Soloschlagzeuger Heiko Schäfer aus Hagen: Meine Rolle ist vergleichbar mit der eines Torwarts
Als Soloschlagzeuger der Hagener Philharmoniker muss ich häufig warten, bis ich den ersten Einsatz in einer Sinfonie oder Oper habe. Dieses Warten hat für Musiker viel mit Vorfreude zu tun. Es gibt zum Beispiel einige legendäre Beckenschläge in der Musikgeschichte, einer davon in Bruckners 7. Sinfonie. Darin baut sich die Energie 20 Minuten lang auf, und je näher der Moment rückt, desto größer wird die Vorfreude, weil ich selber derjenige bin, der diese Energie mit einem Beckenschlag entlädt. Das kann ein unglaubliches Glücksgefühl sein.
Dieses Warten auf den Auftritt kann einen aber auch fertigmachen, da gibt es die Angst, dass man nicht trifft, das ist wie beim Torwart und dem Elfmeter. Ich bringe meinen Schülern Mentalstrategien bei, die auch im Sport eingesetzt werden.
Keine Angst vor der Bühne
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Man muss das Thema im Zusammenhang sehen, das Warten läuft auf mehreren Ebenen ab: Die Proben, der Tag vor dem Auftritt, der Moment, wo man rausgeht in den Saal, wo das Publikum schon erwartungsvoll sitzt. Meine Mentalstrategie ist es, super gut vorbereitet zu sein. Daraus resultiert, dass ich mich immer freue, wenn ich auf die Bühne darf und keine Angst vor der Bühne habe. Das Publikum mag es nicht, mit den Künstlern mitzuleiden, nach dem Motto: Schafft er die nächste Stelle auch noch? Für eine außergewöhnliche Leistung musst Du auf Risiko gehen, wenn das Risiko fehlt, sind zwar alle Noten richtig, aber es ist schwer, zu begeistern. Und das ist ja unser Ziel: unser Publikum zu begeistern.
Meine Rolle als Schlagzeuger ist vergleichbar mit der eines Torwarts im Fußball. Der kriegt auch manchmal nur fünf harte Schüsse in einem Spiel, aber er muss 90 Minuten hellwach sein, denn es kann immer was passieren, wo er ungewöhnliche Leistung zeigen muss. Und das ist genauso wichtig, wie wenn vorne zwei, drei Leute die Tore schießen.
Vom Warten. Geschichten im Advent: Das Wort Advent hat seinen Ursprung im Lateinischen. Es bedeutet: Ankunft. Mit einer Ankunft verbunden ist: das Warten, auch das Erwarten. Diese Wörter stehen im Zentrum unserer Adventsserie. Jeden Tag erzählt uns ein Mensch, der wartet, seine Geschichte. Immer andere Menschen, immer ein anderes Warten: vorfreudig, ängstlich, traurig, lustig, tragisch, banal. So warten wir mit Ihnen auf das Weihnachtsfest.