Brilon/Arnsberg. Patrick Sensburg gegen Friedrich Merz: An diesem Samstag steigt das Duell um das CDU-Bundestagsmandat im Hochsauerland.
Beide besuchten in ihrer Jugend das angesehene Gymnasium Petrinum in Brilon, beide studierten nach dem Abitur Rechtswissenschaften, beide wechselten später in die Politik, um für die CDU den Hochsauerlandkreis im Deutschen Bundestag zu vertreten. Und jetzt kämpfen beide gegeneinander um ihre berufliche Zukunft. Am Samstag entscheiden 480 Delegierte im Stadion Große Wiese in Arnsberg, ob Patrick Sensburg seinen Platz im Parlament behält oder ob sein Vorgänger Friedrich Merz dort auch sein Nachfolger wird. Ein Vergleich.
Stärken
Friedrich Merz gilt als Lichtgestalt der Konservativen. Nach wie vor wünschen ihn sich viele in der Union als Bundeskanzler. Der Arnsberger steht in der Politik für eine klare Kante und wird immer wieder als hervorragender Redner gelobt. Patrick Sensburg wiederum genießt in der Fraktion in Berlin einen guten Ruf. Als versierter Verwaltungsrechtler übernimmt er Aufgaben, an die sich andere Politiker nicht herantrauen. Auch er ist dem konservativen Flügel der CDU zuzurechnen.
Kritik
Sensburgs parteiinterne Gegner kolportieren, er habe in den vergangenen Jahren den Draht zur CDU in seinem Wahlkreis abreißen lassen und sich zu sehr um Aufgaben in Berlin gekümmert. Die sind in der Tat zahlreich: Der 49-Jährige ist im Bundestag Vorsitzender des Ausschusses für Wahlprüfung, Immunität und Geschäftsordnung, Vorsitzender des Wahlprüfungsausschusses, ordentliches Mitglied im Ausschuss für Recht und Verbraucherschutz, im Parlamentarischen Kontrollgremium, Mitglied des Ältestenrates und stellvertretendes Mitglied im Verteidigungsausschuss sowie im Unterausschuss Europarecht. Angela Merkel vertraute ihm 2014 die Leitung des NSA-Untersuchungsausschusses an. Seit 2019 ist der Oberstleutnant der Reserve Präsident des Reservistenverbandes der Bundeswehr. Trotzdem ist Sensburg regionalpolitisch versierter als Merz. Den Vorwurf, er engagiere sich nicht genug für seine Heimat, weist er zurück: „Ich habe für meinen Wahlkreis unheimlich viel erreicht und will das auch in Zukunft tun“, sagte er dieser Zeitung.
Friedrich Merz wird unterstellt, dass ihn vor allem bundespolitische Ambitionen nach Berlin treiben und dass es ihm dabei vor allem um die eigene Person geht. „Der wird doch im Leben nicht an einem Samstag das neue Feuerwehrgerätehaus in Schmallenberg-Bödefeld einweihen“, sagt ein Merz-Kritiker aus dem Sauerland ironisch. Tatsächlich äußerte sich Merz öffentlich zuletzt vor allem zur Bundespolitik, kritisierte die eigene Partei und die Bundesregierung. Die Bundestagsfraktion sieht ihn momentan eher als Störenfried. Mit seinen 65 Jahren gilt Merz vielen politisch interessierten Bürgern als „alter, weißer Mann“, der den Ideen der Vergangenheit nachhängt.
Dass er Sensburg zunächst seine Unterstützung zusagte, um ihn wenige Monate später um sein Amt bringen zu wollen, kommt nicht bei allen Christdemokraten vor Ort gut an.
Chancen
Friedrich Merz geht als Favorit ins Rennen. Mit Arnsberg und Sundern glaubt er die beiden größten Ortsverbände im Kreis hinter sich. Auch der Kreisvorstand steht mehrheitlich auf seiner Seite. Die Sensburg-Unterstützer reisen eher aus dem Osten des HSK an, nämlich vor allem aus dem Raum Brilon und Marsberg. Beide Kandidaten haben in den vergangenen Wochen in hunderten Telefongesprächen Werbung in eigener Sache gemacht und demonstrativ Präsenz im Kreis gezeigt. CDU-intern wird Merz’ Erfolgschance auf 60:40 taxiert. Sensburg gibt sich trotzdem optimistisch: „Das wird kein Selbstläufer für Merz. Die Reden am Samstag könnten entscheidend sein.“ Überraschung nicht ausgeschlossen.
Was macht der Verlierer?
Keine Sorge: Von beiden Kontrahenten muss niemand im Fall einer Niederlage einen Termin mit dem Job-Center vereinbaren. Millionär und Hobby-Pilot Friedrich Merz bezeichnete sich bekanntermaßen öffentlich als Angehöriger des gehobenen Mittelstandes. In sein Polit-Comeback hat er zwar erhebliche Eigenmittel investiert, für einen lebenswerten Ruhestand dürften die Reserven aber ausreichen.
Sensburg hat als Professor an der Hochschule für Polizei und öffentliche Verwaltung NRW eine Rückkehrmöglichkeit in den öffentlichen Dienst. Zudem könnte er – genau wie Merz – wieder als Anwalt arbeiten.
Und die politische Zukunft?
Sollte Merz nach den Niederlagen bei den Wahlen um den CDU-Bundesvorsitz noch nicht einmal im Sauerland eine Mehrheit hinter sich bringen, könnte er einpacken. Ernst nehmen würde ihn dann jedenfalls niemand mehr. Sensburg dagegen könnte eine Polit-Pause einlegen und in ein paar Jahren ein Comeback versuchen. Machen andere ja auch...