozusagen doppelt, denn er hat einen unsichtbaren Begleiter neben sich gehen, Julius, der Herbies Abenteuer unablässig kommentiert. Lebenskünstler Herbie stolpert ebenso zuverlässig wie unbeabsichtigt in die Schmuddelecken der Eifel. In seinem neuen Krimi „Ein Grab für zwei“ führt Herbies Neugier ihn tief ins Milieu der provinziellen Halbwelt.

Ohne Spitzhacke und Schaufel

Ralf Kramp fällt in „Ein Grab für zwei“ nicht mit der klassischen Leiche ins Haus. Im Gegenteil. Millimeter für Millimeter gräbt sich der Leser mit einem relativ unbegabten Mörder voran, der sein Opfer loswerden will, sich aber leider nur mit einem Spaten ausrüstet, wo Spitzhacke und Schaufel bessere Dienste leisten würden. Was dieser namenlose Täter mitten in einem Gewitter am Ziel seiner Grabungen findet, ließe selbst Edgar Allen Poe mit Anlauf die Flucht ergreifen. Mehr satirischer Horror ist in der Literaturgeschichte noch nie in eine Ouvertüre gepackt worden.

Der ganz normale Wahnsinn

Davon unberührt, strandet Herbie an einer einsamen Tankstelle mitten im Nirgendwo, wo die Halsbandsittiche eines abgängigen Hausfreundes die Waschstraße mit ihren Nestern blockieren und der Praktikant Cedric-Maurice heißt. Außerdem gibt es noch einen Bauern auf der Suche nach römischen Münzen in der Erde, dessen schöne Tochter sowie den Ex-Knacki und Kleinganoven Zorro, der Herbie zu einer Disco-Poolparty in die Bronx des Eifelstädtchens Mechernich einlädt.

Die große Stärke von Ralf Kramp besteht darin, aus ganz normalen Alltagsleuten sozusagen den Wahnsinn herauszukitzeln, das Absonderliche und Abstruse der spießbürgerlichen Existenz bloßzulegen. Parallel aber verleiht der erfolgreiche Autor jenen, die tatsächlich anders sind, Würde und ein Schicksal, er missbraucht seine schrägen Vögel nicht als Milieufutter, und gerade das macht ihm in der deutschen Literaturszene keiner nach.

Mitten im Nirgendwo

Die Tankstelle mitten im Nirgendwo ist ein Schauplatz, den sich nur ein Ralf Kramp ausdenken kann. Aber alle Spielorte des Krimis mit seinen vielen unerwarteten Wendungen wecken wehmütige und skurrile Assoziationen: Hier scheint die Zeit so zu vergilben wie die uralten Titelseiten der Zeitschriften im Tankstellenregal. Und doch sitzt nebenan eine unscheinbare alte Landfrau am Computer und wird mit Aktienspekulationen steinreich. Das sind die Kontraste, die Ralf Kramp liebt.

Die eigentliche Geschichte dahinter entpuppt sich jedoch als Familientragödie. Und Herbie muss mit der Frage weiterleben, ob es klug war, die Leichen aus dem Keller zu holen.

Ralf Kramp: Ein Grab für zwei. KBV-Verlag, 239 Seiten, 13 Euro. www.kbv-verlag.de