Hagen. Impfen und Testen bestimmt derzeit in der Corona-Pandemie unser Leben. Was verdienen eigentlich Ärzte oder Apotheker daran? Ein Überblick.

Impfen, Testen, Maske – das alles bestimmt unseren Alltag in der Pandemie. Aber was kostet das eigentlich alles und wer verdient was daran? Ist die Vergütung fair? Wir haben nachgehakt.

Der Arzt

Wer hört, dass ein Arzt, der in einem Impfzentrum arbeitet, 150 Euro pro Stunde verdient – plus Wochenend- und Feiertagszuschlag von 35 Euro – rechnet schnell hoch, wie viel das für eine Schicht von acht Stunden ergibt. Stefan Spieren, Facharzt für Allgemeinmedizin und Chirurgie in Wenden und Leiter des Impfzentrums in Olpe, betont jedoch, dass das nur in seltenen Fällen die Realität widerspiegelt: „Die meisten kommen direkt von der Arbeit oder nutzen ihre Freizeit, um im Impfzentrum zu helfen.“ Dass der Stundensatz nicht zu hoch sei, sehe man daran, dass das Personal nicht gerade Schlange stehe – eher im Gegenteil: „Medizinische Fachkräfte sind Mangelware.“

Auch interessant

Für die Bürger sind die Schnelltests kostenlos, doch in dem System werden Millionen-Umsätze gemacht.
Von Vanessa Wittenburg und Michael Koch

Was die Impfung bei den niedergelassenen Ärzten betrifft, seien die 20 Euro je Impfung „grenzwertig“. Der bürokratische Aufwand, aber auch die Organisation der Impfung selbst, seien immens. Mit Blick auf die kommenden Wochen betrachtet Stefan Spieren die Lage skeptisch. Denn, auch wenn die Vergütung des Impfeinsatzes fair sei, so könnte die Personaldecke mit weiteren Lockerungen und vor allem in der Urlaubszeit neben fehlendem Impfstoff ein weiteres Problem werden: „Es wird nicht einfacher.“

Der Apotheker

Als Jens Spahn bekannt gab, dass Risikopatienten innerhalb weniger Tage auf Kosten des Bundes FFP2-Masken erhalten können, traf das Andreas Vogd, Inhaber der Löwen-Apotheke in Schmallenberg, unvorbereitet: „Ich habe ein ganzes Wochenende lang rotiert.“ Denn der Markt war unübersichtlich, jedes Angebot musste auf seine Seriosität geprüft werden und schnelles Handeln war gefragt – Masken waren rar, Lieferketten nicht vorhanden und die Preise aufgrund der Nachfrage hoch.

„Eine absolute logistische Meisterleistung“, sagt dazu Dr. Nina Grunsky, Sprecherin des Apothekerverbands Westfalen-Lippe. Entsprechend fair sei die Vergütung ausgefallen: 34 Euro bekamen sie zunächst pro Set mit sechs Masken, später waren es noch 21,40 Euro.

„Im Bereich der Impfung sieht das anders aus“, erklärt Andreas Vogd. Denn auch wenn die Apotheker bisher nicht selbst impfen, regeln sie die Verteilung des Impfstoffs an die niedergelassenen Ärzte. Der verwaltungstechnische Aufwand der Dokumentation stehe in keinem Verhältnis zur Vergütung. Pro Injektionsfläschen bekommen sie 6,58 Euro – abzüglich aller anfallenden Kosten. Häufig treffen weniger Impfdosen ein, als bestellt wurden. Dann liegt es an den Mitarbeitern, die Ärzte zu informieren. Gerade die Mitarbeiter seien schon lange enormem Druck ausgesetzt, würden mit Fragen bombardiert, nähmen den Menschen Sorgen.

Vogd betreibt zusätzlich drei Testzentren. Vergütet werden die Apotheker wie andere Testzentren.

>> INFO: Das verdient man bei Impfungen

IMPFZENTRUM:

  • Arzt im Impfzentrum: 150 Euro/Stunde
  • medizinisches Personal: 38,50 Euro/Stunde
  • Impfzentrum mit 5 Impfstraßen von 8 bis 20 Uhr: Personalkosten: 13.620 Euro

ARZT-PRAXIS:

  • 20 Euro je Impfung (inklusive Beratung und ggf. Untersuchung)
  • 10 Euro nur Beratung (wenn Impfung letztlich nicht zustande kommt)
  • 35 Euro Impfung bei Hausbesuch

>> INFO: Das verdient man beim Testen

TESTZENTRUM/APOTHEKEN:

  • 12 Euro pro Abstrich und Auswertung
  • 6 Euro Materialkosten pro Test (erstattet KVWL)

ARZTPRAXIS:

  • 15 Euro pro Test
  • 6 Euro Materialkosten