Attendorn/Hagen. Experten und Verbände fordern mehr Eile bei der Impfstoffentwicklung für junge Menschen. Doch was sagen Kinderärzte in der Region?

Die Praxis am Zollstock in Attendorn im Kreis Olpe benutzt auf ihrer Internetseite einen bekannten Sinnspruch von Buddha: „Lächle und die Welt verändert sich.“ Leichter gesagt als getan in Pandemie-Zeiten, in denen sich die Welt ungewollt verändert hat. „Es herrscht eine gewisse Verunsicherung bei den Patienten“, sagt Praxisinhaber Dr. Martin Laufenberg, „es gibt viele Fragen zum Coronavirus.“

Und sei es danach, ob im Jahresverlauf eine Impfung Voraussetzung für eine Reisebuchung werden könnte. „Wir Ärzte müssen jedenfalls mehr Aufklärungsarbeit leisten.“ Dass aber in den vergangenen Monaten auch nur eine Mutter oder ein Vater konkret nach Impfungen für Kinder gefragt hätte – „nein, daran kann ich mich nicht erinnern“.

Auch interessant

Dabei fordern zuletzt immer mehr Experten und Fachgesellschaften wie der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte in NRW, Impfungen für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren vorzuziehen. Jungen und Mädchen, so die Begründung, seien wegen ihrer stattlichen Zahl an Kontakten in Schulen und Betreuungseinrichtungen als Krankheitsüberträger nicht zu vernachlässigen.

Viele Expertenmeinungen

Der Sauerländer Mediziner Martin Laufenberg mag nicht die vielen Expertenmeinungen in der Öffentlichkeit kommentieren. Er sagt aber auch: „Wir sind die Experten in der Praxis, wir sind an der Basis.“ Von der derzeitigen Datenlage her seien Kinder nicht in einem starken Maße potenziell gefährdet, an Covid-19 zu erkranken. „Und zu einer möglichen Rolle als Krankheitsüberträger fehlen bislang verlässliche Forschungsergebnisse.“

Sein Fazit: Die Corona-Schutzimpfungen, so der Grundgedanke, sollten zunächst diejenigen schützen, die durch Alter und Vorerkrankungen ein erhöhtes Risiko zu tragen hätten.

Verhaltene Diskussion

Auch in der Kinderarztpraxis von Dr. Christian Schleuss in Hagen-Haspe wird das Thema „Impfungen für Kinder“ bislang von den Patienten „noch sehr verhalten diskutiert: Ab und an gibt es mal Nachfragen. Mehr aber auch nicht.“ Es liefen derzeit zwar verschiedene Studien, darauf weist Schleuss hin, aber: In Deutschland sei noch kein Impfstoff für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren zugelassen. „Das schließt aber nicht aus, dass der öffentliche Druck nach und nach wachsen kann, die Impfkampagne nach dem Start für über 80-Jährige auch auf weitaus jüngere Altersstufen auszudehnen.“

Auch interessant

Doch wann das sein kann, vermag Dr. Christian Schleuss, der sich sehr für die Ausrottung der Kinderlähmung und für Polio-Schutzimpfungen engagiert, auch angesichts fehlender valider Daten zum Übertragungsrisiko bei Kindern und Jugendlichen nicht zu beurteilen.