Hagen/Sauerland. Statistisch gesehen ist es in Olpe, Winterberg oder Brilon weitaus wahrscheinlicher Unfallopfer zu werden als in Hagen. Was dahinter steckt.
In mehreren Kommunen des Sauerlandes ist die Gefahr, in einen Unfall verwickelt zu werden, statistisch größer als in den meisten anderen Gebieten unserer Region – auch als in der Großstadt Hagen. Das geht jedenfalls aus den Zahlen für das Jahr 2019 hervor, die das Statistische Landesamt IT.NRW am Dienstag veröffentlicht hat. Denn die beinhalten auch eine Rangliste der 390 NRW-Kommunen.
Für jede ist die Unfallhäufigkeit pro 1000 Einwohner berechnet worden, auf Platz 1 ist die Unfallhäufigkeit am größten, auf Platz 390 am geringsten. Mit 7,0 Unfällen liegt Borgholzhausen im Kreis Gütersloh auf Platz 1. Schon auf Platz 3 kommt aber Olpe. Und mit Drolshagen (Platz 4) gehört noch ein weitere Stadt aus dem Kreis Olpe zu den Top 5.
So sieht es in den einzelnen Kreisen der Region aus
Im ersten Viertel der NRW-Kommunen mit der größten Unfallhäufigkeit rangieren aber auch im Hochsauerlandkreis die Städte Winterberg (Platz 16), Brilon (40), Sundern (59) und Bestwig (88).
Anders im Kreis Siegen-Wittgenstein: Bad Laasphe mit Platz 206 hat noch den schlechtesten Rang, Hilchenbach mit Rang 394 ist schon fast gleichauf mit den beiden bestplatzierten NRW-Kommunen Schlangen und Leopoldshöhe im Kreis Lippe.
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Im Ennepe-Ruhr-Kreis hat Sprockhövel mit Rang 101 die größte Unfallhäufigkeit. Aber auch hier gibt es sonst eher gute Werte, Breckerfeld (326), Wetter (377), Hattingen (386) und Herdecke (392) gehören sogar zum besten Viertel in NRW.
Im Märkischen Kreis ist die Unfallhäufigkeit im kleinen Balve (Platz 78) und in Herscheid (33) recht groß, aber gerade auch größere Städte wie Menden (314), Iserlohn (278) oder Lüdenscheid (287) haben recht gute Werte. Und auch die Großstadt Hagen liegt mit Platz 226 in der oberen Hälfte der NRW-Rangliste.
Polizeibehörden gehen teils von anderen Daten aus
Doch: Die Berechnung und die Rangliste sind nicht unumstritten, so sagen etwa die Polizeibehörden in Hagen und im Kreis Olpe, dass sie die Zahlen der amtlichen Statistik nicht nachvollziehen können, da aus ihren Datensätzen andere Werte hervorgingen. Beispiel Drolshagen: Die Polizei geht nach ihren Zahlen von einer Häufigkeit von 5,5 Unfällen pro 100.000 Einwohnern aus, das Statistik-Amt von 6,7 – das macht gut 30 Plätze in der Rangliste aus.
Für Leo Krüll, Sprecher von IT.NRW, ist dies eine erklärbare Entwicklung. Man nutze zwar die Daten der polizeilichen Statistik vor Ort. „Die unterziehen wir dann aber genauen Plausibilitätsprüfungen, um zu einem genau berechneten statistischen Bild zu kommen.“ So könne es zum Beispiel vorkommen, dass Unfälle auf Autobahnen erst bei der Prüfung genau einer Kommune zugeordnet werden könnten.
Neuer Unfallatlas zeigt Häufigkeit für alle Straßen in NRW
Mit den aktuellen Zahlen ist nun auch der
online gegangen. Im Internet können alle Bürger Unfallschwerpunkte für alle Kommunen und alle Straßen aufrufen. Basis sind hier aber nur schwere Unfälle mit Verletzten, Toten oder hohem Sachschaden. In fünf Kategorien sind die Straßen farbig markiert. Im gesamten Sauerland, in Siegen-Wittgenstein, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Märkischen Kreis und Hagen dominieren die Farben lila (1 bis 5 Unfälle pro Jahr) und blau (6 bis 13 Unfälle). Vereinzelt gibt es gelbe Abschnitte (14 bis 27 Unfälle) und in Hagen auch einen orangen Abschnitt (28 bis 56 Unfälle): Aber insgesamt kein Vergleich zum Rheinland und zum Ruhrgebiet, wo die Farben gelb, orange und rot (57 bis 127 Unfälle) auf den Straßen vorherrschen.