Marco Kühne (44) ist Chef-Stuntman bei den Karl-May-Festspielen in Elspe. Der Todessprung mit brennendem Rücken ist seine Spezialität.

Seit nunmehr 20 Jahren verdiene ich meine Brötchen als Stuntman. Bevor ich bei den Karl-May-Festspielen auf der Naturbühne in Elspe beim Todessprung – meiner bekanntesten Nummer – mit Feuer auf dem Rücken in die Tiefe springe, gehe ich den Stunt noch einmal vor meinem geistigen Auge durch. Dann passe ich die Sekunde des Absprungs genau ab. Wann diese gekommen ist, wann das Warten auf den Sprung ein Ende hat? Gefühl, Erfahrung und Training sagen mir: „Los, spring jetzt!“

Marco Kühne, Stuntman beim Elspe-Festival, bei seinem Todessprung.
Marco Kühne, Stuntman beim Elspe-Festival, bei seinem Todessprung. © Privat | WP

Das Wichtigste bei einem Stunt sind eine gute Vorbereitung und präzise Planung. Ich habe mich auf Pferde- und Feuerstunts in Elspe spezialisiert. Der Todessprung ist das Ergebnis harten Trainings. Ich habe klein angefangen, mich aus zwei, drei Metern Höhe in die Tiefe gestürzt und erst nur wenig Feuer auf dem Rücken brennen lassen. Es ist eine stetige Steigerung, bis eine Nummer perfekt sitzt.

Routine ist das Schlimmste für einen Stuntman

Bei Pferde-Stunts müssen sich die Tiere voll auf uns Menschen verlassen. Der Ablauf muss immer gleich sein. Wenn bei der Vorführung Feuer mit im Spiel ist, müssen die Pferde immer zuvor komplett nass gemacht werden. Auch wenn es regnet.

In Routine zu verfallen, ist das Schlimmste, was einem Stuntman passieren kann. Denn wenn die Konzentration nachlässt – und sei es auch nur bei kleineren Stunts wie einer Schlägerei oder dem Sprung durch Glas –, passieren Unfälle. Toi, toi, toi, bin ich in den 20 Berufsjahren von größeren Verletzungen verschont geblieben.

Was alles passieren könnte – daran darf man unmittelbar vor einem Stunt nicht denken. Angst hat in meinem Berufsalltag nichts zu suchen – sonst verkrampft man und ist nicht auf die Szene fixiert. Das gilt auch für Zweifel, ob man die Nummer schafft. Dann sollte man es besser lassen. Angst ist ein schlechter Ratgeber, aber den Respekt darf man nie verlieren.

<<< Vom Warten: Geschichten im Advent >>>

Das Wort Advent hat seinen Ursprung im Lateinischen. Es bedeutet: Ankunft. Mit einer Ankunft verbunden ist: das Warten, auch das Erwarten.

Diese Wörter stehen im Zentrum unserer Adventsserie. Jeden Tag erzählt uns ein Mensch, der wartet, seine Geschichte. Immer andere Menschen, immer ein anderes Warten: vorfreudig, ängstlich, traurig, lustig., tragisch, banal.

So warten wir gemeinsam mit Ihnen, lieber Leserinnen und Leser, auf den Heiligen Abend und die Ankunft von Weihnachten.